Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Weniger Beleuchtung zur Weihnachtszeit
Die ZIN kündigt wegen der Energiekrise eine abgespeckte Variante des Lichterschmucks an. Ganz auf ihn verzichten möchte man nicht.
NEUSS Neusser Fans von weihnachtlicher Beleuchtung mussten in der vergangenen Woche einen Dämpfer hinnehmen. Die Verantwortlichen des beliebten Weihnachtshauses an der Hochstadenstraße teilten nämlich mit, in Anbetracht der Krise aus Solidarität in diesem Jahr auf den sonst so üppigen Lichterschmuck zu verzichten. Eine Entscheidung, die Hausbesitzer Sven Martin nicht leicht fiel, wie er betonte.
Mit derselben Herausforderung ist aktuell die Zukunftsinitiative Innenstadt Neuss (ZIN) konfrontiert, die von Jahr zu Jahr die City zur Weihnachtszeit erstrahlen lässt – und den Schmuck zuletzt immer weiter ausgebaut hatte. Nun stellt sich in Anbetracht der in die Höhe geschossenen Strompreise aber die Frage: Soll die Weihnachtsbeleuchtung auch in diesem Jahr aufgehängt werden? Und wenn ja, in welchem Umfang? Wie Geschäftsführer Christoph Napp-Saarbourg jetzt mitteilte, steht nun fest, dass man diesmal auf eine abgespeckte Variante der Beleuchtung setzen wird. Details über die Ausgestaltung sollen zeitnah geklärt werden. Damit geht Neuss einen anderen Weg als beispielsweise Mönchengladbach, das bereits Mitte August mitgeteilt hatte, auf den Lichterschmuck zu verzichten. Dieser Haltung sollten sich aus Sicht der Deutschen Umwelthilfe weitere Kommunen anschließen. Sie hatte zuletzt einen Appell abgesetzt, wegen der Energiekrise auf Weihnachtsbeleuchtung
in Städten und Privathaushalten zu verzichten. „In diesem Winter sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass sowohl auf die Weihnachtsbeleuchtung in Städten, wie auch die der Häuser und Wohnungen verzichtet wird“, sagte Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Resch schlug einen beleuchteten Baum pro Stadt und Gemeinde vor.
Die Beleuchtungs-Frage stellt sich in diesen Wochen auch im Rheinpark-Center. Dort macht sich das Team um Center-Manager Marvin
Schaber intensiv Gedanken, wie man trotz Energiekrise weihnachtliche Atmosphäre ermöglichen kann. In dem Einkaufszentrum habe man deshalb mehrere Handlungspläne entwickelt – diese reichen von der Komplett-Beleuchtung bis hin zum gänzlichen Verzicht auf Lichterschmuck. Doch auch wenn die letzte Variante eintreten sollte, wolle man festliche Stimmung garantieren – im Ernstfall kommt sie eben nicht aus der Steckdose.
Aus Sicht von Napp-Saarbourg hat die Weihnachtsbeleuchtung in einer Innenstadt aber nicht nur einen optischen, sondern auch einen wirtschaftlichen Effekt, den es nicht zu unterschätzen gelte. „Eine schön geschmückte Innenstadt lockt Kunden an“, so der ZIN-Geschäftsführer. Und dem Handel, gerade in dieser schwierigen Zeit, diesen Effekt im so wichtigen Weihnachtsgeschäft zu nehmen, sei kontraproduktiv.
Die herausfordernde Lage hat jetzt auch der Handelsverband NRW zum Anlass genommen, um einen Brandbrief an die Politik zu verfassen. Tenor: Der Einzelhandel ist durch die Energiekostenexplosion und die galoppierende Inflation gleich zweifach betroffen: Zum einen stiegen die Faktorkosten für Energie teilweise um das Zehnfache, zum anderen erlebe die Branche eine historisch niedrige Konsumnachfrage. „Dies trifft viele Betriebe in einer Lage, in der immer noch mit den Auswirkungen der CoronaPandemie gekämpft wird“, teilt der Verband mit und macht auf die Ergebnisse der letzten Umfrage unter Einzelhandelsunternehmen in NRW aufmerksam, die bereits ein deutliches Bild der Situation zeichnen: So schätzen aktuell nur noch 15 prozent der Befragten die aktuelle Lage als „gut“ein. Der Energiekostenanteil am Umsatz habe sich von durchschnittlich 1,5 Prozent im Zeitraum 2019 bis 2021 aktuell bereits verdoppelt und werde sich 2023 voraussichtlich verdreifachen. 22 Prozent der befragten Unternehmen sehen in den steigenden Energiekosten schon aktuell eine Existenzbedrohung, 48 Prozent bei langfristig höheren Preisen.
„Eine schön geschmückte Innenstadt lockt Kunden an“Christoph Napp-Saarbourg ZIN-Geschäftsführer