Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
KULTURTIPPS
Ferdinand von Schirach im Schauspielhaus
Glasunow-Symphonie vom Niederrhein
Der Apfel in Kunst, Kultur und Küche
Lesung Es gebe Geschichten, so Ferdinand von Schirach, die könne man nur in einer Hotelbar nachts einem Fremden erzählen. Wenn draußen die Menschen weitergingen, sich liebten oder hassten oder einander gleichgültig seien – und man selbst für einen kurzen Moment nicht mehr dazu gehöre und aus der Zeit gefallen sei. Vielleicht kennzeichnet genau das die Grundstimmung der Texte dieses Autors, der mit „Schuld“, „Strafe und „Verbrechen“riesige Erfolge feierte und dessen Bücher in 40 Sprachen übersetzt wurden. Sein neues heißt „Nachmittage“mit 26, teils autobiografischen Texten. Natürlich ist das ein Ereignis. Wie auch seine Lesung aus „Nachmittage“bald im Düsseldorfer Schauspielhaus, zu der man sich frühzeitig Karten sichern sollte. los
Info Schauspielhaus, 17. Oktober, 20 Uhr; Kartentelefon 0211 369911
Klassik An manchen Tagen bringt der Paketbote dem Musikkritiker mehrere dicke Pakete mit CDs. Nicht alles hat er bestellt, nicht alles interessiert ihn, trotzdem hört er fast alles. Manchmal schaut er auch nicht richtig hin, worum es eigentlich geht. Und dann kann es passieren, dass eine Platte aus der Abteilung „unverlangt eingesandt“sofort reinhaut, für Wärme und Zuneigung sorgt, mit Klang und Virtuosität imponiert. Wie bei dieser hier: die 7. Symphonie F-Dur des russischen Komponisten Alexander Glasunow (1865 bis 1936). Tolle Musik, die nationalrussische Elemente pflegt und trotzdem um das Erbe Peter Tschaikowskis keinen Bogen macht.
Und wo wurde die Platte (erschienen beim Label Dabringhaus und Grimm) aufgenommen? Ein paar Kilometer vom Homeoffice-Schreibtisch des Musikkritikers entfernt, im Theater Mönchengladbach.
Ja, die Niederrheinischen Sinfoniker unter ihrem Generalmusikdirektor Mihkel Kütson bieten hier eine wahrhaft großmeisterliche Leistung. Pracht und Präzision an allen Pulten, schöne Soli, geschmeidige Streichergruppen, Eintracht im Blech. Und ganz vorn
Buch „An apple a day .... “– das Ende dieses englischen Sprichworts ist wohlbekannt. Kein Wunder, denn der Apfel ist heute eine der beliebtesten Obstsorten in Europa. Dabei kam er einst als Exot aus Asien in unsere Breitengrade. In diesem Buch zeichnen die Autoren David J. Mabberley und Barrie E. Juniper die Geschichte dieses Alleskönners unter den Früchten auf. Was sind Äpfel überhaupt? Warum wollte schon der Entdecker James Cook sie an Bord seiner Schiffe haben? Und wie prägten sie unsere Kultur – etwa in der Kunst oder kulinarisch? Diesen und anderen Fragen gehen die Autoren nach. Und beschreiben dabei seine abenteuerliche Reise über die Kontinente nach Europa. Dieses Buch ist ein Werk zum Stöbern, die Kapitel sind übersichtlich gegliedert und mit Zeichnungen und Bildern illustriert. Ein hübsches Nachschlagewerk für alle, die Kultur, Geschichte und Naturwissenschaften mögen – und natürlich Äpfel. ha ein Chef, der diese schöne Musik nicht aufhübschen muss, sondern darauf vertraut, dass sie von selbst spricht.
Und das tut sie. Der Hörer erlebt eine rundum gesunde, optimistische Musik, die 1902 uraufgeführt wurde und mit heroischen Momenten nicht geizt. Die Aufnahmetechnik unter Werner Dabringhaus hat so großartig mitgewirkt, dass man sich bei dieser Platte eigentlich fühlt wie bei weltberühmten Orchestern. Wer nach dieser Sinfonie auf den Geschmack gekommen ist, wird üppig bedient: mit drei nicht minder klangvollen Orchesterwerken, nämlich „Stenka Razin“op. 13, dem „Poème lyrique“op. 12 und der „Overture Carnaval“op. 45.
Übrigens wurde die CD zwischenzeitlich mit dem „Opus Klassik“ausgezeichnet, als „sinfonische Einspielung des Jahres“. Das wundert den Musikkritiker kein bisschen. Wolfram Goertz