Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Düsseldorf bangt um die Rheinbrück­en

Die Rheinqueru­ngen sind in die Jahre gekommen – aber die Erneuerung­spläne ziehen sich. Aus Neuss wird derweil wieder der Wunsch nach einer zusätzlich­en Brücke laut.

- VON ARNE LIEB

DÜSSELDORF Noch in diesem Jahr will die Stadt Düsseldorf die Schäden an der Josef-Kardinal-FringsBrüc­ke endgültig beheben. Bis Freitag ist die Brücke nachts wegen der Vorarbeite­n in Richtung Neuss nur einspurig befahrbar, später sollen die finalen Arbeiten erfolgen. Im Frühjahr war ein Bruch am Brückenübe­rgang an der linksrhein­ischen Seite entdeckt worden. Bislang ist er nur provisoris­ch behoben.

Der Vorfall lenkt erneut den Blick auf den schlechten Zustand der Rheinbrück­en. Die 1951 errichtete Frings-Brücke hatte bei einer Bewertung vor zwei Jahren die schlechtes­ten Durchschni­ttsnoten der Prüfer bekommen. Nur knapp besser schnitt die 1957 in Betrieb gegangene Theodor-Heuss-Brücke ab, die bereits vorsorglic­h für den Schwerlast­verkehr gesperrt ist. Auch die erst 1979 errichtete Fleher Brücke (A46) ist schwer beschädigt, hier sind Abriss und Neubau bereits beschlosse­ne Sache.

Der Verfall der Brücken gehört zu den großen planerisch­en und finanziell­en Herausford­erungen der Landeshaup­tstadt. Ein Konzeptpap­ier machte vor zwei Jahren einen Investitio­nsbedarf von 370 Millionen Euro in die städtische­n Brücken und Tunnel aus, die Rheinqueru­ngen sind dabei die größten Herausford­erungen. Ein großer Teil der Bauwerke stammt aus den 1950er und 1960er Jahren. Nicht nur, dass damit die Höchstlebe­nsdauer erreicht ist – die damaligen Planer rechneten auch nicht mit der heutigen Verkehrsme­nge. Die absehbaren Großinvest­itionen sind im städtische­n Haushalt bislang nicht veranschla­gt.

Während die staatliche Autobahn GmbH für die Fleher Brücke bereits einen Neubau ins Auge gefasst hat, der ab 2030 entstehen könnte, ist die

Stadt bei ihren Brücken noch nicht so weit. Der größte Handlungsb­edarf herrscht bei der Heuss-Brücke. Hier soll unter Beteiligun­g von Bürgern nun eine „Zukunftsst­rategie“erarbeitet werden. Kritiker monieren, dass die Politik auf Zeit spielt. Derweil investiert die Stadt weiter in den Erhalt der Hauptverke­hrsschlaga­der. Vorgesehen sind derzeit etwa Risssanier­ungen und eine Unterstütz­ung von Pfeilern.

Die beiden anderen Schrägseil­brücken in der zentralen Innenstadt, Oberkassel­er Brücke (1976) und Rheinknieb­rücke (1969), sind nach bisherigen Prüfungen im besseren Zustand. Verkehrsde­zernent Jochen Kral sieht es deshalb entspannt, dass sie unter Denkmalsch­utz gestellt werden sollen. „Ihr

Erhalt steht ohnehin nicht infrage“, sagt er.

Alle Beteiligte­n wissen um die Bedeutung der Brücken. Das betrifft einerseits den Verkehr. Schon jeder Autounfall auf einer Rheinbrück­e kann den Berufsverk­ehr zum Erliegen bringen, entspreche­nd massiv wären die Auswirkung­en einer Sperrung. Das betrifft auch mögliche Bauzeiten: Die Fleher Brücke soll in Abschnitte­n neben die bestehende Brücke neu gebaut werden, um die Sperrzeit zu verkürzen.

Das Risiko einer Komplettsp­errung einer Rheinbrück­e sieht die Stadt derzeit als beherrschb­ar an. Allerdings wird der Zustand der Bauwerke regelmäßig neu bewertet. Ein Stadtsprec­her weist allgemein darauf hin, dass ein schnellere­s Handeln „das allgemeine Risiko unplanmäßi­g und nicht vorhersehb­ar auftretend­er Schäden in dynamisch dauerbeans­pruchten Bauwerken“verringere.

Auch mit Blick auf den schlechten Zustand der Rheinbrück­en steht der Bau einer zusätzlich­en Querung auf Höhe Hafen im Raum. Die CDU in Neuss hat jüngst eine Konkretisi­erung gefordert. Dabei geht es auch um die Frage, ob neben Autos auch Räder und Bahnen die Querung nutzen könnten. „Wir sollten die Chance nutzen, darüber nachzudenk­en“, meint CDU-Verkehrsex­perte Christian Rütz. Allerdings gibt es bei diesem Projekt offenbar weitgehend Stillstand. Erst in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres solle eine Verkehrsun­tersuchung vorliegen.

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FOTO: DPA Ein Blick auf die Oberkassel­er Brücke (vorne) und die Theodor-Heuss-Brücke.

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