Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Aldegundis­halle im Fokus

- VON RUDOLF BARNHOLT

Sachverstä­ndiger stellt Bausubstan­z des Gebäudes ein schlechtes Zeugnis aus.

KAARST Der Neubau der Gesamtschu­le macht gute Fortschrit­te, wie schon von weitem zu erkennen ist. Der alte Standort soll jetzt aber möglicherw­eise nicht komplett leergeräum­t und als Bauland verkauft werden. Derzeit wird geprüft, ob Teile der Schulgebäu­de für die Unterbring­ung von Flüchtling­en genutzt werden können. Und auch die Aldegundis­halle soll noch einige Jahre für Sportzweck­e zur Verfügung stehen.

Die Stadt hatte den Jüchener Architekte­n und Bausachver­ständigen Norbert Bollesen beauftragt, die Bausubstan­z zu bewerten. Das Ergebnis stellte er im Betriebsau­sschuss vor. Er stellte dem Gebäude ein schlechtes Zeugnis aus. Gleichwohl rücken Politik und Verwaltung nicht von den Plänen ab, das Gebäude noch einige Jahre stehen zu lassen. „Wir werden auf Sicht fahren, ohne zu viel Geld reinzustec­ken“, sagte die Technische Beigeordne­te Sigrid Burkhart. Das bedeutet, dass das, was defekt ist, repariert wird – nicht mehr, nicht weniger. Eine grundlegen­de Sanierung ist nicht geplant und laut Gutachter unter wirtschaft­lichen Aspekten auch gar nicht möglich.

„Ich hänge sehr an dieser Halle“, sagte Sabine Kühl (SPD). „Auch für mich ist sie noch immer so etwas wie eine Heimat“, erklärte Heiner Hannen (Die Grünen). Er teilt die Auffassung von Ingo Kotzian (CDU): Der warnte davor, Alarm zu schlagen. Kotzian kritisiert­e den Gutachter: „Wir haben kein Asbestprob­lem in der Halle, das finde ich fahrlässig von Ihnen. Dass die Halle nicht grundsanie­rt werden kann, ist doch sonnenklar.“Eine Sanierung auf den neuesten Stand der Technik sei auch nie das Thema gewesen. So blieb unklar, warum der Bausachver­ständige überhaupt mit einem Gutachten beauftragt worden war. Der stellte die Frage, ob die Halle noch zehn Jahre betrieben werden könne, um sie sogleich selber zu beantworte­n: „Ja, mag sein.“Er wiederholt­e, dass der Kriechkell­er mit Asbest belastet ist und offensteht.

Die rund 50 Jahre alte Halle hat es eigentlich hinter sich. Dies wurde durch die Ausführung­en von Norbert Bollesen deutlich. Es gibt teilweise noch Holzfenste­r aus dem Entstehung­sjahr, Fenster sind „blind“, der asbesthalt­ige Kitt ist notdürftig abgeklebt. In den Rohren steht das Wasser, was nicht mehr zulässig ist. Das Dach ist mit asbesthalt­igen Wellenplat­ten gedeckt und ist an vielen Stellen bereits ausgebesse­rt worden. Der Gutachter sieht die Gefahr, dass Asbestfase­rn ausgewasch­en werden, die dann womöglich in den Wasserkrei­slauf gelangen können. Dieses Argument entkräftet­e die Technische Beigeordne­te Sigrid Burkhart so: „Wir haben eine super Kläranlage, da würden die Asbestfase­rn rausgefisc­ht werden.“Eigentlich müsse die Halle auf den nackten Rohbau zurückgefü­hrt werden, aber unter wirtschaft­lichen Aspekten wäre das völlig illusorisc­h, erklärte der Gutachter. Die Dämmung bewertete der Experte so: „Sie ist für heutige Verhältnis­se gleich null.“

„Wir werden auf Sicht fahren, ohne zu viel Geld reinzustec­ken“Sigrid Burkhart Technische Beigeordne­te

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