Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Das „Korallenriff“liegt gleich hinter Grevenbroich
Warum in die Ferne schweifen? Heinz Erich Zappel aus Grevenbroich geht seinem Taucher-Hobby am liebsten in heimischen Süßwasserseen nach. Langweilig? Von wegen! Der 53-Jährige zeigt mit seinen Makrofotografien, wie vielfältig, farbenprächtig und faszinierend die heimische Unterwasserwelt direkt vor seiner Haustüre ist.
GREVENBROICH Es sind Bilder aus einer verborgenen Welt, die Heinz Erich Zappel in seiner Freizeit zu Tage fördert. Er zeigt Lebewesen, die den Betrachter auf Anhieb faszinieren – mal schillernd bunt, mal mysteriös, hin und wieder etwas unheimlich. Der 53 Jahre alte Grevenbroicher hat sich auf die Unterwasserfotografie im Makro-Bereich spezialisiert, seine „Closeups“zeigen kleine, manchmal winzige Dinge ganz groß. Was verblüfft: Zappels „Jagdgründe“liegen nicht in den Tauchparadiesen dieser Welt, sondern in heimischen Gewässern.
Für diese bricht der Hobbytaucher denn auch eine Lanze: „Wer an den Kiesgruben rechts und links der Autobahn vorbeifährt, ahnt meist nicht, welche Artenvielfalt sich in diesen Seen verbirgt“, sagt der 53-Jährige, der angetreten ist, um anderen diese Diversität vor Augen zu führen. Mit seiner Kamera hält er all das fest, was sich vorwiegend im Flachwasserbereich tummelt – von der Milbe bis zum Flußkrebs, vom Moostierchen bis zum Hecht, von der Libellenlarve bis zur Schnecke. Und seine Fotos überraschen den Laien: Das alles soll tatsächlich in einem ehemaligen Baggerloch leben? Ja, tut es.
Bis zu 150 Tauchgänge unternimmt der Speira-Mitarbeiter pro Jahr. Großartig Urlaub muss er dafür nicht nehmen, da seine Ziele meist nur wenige Autominuten von seiner Haustüre entfernt liegen. Mit im Gepäck hat er stets seine spiegellose Olympus-Kamera, die in einem „Seacam“-Unterwassergehäuse steckt. Vorwiegend taucht Heinz Erich Zappel in Tiefen bis zu fünf Metern, denn dort sind die Lichtverhältnisse am besten. Lange auf Motivsuche muss er übrigens nicht gehen – denn: „Es gibt niemals nichts zu sehen“, meint der Taucher. Heißt: Da unten wimmelt’s vor Leben. Getaucht wird das ganze Jahr über, denn irgendwie ist in den heimischen Gewässern immer Saison. Im Frühjahr lässt sich etwa der Barschlaich dekorativ in Szene setzen, im August sind es die Süßwassermedusen, die sich als Motive anbieten. Damit die Makro-Aufnahmen
gelingen, bewegt sich Heinz Erich Zappel in aller Ruhe durch die Gewässer, um die dort lebenden Tiere nicht unnötig zu stören. Auf diese Weise gelang ihm zum Beispiel eine extreme Nahaufnahme von einem Auge eines jungen Hechts.
Seit knapp fünf Jahren ist der Grevenbroicher nun auf „Makro“spezialisiert. Tipps und Tricks gibt er mittlerweile in Seminaren weiter, die er mit dem Unterwasserfotografen Dr. Georg Nies von „Seacam“hält. Zuletzt führte er Taucher aus Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden im und am Neusser Sandhofsee in die faszinierende Welt der Nahaufnahmen ein – und warb gleichzeitig für die Schönheiten, die Süßwasserseen zu bieten haben. Aus diesen Seminaren heraus hat sich zwischenzeitlich die Facebook-Gruppe „makrogehtimmer“gebildet, in der Taucher ihre schönsten Fotos präsentieren.
Sein schönstes Foto? Da will sich Heinz Erich Zappel nicht festlegen. Jedes Bild sei anders, jedes auf seine Weise faszinierend, meint der Grevenbroicher. Zum Schmunzeln bringt ihn jedoch die Aufnahme einer winzigen Mückenlarve, die ihm im Sandhofsee gelang. Das etwa fünf Millimeter große, wurmartige Tierchen, das er mehr aus Zufall zwischen Wasserpflanzen entdeckte, schwamm kerzengerade auf ihn zu – und mit seinen hörnerartigen Fortsätzen am Kopf erinnerte es ihn spontan an . . . den Osterhasen.