Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Ist das Neukirchener Bad noch zu retten?
Die vom TV Jahn angekündigte Schließung zum Jahresende beschäftigt die Grevenbroicher Politik.
GREVENBROICH Der TV Jahn wird zum Jahresende sein Hallenbad in Neukirchen schließen. Grund sind die steigenden Energiepreise, alleine die Kosten für die Gasversorgung werden nach Angaben des Vereins von heute 40.000 auf künftig 160.000 Euro klettern. Die angekündigte Schließung hat den Grevenbroicher Politikern eine Denksportaufgabe gegeben. Ist es möglich, das Bad noch zu retten?
Auf ein Ja oder Nein möchte sich Ceylan Er (SPD), Vorsitzender des Sport- und Bäderausschusses, zurzeit nicht einlassen. „Die Zukunft des Bades wird ein Thema unserer Haushaltsberatungen sein“, sagt der Kommunalpolitiker. Er gibt jedoch zu: „Ohne Gegenfinanzierung wird das sehr schwierig.“Die Ultima Ratio sei, das Bad komplett zu schließen. Der dort praktizierte Schwimmunterricht für Kinder müsse dann in die Lehrbäder und ins Schlossbad verlagert werden. „Aber so weit sind wir noch nicht.“
Was den Schwimmunterricht betrifft: „18 Kurse werden vom TV Jahn an der Viehstraße angeboten, wöchentlich lernen dort 363 Kinder das Schwimmen“, sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Kaiser. „Das sind schon Hausnummern – und es gibt ellenlange Wartelisten von Eltern, die ihre Kinder anmelden möchten.“Der Neukirchener Unions-Politiker tendiert zu einem Erhalt des Bades. Er lenkt dabei den Blick auf eine Zuweisung von 45,5 Millionen Euro, die das Land der Stadt auf Basis von Steuerschätzungen
für das Jahr 2023 überweisen werde. „Gefühlt wird von diesem Betrag noch etwas für den Haushalt übrig bleiben. Dieses Geld sollte sinnvoll eingesetzt werden.“
Kindern müsse Schwimmunterricht ermöglicht werden, meint Kaiser. „In der Pandemie ist da vieles weggebrochen, das aufgeholt werden muss. Und was passiert, wenn Kinder nicht schwimmen können, erfahren wir leider in jedem Sommer.“
Nach Ansicht der CDU müsse eine Solidargemeinschaft in der Stadt gebildet werden, nicht nur für den TV Jahn, sondern auch für andere Vereine aus dem Stadtgebiet, die extrem von den steigenden Energiekosten betroffen sind.
Kann sich eine unter Haushaltssicherung stehende Stadt überhaupt den Erhalt des Bades leisten, fragen die Grünen. „Sollte das möglich sein, erwarte ich einen entsprechenden Vorschlag von der Verwaltung“, sagt Fraktionschef Peter Gehrmann. Schon jetzt werde der TV Jahn jährlich mit 60.000 Euro aus der Stadtkasse unterstützt, käme noch mehr hinzu, gefährde das die Konsolidierung. „Und wer weiß, wie lange die alte Technik des Bades noch durchhält“, gibt Gehrmann zu bedenken. Sinnvoll sei es, in den Nahverkehr zu investieren, um Neukirchen besser an die Innenstadt und damit auch an das Schlossbad anzubinden.
Der TV Jahn hatte das ehemals städtische Hallenbad vor 24 Jahren zum symbolischen Preis von einer Mark übernommen. Vertragsgemäß wird das Gebäude nach einer Schließung wieder zurück in die Hände der Stadtverwaltung kehren.