Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Aldegundishalle im Fokus
Sachverständiger stellt Bausubstanz des Gebäudes ein schlechtes Zeugnis aus.
KAARST Der Neubau der Gesamtschule macht gute Fortschritte, wie schon von weitem zu erkennen ist. Der alte Standort soll jetzt aber möglicherweise nicht komplett leergeräumt und als Bauland verkauft werden. Derzeit wird geprüft, ob Teile der Schulgebäude für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden können. Und auch die Aldegundishalle soll noch einige Jahre für Sportzwecke zur Verfügung stehen.
Die Stadt hatte den Jüchener Architekten und Bausachverständigen Norbert Bollesen beauftragt, die Bausubstanz zu bewerten. Das Ergebnis stellte er im Betriebsausschuss vor. Er stellte dem Gebäude ein schlechtes Zeugnis aus. Gleichwohl rücken Politik und Verwaltung nicht von den Plänen ab, das Gebäude noch einige Jahre stehen zu lassen. „Wir werden auf Sicht fahren, ohne zu viel Geld reinzustecken“, sagte die Technische Beigeordnete Sigrid Burkhart. Das bedeutet, dass das, was defekt ist, repariert wird – nicht mehr, nicht weniger. Eine grundlegende Sanierung ist nicht geplant und laut Gutachter unter wirtschaftlichen Aspekten auch gar nicht möglich.
„Ich hänge sehr an dieser Halle“, sagte Sabine Kühl (SPD). „Auch für mich ist sie noch immer so etwas wie eine Heimat“, erklärte Heiner Hannen (Die Grünen). Er teilt die Auffassung von Ingo Kotzian (CDU): Der warnte davor, Alarm zu schlagen. Kotzian kritisierte den Gutachter: „Wir haben kein Asbestproblem in der Halle, das finde ich fahrlässig von Ihnen. Dass die Halle nicht grundsaniert werden kann, ist doch sonnenklar.“Eine Sanierung auf den neuesten Stand der Technik sei auch nie das Thema gewesen. So blieb unklar, warum der Bausachverständige überhaupt mit einem Gutachten beauftragt worden war. Der stellte die Frage, ob die Halle noch zehn Jahre betrieben werden könne, um sie sogleich selber zu beantworten: „Ja, mag sein.“Er wiederholte, dass der Kriechkeller mit Asbest belastet ist und offensteht.
Die rund 50 Jahre alte Halle hat es eigentlich hinter sich. Dies wurde durch die Ausführungen von Norbert Bollesen deutlich. Es gibt teilweise noch Holzfenster aus dem Entstehungsjahr, Fenster sind „blind“, der asbesthaltige Kitt ist notdürftig abgeklebt. In den Rohren steht das Wasser, was nicht mehr zulässig ist. Das Dach ist mit asbesthaltigen Wellenplatten gedeckt und ist an vielen Stellen bereits ausgebessert worden. Der Gutachter sieht die Gefahr, dass Asbestfasern ausgewaschen werden, die dann womöglich in den Wasserkreislauf gelangen können. Dieses Argument entkräftete die Technische Beigeordnete Sigrid Burkhart so: „Wir haben eine super Kläranlage, da würden die Asbestfasern rausgefischt werden.“Eigentlich müsse die Halle auf den nackten Rohbau zurückgeführt werden, aber unter wirtschaftlichen Aspekten wäre das völlig illusorisch, erklärte der Gutachter. Die Dämmung bewertete der Experte so: „Sie ist für heutige Verhältnisse gleich null.“
„Wir werden auf Sicht fahren, ohne zu viel Geld reinzustecken“Sigrid Burkhart Technische Beigeordnete