Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Fortunas Appelkamp wehrt sich
Der 21-Jährige sendet nach dem 4:1 eine deutliche Botschaft an seinen Trainer.
DÜSSELDORF Shinta Appelkamp steht im Bauch der Düsseldorfer Arena, als hätte er mit seinem Arbeitgeber Fortuna eine empfindliche Heimniederlage kassiert. Es ist nicht das Gesicht eines Fußballprofis, der in den vorausgegangenen 90 Minuten eine herausragende Leistung abgeliefert hat – gekrönt mit zwei eigenen Treffern und einer Torvorlage. Wie sehr es in ihm gebrodelt haben muss, zeigte sich indes schon während des Jubels nach dem zwischenzeitlichen 3:1 gegen Arminia Bielefeld. Demonstrativ legte er den Zeigefinger über seine Lippen.
Ein deutlicher Fingerzeig an seine Kritiker. Und von denen sind viele in den vergangenen Wochen aus den Ecken gekrochen. „Es hat einfach nur Spaß gemacht heute. Ich weiß, dass ich Fußball spielen kann. Ich wollte einfach nur der Mannschaft helfen. Ich denke, wir haben es sehr gut gemacht“, sagt der 21-Jährige. Und wen hat er mit seiner Geste gemeint? „Ich denke, die Leute fühlen sich angesprochen, die ich meine. Deshalb gibt es da auch nichts weiter zu sagen.“
Zu seinem angesprochenen Personenkreis zählt offenbar auch Fortunas Cheftrainer Daniel Thioune. Der hatte auch öffentlich in den vergangenen Wochen seinen Spielmacher kritisiert und ihm eine Leistungsdelle bescheinigt. Wie sehr diese Äußerungen an Appelkamp genagt haben müssen, hat Thioune wohl falsch eingeschätzt. Mit etwas Abstand gesteht er nun ein, dass man hätte mehr das Gespräch miteinander suchen sollen, um alles besser einordnen zu können. „Es ist immer besser miteinander zu sprechen“, sagt der 48-Jährige. „Manchmal lässt das der Betrieb im Alltag nicht zu. Shinta ist jetzt auf dem Weg, der beste Shinta aller Zeiten bei Fortuna zu werden. Wir alle versuchen, ihn dabei zu begleiten.“
Fühlt sich Appelkamp ungerecht behandelt? „Mit meiner Kritik ist nicht das Stadion oder die Fans gemeint, ich weiß, dass die Fans hinter mir stehen. Natürlich gibt es auch immer Leute, die in einer guten Phase direkt zu dir wollen, aber in schlechten Phasen dich fallen lassen. Ich kann das gut trennen. Gerade in den Zeiten habe ich genau gemerkt, wer hinter mir steht.“
Wird zu viel von ihm erwartet? Oder ist es auch einfach nicht fair, weil er das alles gar nicht leisten kann? Appelkamp: „Ich denke, das gehört zum Fußball dazu. Aber es wird manchmal einfach zu weit gegangen. Ich bin noch ein junger Spieler, ich will einfach nur meinen Fußball spielen und Spaß haben.“
Mit solchen Leistungen könnte er, wenn konstant vorgetragen, auch wieder ein Thema für den WM-Kader werden. Allerdings für Japan. Ein Thema noch für ihn, vielleicht auf den letzten Drücker ein Ticket für Katar zu ergattern? „Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht – ich will auch für Japan spielen.“Übelnehmen kann ihm das niemand: Bei der deutschen U21 hatte er zuletzt keinen Platz mehr, für das ATeam dürfte er in keinem Fall in Frage kommen.
„Mal schauen, was passiert“, sagt Appelkamp. „Wenn man es realistisch sieht, es steht schon der Kern des WM-Kaders, deshalb gibt es da nicht viel zu verändern.“