Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Partnerschaft mit Club aus der Ukraine
Die Rotarier aus Grevenbroich feiern ihr 60-jähriges Bestehen. Zum runden Geburtstag sind die Schlossstädter eine neue Partnerschaft eingegangen. Sie arbeiten nun mit dem Rotary Club aus der ukrainischen Stadt Dnipro zusammen.
GREVENBROICH Kurz nach der nächtlichen Ausgangssperre hatte sich Valery Pavlovsky in sein Auto gesetzt. Gemeinsam mit seiner Frau Irina reiste der Rotary-Präsident aus der Millionenstadt Dnipro in aller Frühe in Richtung Westen. Das Ziel des Ehepaars: Grevenbroich. Dort warteten bereits Freunde auf die beiden Gäste aus der Zentralukraine. Seit März stehen die Rotary Clubs von Erft und Djnepr in einer engen Verbindung, aus der nun eine offiziell besiegelte Partnerschaft wurde. Die Urkunden sind am Wochenende unterzeichnet worden.
Schon kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs hatten die Grevenbroicher den Kontakt zu den Rotariern aus Dnipro aufgenommen – „um möglichst schnell Hilfe zu leisten“, sagt Präsident Stephan Pick. Und die schnelle Hilfe
„Diese große Hilfe hat dazu beigetragen, Tausende Leben zu retten“
Valery Pavlovsky Rotary Club Dnipro ist gelungen: Bislang sind Güter im Wert von 112.000 Euro in die Ukraine transportiert worden – darunter OP-Instrumente, Medikamente, Verbandsmaterial, Lebensmittel und Hygieneartikel. Unterstützt wurde die Spendenaktion vom Partner-Club aus dem niederländischen Venray, den Rotariern aus Neuss und dem Lions Club Grevenbroich.
„Diese große Hilfe hat dazu beigetragen, Tausende Leben zu retten“, sagte Valery Pavlovsky am Samstag vor vielen Gästen, die zum Festakt anlässlich des 60-jährigen Bestehens der Grevenbroicher Rotarier ins Alte Schloss gekommen waren. Alleine in den vergangenen Tagen seien 20 Tonnen Medikamente an die Kliniken der Millionenstadt verteilt worden, die Ärzte seien dankbar für die Unterstützung, betonte der Gast der Ukraine – und verbeugte sich tief vor dem Publikum.
Die Hilfe für Dnipro wird weitergehen – und ein Grundstock wurde am Samstag gelegt. Michael Werhahn
vom Rotary Club Neuss sagte beim Festakt eine weitere Spende von 7500 Euro zu, „um das Leid ein wenig zu mildern“. Bei der später erfolgten Unterzeichnung der Partnerschafts-Urkunden drückten Vertreter beider Clubs die Hoffnung auf einen baldigen Frieden aus – und auf eine Zusammenarbeit zum Wohle der Zivilgesellschaft.
Begonnen hatte der Festakt mit einem Auftritt von 40 Grundschülern aus Wevelinghoven und der Südstadt, die an der „Sing-Pause“teilnehmen. Dieses musikalische Projekt wurde vor zehn Jahren vom damaligen Rotary-Präsidenten Norbert Mohren initiiert – dank eines Fördervereins konnte es mittlerweile auf alle Grundschulen im Stadtgebiet
ausgeweitet werden. Das gemeinsame Singen von Schülern vieler Nationen und verschiedener Religionen verbinde, öffne den Blick über den Tellerrand, sagte Stephan Pick. „Das ist gelebte Integration.“
Schon seit Jahren unterstützen die Rotarier den Jugendtreff GoT in der Südstadt. Nachdem mit ihrer Hilfe die Diskothek des Hauses wieder auf Vordermann gebracht wurde, widmet sich der Club nun einem weiteren Projekt. Noch in diesem Jahr soll ein Kleinspielfeld, ein Multi-Court, auf dem Außengelände errichtet werden. Auf dem Platz sollen künftig junge Leute Fußball, Badminton oder Volleyball spielen.
„Dem gemeinsamen Sport messen wir dabei die gleiche integrative
Funktion zu wie der ,Sing-Pause’“, betonte Pick. „Beim Mannschaftssport wird Fremdenangst ab- und gegenseitiger Respekt aufgebaut.“Das nicht ganz preiswerte Projekt Multi-Court begeistere auch den Rotary-Distrikt 1870, betonte auch der künftige Governor Michael Thomas – was eine finanzielle Unterstützung erahnen ließ.
Grußworte zum 60-jährigen Bestehen des Clubs sprachen Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und Bürgermeister Klaus Krützen. Hauptredner war Harry Gatterer, Geschäftsführer des Zukunftsinstituts in Frankfurt und Wien, der deutlich machte, was Zukunft ist, wie sie entsteht und wie sich mit neuer Gestaltungslust nach vorne schauen lässt.