Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Ukraine erobert strategisch wichtige Stadt Lyman zurück
KIEW (ap) Das ukrainische Militär hat nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj die vollständige Kontrolle in der Stadt Lyman in der von Russland illegal annektierten Donbass-Region Donezk wiedererlangt. „Seit 12.30 Uhr ist Lyman vollständig (von den russischen Streitkräften) geräumt. Danke an unsere Militärs, unsere Krieger“, sagte Selenskyj in einer Videoansprache am Sonntag. Lyman war ein wichtiger Knotenpunkt an der russischen Front für die russische Bodenkommunikation und die Logistik.
Die Geländegewinne im Zuge der ukrainischen Gegenoffensive, bei der im September ein Großteil der Region
Charkiw zurückerobert worden war, stellten eine Demütigung für den russischen Präsidenten Putin dar und brachten ihm seltene Kritik innerhalb des eigenen Landes ein. Der Verlust der Stadt Lyman wäre ein weiterer Rückschlag für den Kreml, der den Krieg nach Scheinreferenden durch die illegale Annexion der Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson zu eskalieren sucht und vermehrt mit dem Einsatz von Atomwaffen droht.
Das britische Verteidigungsministerium schrieb am Sonntag in einem geheimdienstlichen Lagebild, das es bei Twitter veröffentlichte, das russische Militär habe sich am
RUSSLAND
Samstag angesichts ukrainischer Vorstöße aus Lyman zurückgezogen. Bei dem Rückzug über die einzige zu dem Zeitpunkt noch in russischen Händen befindliche Straße habe Russland wahrscheinlich schwere Verluste erlitten. Das Geschehen sei ein „signifikanter politischer Rückschlag“für Moskau. Die Rückeroberung der Stadt ebne den Weg für weitere Vorstöße der ukrainischen Truppen in von Russland besetztes Territorium.
Stunden nach Selenskyjs Ansprache wurde im Internet ein Video veröffentlicht, in dem ein ukrainischer Soldat sagte, die Streitkräfte hätten begonnen, die Stadt Kreminna jenseits der Grenze in Luhansk zu beschießen. Im Hintergrund war Artilleriefeuer zu hören. Russische Militärkorrespondenten bestätigten ukrainische Angriffe auf Kreminna.
Nach dem Rückzug der russischen Truppen aus der Nordostukraine in den vergangenen Wochen kamen Hinweise auf weit verbreitete Folterungen von Zivilisten und Soldaten ans Licht, insbesondere in der Stadt Isjum, wie eine Recherche der Nachrichtenagentur AP ergab. AP-Journalisten fanden in der Stadt zehn Orte, an denen gefoltert wurde, darunter eine Grube in einem Wohngebiet, ein unterirdisches Gefängnis, eine Klinik und eine Kita.