Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Kultur hat in Neuss ein Zuhause

Auf den Straßen und Plätzen waren in der Kulturnach­t viele Wissbegier­ige unterwegs. Sie erfuhren auch von den Kümmerniss­en der Kulturscha­ffenden.

- VON KLAUS NIEHÖRSTER

NEUSS Wenn in der Stadt 26 Kulturbren­npunkte mit mehr als 100 Veranstalt­ungen ihre Pforten öffnen, dann ist das ein Ausrufezei­chen mit unüberhörb­aren Botschafte­n. Sehr her, so könnte eine Aussage lauten, das alles habt Ihr vor Eurer Haustür. Ihr seid nicht allein, wir sind bei Euch, so lautet ein anderer Trost. Die künstleris­che Szene in der Stadt bietet doch ein Riesenange­bot, so war überall zu hören. Und der Zusatz durfte selten fehlen: „Wir zeigen uns heute öffentlich, doch wir sind immer da. Nutzt unsere Vielfalt auch im Alltag!“

Das Angebot reichte am Samstag alphabetis­ch vom „AlpiNEum Neuss“bis zur Volkshochs­chule Neuss im „RomaNEum“und umfasste den Botanische­n Garten ebenso wie das Clemens-Sels-Museum, griff sogar bis zum Kulturraum Hombroich und bedachte Theater, Musikschul­e, das Quirinus-Münster, Stadtarchi­v und Stadtbibli­othek. „Genießen Sie diesen Kulturgenu­ss mit seinem Flair“: Das gab Bürgermeis­ter Breuer mit auf den Weg. Und so sah man in den Straßen und auf den Plätzen eine große Menge Wissbegier­iger, die der reichhalti­gen Kulturstad­t auf der Spur waren.

Sie wurden nicht nur mit Exponaten belohnt, sondern erfuhren auch eine Menge Kümmerniss­e der Kulturscha­ffenden. Bei allem Glanz und sämtlichen wohlgeordn­eten Kunstbestä­nden: So richtig im Lot sind die Verhältnis­se für die Kreativen in der Stadt derzeit nämlich nicht. Corona lässt immer noch grüßen... Und wie soll geheizt werden? Und gleich nebenan ist Krieg. Zwei Beispiele stehen als pars pro toto: der Botanische Garten und das Clemens-Sels-Museum.

Fröhlich empfängt uns Antje Loh im Botanische­n Garten: „Gärtnern verbindet.“Unter dem entrollten

„Urban Gardening“als beschriebe­nem Plakat ergänzt Ralf Resch – der sich ebenso dem großen Garten verschrieb­en hat –, was angestoßen werden soll: „Gemeinsam gärtnern, gesundes Gemüse anbauen, voneinande­r lernen und Inspiratio­nen erleben.“ Das ist eine ganze Menge, wenn zusätzlich angemerkt wird, wie „diese Gärtner aus Liebe“ihr Tun auch als ein gutes Beispiel für die Landesgart­enschau 2026 ansehen.

Für träumerisc­he Klangreise­n sorgte die Band „Kamengold“, und zu später Stunde anlässlich von „nachtgrün“ließen Schauspiel­er des Rheinische­n Landesthea­ters auf dem Schlauchbo­ot literarisc­h den großen Teich erstrahlen. „nachtgrün“, so erfreute sich Marcus Gerresheim, künstleris­cher Leiter des herausgepu­tzten Botanische­n Gartens, „erhellt das dunkle Einheitsgr­au.“Der Bürger sehe, so betonte Christine Vogel, „wieviel Grün und Kultur er als sozialen Klebstoff vor der Haustür findet“. Sie ist selbst voll engagiert mit Rat und Tat. Im ClemensSel­s-Museum dominierte Kultur pur.

Nach dem zerstöreri­schen Wassereinb­ruch im Mai ist man hier zum ersten Mal wieder am Start. Ein bunter Reigen war aufgeboten, wobei ein Großteil als gerettetes Inventar posierte. Die große Resonanz des Publikums spreche doch für sich, sagte Direktorin Uta Husmeier-Schirlitz – zu den Klängen von „Coffee Jazz“. Kunst wird hier auf die lockere, aber auch nachhaltig­e Art vermittelt.

Und genau diese Haltung war fast an allen Ecken und Enden zu erleben. Die Kultur hat in Neuss ein Zuhause, so waren die Botschafte­n zu verstehen. Stellenwei­se sind die Ausstellun­gsgebäude und Institutio­nen jedoch gefährdet – was auch nicht verschwieg­en wurde. Und so lautete eine Frage der bezaubernd­en bunten und klingenden Nacht: Was ist die Kultur der Stadt wert?

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FOTO: WOI (v.l.) Antonios Anissego und Jürgen Grözinger (er ist Mitglied der Deutschen Kammerakad­emie) sowie Jessica Aszodi bei ihrem Konzert im Botanische­n Garten.

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