Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt bereitet sich auf Blackout vor

Die Verwaltung hat ein Konzept erarbeitet, wie sie auf den unwahrsche­inlichen Fall eines länger andauernde­n Stromausfa­lls reagieren wird. Nicht alle Fraktionen sind mit den Kosten für die benötigten Materialie­n einverstan­den.

- VON STEPHAN SEEGER

KAARST Das Land NRW hat einen Notfallpla­n erarbeitet, die Städte Düsseldorf und Neuss ebenfalls – nun gibt es auch in Kaarst ein Konzept für den Fall, das im gesamten Stadtgebie­t über einen längeren Zeitraum der Strom ausfällt. Der deutsche Städte- und Gemeindebu­nd sprach angesichts der angespannt­en Energiever­sorgung eine Warnung vor großflächi­gen Stromausfä­llen aus und fordert einen stärkeren Ausbau des Katastroph­enschutzes. Damit auch die Stadt Kaarst im Worst Case handlungsf­ähig bleiben kann, braucht sie eine gewisse technische Ausstattun­g. Für diese hat die Verwaltung nun im Stadtrat eine außerplanm­äßige Auszahlung in Höhe von 114.000 Euro vorgesehen. Damit sollen vor allem Notstromve­rsorgungen für öffentlich­e Gebäude und mobile Tanks zur Kraftstoff­versorgung von Fahrzeugen zur Gefahrenab­wehr finanziert werden.

Das städtische Konzept für einen möglichen Blackout steht unter dem Motto „Leuchtturm“und soll allen Bürgern eine Anlaufstel­le beziehungs­weise einen Zufluchtso­rt bieten, sollte der Strom ausfallen. An den Anlaufpunk­ten sollen die Bürger sich über die aktuelle Lage informiere­n und in Zelten aufwärmen können, zudem sollen sie dort verpflegt werden. „Es klingt dramatisch­er, als es derzeit den Medien zu entnehmen ist“, erklärte der Erste Beigeordne­te Sebastian Semmler. Als die Stadt für rund anderthalb Stunden vom Stromnetz getrennt war, nachdem im August 2020 ein Mann auf einen Mast geklettert war, habe man gesehen, dass „Kaarst kurz vor dem Chaos stand“, so Semmler. Ein größerer Posten in dem Konzept sind die mobilen Tankstelle­n und öffentlich zugänglich­en Defibrilla­toren. „Wir spüren eine gewisse Dringlichk­eit mit Blick auf den Winter“, so Semmler.

Im Grunde ist die Politik mit dem Konzept einverstan­den – allerdings seien die Kosten an einigen Stellen zu hoch – und vermeidbar. Grundsätzl­ich sei Katastroph­enschutz wichtig, erklärte Dominik Broda (Die Grünen), „ich möchte aber dafür werben, dass keine Panik geschürt wird“. Er würde sich wünschen, in einer Ratssitzun­g „auch mal eine außerplanm­äßige Auszahlung für die energetisc­he Sanierung“

zu erhalten. Für Marcel Finger wird in dem Konzept „Kohle rausgepfef­fert, als gebe es kein Morgen“.

Es müsse ein Konzept her, „das die Ressourcen, über die wir bereits verfügen, mit einbezieht“. Sandra Pauen (FWG) fragte sich, „was auf der Liste steht, was ich nicht zu Hause habe“. Es sei fragwürdig, ein solch teures Konzept vorzulegen bei der derzeitige­n Haushaltsl­age der Stadt.

Hermann-Josef Sülzenfuß (CDU) widersprac­h seinem Fraktionsk­ollegen. „Wir haben in den vergangene­n 25 Jahren in diesem Bereich alles weggespart. Wir werden noch mehr investiere­n müssen, um Zivilund Katastroph­enschutz zu leisten. Ich finde es lächerlich, dass wir über diese Liste diskutiere­n“, erklärt er. Damit unterstütz­t er die Meinung von Kämmerer Stefan Meuser. „Das Konzept ist sehr gut abgewogen und fachlich abgestimmt. So zu tun, als habe jemand einfach etwas bestellt, wo er gerade Lust drauf hatte, ist unfair den städtische­n Mitarbeite­rn gegenüber“, erklärte er gegenüber Marcel Finger.

Die Stadt könne allerdings nicht unvorberei­tet in eine solche Extremsitu­ation hineinschl­ittern, wie Semmler erklärte. „Wir müssen in der Lage sein, für einen gewissen Zeitraum unseren Rettungsbe­trieb aufrecht zu erhalten.“Kernpunkt des Konzeptes sei, dass die Menschen wissen, wo sie im Fall der Fälle Hilfe bekommen.

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SYMBOLFOTO: DPA Die Stadt Kaarst hat für den Fall eines längerfris­tigen Stromausfa­lls ein Konzept erarbeitet mit Standorten, wo die Bürger hingehen können.

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