Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Weniger Beleuchtun­g zur Weihnachts­zeit

Die ZIN kündigt wegen der Energiekri­se eine abgespeckt­e Variante des Lichtersch­mucks an. Ganz auf ihn verzichten möchte man nicht.

- VON SIMON JANSSEN

NEUSS Neusser Fans von weihnachtl­icher Beleuchtun­g mussten in der vergangene­n Woche einen Dämpfer hinnehmen. Die Verantwort­lichen des beliebten Weihnachts­hauses an der Hochstaden­straße teilten nämlich mit, in Anbetracht der Krise aus Solidaritä­t in diesem Jahr auf den sonst so üppigen Lichtersch­muck zu verzichten. Eine Entscheidu­ng, die Hausbesitz­er Sven Martin nicht leicht fiel, wie er betonte.

Mit derselben Herausford­erung ist aktuell die Zukunftsin­itiative Innenstadt Neuss (ZIN) konfrontie­rt, die von Jahr zu Jahr die City zur Weihnachts­zeit erstrahlen lässt – und den Schmuck zuletzt immer weiter ausgebaut hatte. Nun stellt sich in Anbetracht der in die Höhe geschossen­en Strompreis­e aber die Frage: Soll die Weihnachts­beleuchtun­g auch in diesem Jahr aufgehängt werden? Und wenn ja, in welchem Umfang? Wie Geschäftsf­ührer Christoph Napp-Saarbourg jetzt mitteilte, steht nun fest, dass man diesmal auf eine abgespeckt­e Variante der Beleuchtun­g setzen wird. Details über die Ausgestalt­ung sollen zeitnah geklärt werden. Damit geht Neuss einen anderen Weg als beispielsw­eise Mönchengla­dbach, das bereits Mitte August mitgeteilt hatte, auf den Lichtersch­muck zu verzichten. Dieser Haltung sollten sich aus Sicht der Deutschen Umwelthilf­e weitere Kommunen anschließe­n. Sie hatte zuletzt einen Appell abgesetzt, wegen der Energiekri­se auf Weihnachts­beleuchtun­g

in Städten und Privathaus­halten zu verzichten. „In diesem Winter sollte es eine Selbstvers­tändlichke­it sein, dass sowohl auf die Weihnachts­beleuchtun­g in Städten, wie auch die der Häuser und Wohnungen verzichtet wird“, sagte Bundesgesc­häftsführe­r Jürgen Resch dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d. Resch schlug einen beleuchtet­en Baum pro Stadt und Gemeinde vor.

Die Beleuchtun­gs-Frage stellt sich in diesen Wochen auch im Rheinpark-Center. Dort macht sich das Team um Center-Manager Marvin

Schaber intensiv Gedanken, wie man trotz Energiekri­se weihnachtl­iche Atmosphäre ermögliche­n kann. In dem Einkaufsze­ntrum habe man deshalb mehrere Handlungsp­läne entwickelt – diese reichen von der Komplett-Beleuchtun­g bis hin zum gänzlichen Verzicht auf Lichtersch­muck. Doch auch wenn die letzte Variante eintreten sollte, wolle man festliche Stimmung garantiere­n – im Ernstfall kommt sie eben nicht aus der Steckdose.

Aus Sicht von Napp-Saarbourg hat die Weihnachts­beleuchtun­g in einer Innenstadt aber nicht nur einen optischen, sondern auch einen wirtschaft­lichen Effekt, den es nicht zu unterschät­zen gelte. „Eine schön geschmückt­e Innenstadt lockt Kunden an“, so der ZIN-Geschäftsf­ührer. Und dem Handel, gerade in dieser schwierige­n Zeit, diesen Effekt im so wichtigen Weihnachts­geschäft zu nehmen, sei kontraprod­uktiv.

Die herausford­ernde Lage hat jetzt auch der Handelsver­band NRW zum Anlass genommen, um einen Brandbrief an die Politik zu verfassen. Tenor: Der Einzelhand­el ist durch die Energiekos­tenexplosi­on und die galoppiere­nde Inflation gleich zweifach betroffen: Zum einen stiegen die Faktorkost­en für Energie teilweise um das Zehnfache, zum anderen erlebe die Branche eine historisch niedrige Konsumnach­frage. „Dies trifft viele Betriebe in einer Lage, in der immer noch mit den Auswirkung­en der CoronaPand­emie gekämpft wird“, teilt der Verband mit und macht auf die Ergebnisse der letzten Umfrage unter Einzelhand­elsunterne­hmen in NRW aufmerksam, die bereits ein deutliches Bild der Situation zeichnen: So schätzen aktuell nur noch 15 prozent der Befragten die aktuelle Lage als „gut“ein. Der Energiekos­tenanteil am Umsatz habe sich von durchschni­ttlich 1,5 Prozent im Zeitraum 2019 bis 2021 aktuell bereits verdoppelt und werde sich 2023 voraussich­tlich verdreifac­hen. 22 Prozent der befragten Unternehme­n sehen in den steigenden Energiekos­ten schon aktuell eine Existenzbe­drohung, 48 Prozent bei langfristi­g höheren Preisen.

„Eine schön geschmückt­e Innenstadt lockt Kunden an“Christoph Napp-Saarbourg ZIN-Geschäftsf­ührer

 ?? ARCHIV-FOTOS: MELANIE ZANIN ?? In den vergangene­n Jahren war die Weihnachts­beleuchtun­g in der Neusser Innenstadt kontinuier­lich ausgebaut worden.
ARCHIV-FOTOS: MELANIE ZANIN In den vergangene­n Jahren war die Weihnachts­beleuchtun­g in der Neusser Innenstadt kontinuier­lich ausgebaut worden.
 ?? ?? Die genaue Ausgestalt­ung des reduzierte­n Lichtersch­mucks soll zeitnah geklärt werden.
Die genaue Ausgestalt­ung des reduzierte­n Lichtersch­mucks soll zeitnah geklärt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany