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Vor 60 Jahren kam „Dr. No“ins Kino

Der Thriller mit dem damals noch unbekannte­n Sean Connery legte den Grundstein für die James-Bond-Filmreihe.

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LONDON (dpa) Als das Kinopublik­um den Film „Dr. No“zum ersten Mal auf der Leinwand sah, war wohl niemandem bewusst, dass es der Beginn eines cineastisc­hen Phänomens war. Wer sollte ahnen, dass die ersten Worte, die der damals kaum bekannte Sean Connery in „Dr. No“spricht, weltberühm­t werden? „Bond. James Bond“, sagt Connery lässig mit Zigarette im Mundwinkel, bevor die ikonische James-Bond-Melodie einsetzt. Ein Stück Filmgeschi­chte.

Am 5. Oktober 1962 feierte der erste James-Bond-Film in London seine Weltpremie­re. In Deutschlan­d wurde „James Bond – 007 jagt Dr. No“, so der deutsche Titel, ab dem 25. Januar 1963 im Kino gezeigt.

Bevor er ein Filmheld wurde, war James Bond schon eine bekannte Romanfigur. 1953 hatte der britische Autor und ehemalige Geheimdien­stmitarbei­ter Ian Fleming seinen ersten Spionage-Roman „Casino Royale“veröffentl­icht. Bis zu seinem Tod 1964 schrieb er auf seinem Anwesen „Goldeneye“auf Jamaika insgesamt zwölf Romane – „Dr. No“war der sechste – und zwei Sammlungen von Kurzgeschi­chten um den britischen Geheimagen­ten.

Tatsächlic­h war „Dr. No“nicht die erste Adaption eines 007-Romans. „Casino Royale“wurde kurz nach Erscheinen vom US-Sender CBS für das Fernsehen verfilmt. Barry Nelson spielte 1954 den amerikanis­chen (!) Agenten Jimmy Bond, Peter Lorre seinen Gegenspiel­er Le Chiffre. Die einstündig­e Sendung geriet jedoch schnell in Vergessenh­eit.

Einige Jahre später sicherte sich der kanadische Filmproduz­ent Harry Saltzman die Filmrechte an allen Bond-Romanen bis auf „Casino Royale“

und „Thunderbal­l“(„Feuerball“). In dem Amerikaner Albert R. „Cubby“Broccoli fand er den geeigneten Partner, um das Projekt umzusetzen. Die Filmgesell­schaft United Artists genehmigte das vergleichs­weise geringe Budget von rund einer Million US-Dollar für „Dr. No“.

Gedreht wurde unter der Regie von Terence Young in nur zweieinhal­b Monaten zwischen Januar und März 1962. Die stilprägen­den Kulissen von Ken Adam wurden in den Pinewood-Studios nahe London gebaut. Die Außenaufna­hmen entstanden „on location“auf Jamaika. Legendär ist die Szene, in der das erste „Bond-Girl“Ursula Andress als Honey Rider in einem weißen Bikini aus dem Wasser steigt. So viel geballten Sex-Appeal gab es zu Beginn der 60er-Jahre kaum auf der Leinwand.

Der größenwahn­sinnige Schurke, der von einer Geheimbasi­s die Welt bedroht, die schöne Frau an Bonds Seite, das Gespräch im Büro von Geheimdien­stchef M und der amüsante Flirt mit Miss Moneypenny – „Dr. No“war die Blaupause für viele folgende Bond-Filme. Dazu gehören auch die berühmte Titelmusik, die von Monty Norman komponiert und von John Barry arrangiert wurde, der kurze Vorspann, in dem Bond in Richtung Kamera schießt, und das 007-Logo.

Bis heute gilt „Dr. No“als einer der besten James-Bond-Filme. 1962 war er ein filmischer Urknall, ein Kassenschl­ager, der ein Vielfaches seines Produktion­sbudgets einspielte und unzählige Nachahmer auf den Plan rief. Neben den genannten Komponente­n, die Teil der sogenannte­n JamesBond-Formel wurden, ist der Erfolg des Films vor allem Sean Connery und seinem Charisma zu verdanken – und Regisseur Young, der aus dem rauen Schotten den coolen Gentleman-Agenten formte.

Dass er bald auf der Straße nur noch als „Mr. Bond“angesproch­en wurde, nervte Connery. Nach fünf Filmen wurde ihm der BondRummel zu viel, und er quittierte 1967 den Agentendie­nst. Als sein Nachfolger George Lazenby nach nur einem Film hinwarf, ließ sich Connery allerdings überreden, 1971 für „Diamantenf­ieber“zurückzuke­hren. 1983 drehte er sogar noch mit einer Konkurrenz­firma das „Feuerball“-Remake „Sag niemals nie“, das nicht zur offizielle­n Reihe zählt.

Als 007 folgten Roger Moore, der auch für „Dr. No“im Gespräch gewesen war, Timothy Dalton, Pierce Brosnan und Daniel Craig. Jeder brachte etwas Eigenes mit. Aber vielen gilt Connery als bester Darsteller. Anlässlich des Jubiläums wurde in Pinewood, wo zahlreiche BondFilme gedreht wurden, eine neu eröffnete Produktion­shalle auf „Sean Connery Stage“getauft.

Unter dem Motto „60 Years of Bond“laufen viele Bond-Klassiker wieder im Kino. Beim traditions­reichen Auktionsha­us Christie‘s werden Requisiten versteiger­t. In der Londoner Royal Albert Hall steigt ein von BondKompon­ist David Arnold kuratierte­s Konzert mit der Musik der Filme, bei dem unter anderem Dame Shirley Bassey („Goldfinger“) und Hans Zimmer auftreten. Am 5. Oktober, dem „Global James Bond Day“, ist das Jubiläumsk­onzert bei Amazon Prime zu sehen.

„Dr. No“war der Auftakt zu einer Erfolgsges­chichte, die noch nicht zu Ende geschriebe­n ist. 25 offizielle Filme mit sechs verschiede­nen Hauptdarst­ellern gibt es bislang. Die Suche nach dem siebten soll demnächst beginnen. Denn selbst nach dem außergewöh­nlichen Ende des bislang letzten Bond-Thrillers „Keine Zeit zu sterben“(„No Time to Die“) wird die beliebte Reihe weitergehe­n. Wie in jedem Film seit „James Bond – 007 jagt Dr. No“stand auch da im Abspann das Verspreche­n: „James Bond will return“– „James Bond kehrt zurück“.

Dass er auf der Straße nur noch als „Mr. Bond“angesproch­en wurde, nervte Connery

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FOTO: AKG-IMAGES/EPD Sean Connery und Ursula Andress auf einem Filmplakat.

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