Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Stadt bereitet sich auf Blackout vor
Die Verwaltung hat ein Konzept erarbeitet, wie sie auf den unwahrscheinlichen Fall eines länger andauernden Stromausfalls reagieren wird. Nicht alle Fraktionen sind mit den Kosten für die benötigten Materialien einverstanden.
KAARST Das Land NRW hat einen Notfallplan erarbeitet, die Städte Düsseldorf und Neuss ebenfalls – nun gibt es auch in Kaarst ein Konzept für den Fall, das im gesamten Stadtgebiet über einen längeren Zeitraum der Strom ausfällt. Der deutsche Städte- und Gemeindebund sprach angesichts der angespannten Energieversorgung eine Warnung vor großflächigen Stromausfällen aus und fordert einen stärkeren Ausbau des Katastrophenschutzes. Damit auch die Stadt Kaarst im Worst Case handlungsfähig bleiben kann, braucht sie eine gewisse technische Ausstattung. Für diese hat die Verwaltung nun im Stadtrat eine außerplanmäßige Auszahlung in Höhe von 114.000 Euro vorgesehen. Damit sollen vor allem Notstromversorgungen für öffentliche Gebäude und mobile Tanks zur Kraftstoffversorgung von Fahrzeugen zur Gefahrenabwehr finanziert werden.
Das städtische Konzept für einen möglichen Blackout steht unter dem Motto „Leuchtturm“und soll allen Bürgern eine Anlaufstelle beziehungsweise einen Zufluchtsort bieten, sollte der Strom ausfallen. An den Anlaufpunkten sollen die Bürger sich über die aktuelle Lage informieren und in Zelten aufwärmen können, zudem sollen sie dort verpflegt werden. „Es klingt dramatischer, als es derzeit den Medien zu entnehmen ist“, erklärte der Erste Beigeordnete Sebastian Semmler. Als die Stadt für rund anderthalb Stunden vom Stromnetz getrennt war, nachdem im August 2020 ein Mann auf einen Mast geklettert war, habe man gesehen, dass „Kaarst kurz vor dem Chaos stand“, so Semmler. Ein größerer Posten in dem Konzept sind die mobilen Tankstellen und öffentlich zugänglichen Defibrillatoren. „Wir spüren eine gewisse Dringlichkeit mit Blick auf den Winter“, so Semmler.
Im Grunde ist die Politik mit dem Konzept einverstanden – allerdings seien die Kosten an einigen Stellen zu hoch – und vermeidbar. Grundsätzlich sei Katastrophenschutz wichtig, erklärte Dominik Broda (Die Grünen), „ich möchte aber dafür werben, dass keine Panik geschürt wird“. Er würde sich wünschen, in einer Ratssitzung „auch mal eine außerplanmäßige Auszahlung für die energetische Sanierung“
zu erhalten. Für Marcel Finger wird in dem Konzept „Kohle rausgepfeffert, als gebe es kein Morgen“.
Es müsse ein Konzept her, „das die Ressourcen, über die wir bereits verfügen, mit einbezieht“. Sandra Pauen (FWG) fragte sich, „was auf der Liste steht, was ich nicht zu Hause habe“. Es sei fragwürdig, ein solch teures Konzept vorzulegen bei der derzeitigen Haushaltslage der Stadt.
Hermann-Josef Sülzenfuß (CDU) widersprach seinem Fraktionskollegen. „Wir haben in den vergangenen 25 Jahren in diesem Bereich alles weggespart. Wir werden noch mehr investieren müssen, um Zivilund Katastrophenschutz zu leisten. Ich finde es lächerlich, dass wir über diese Liste diskutieren“, erklärt er. Damit unterstützt er die Meinung von Kämmerer Stefan Meuser. „Das Konzept ist sehr gut abgewogen und fachlich abgestimmt. So zu tun, als habe jemand einfach etwas bestellt, wo er gerade Lust drauf hatte, ist unfair den städtischen Mitarbeitern gegenüber“, erklärte er gegenüber Marcel Finger.
Die Stadt könne allerdings nicht unvorbereitet in eine solche Extremsituation hineinschlittern, wie Semmler erklärte. „Wir müssen in der Lage sein, für einen gewissen Zeitraum unseren Rettungsbetrieb aufrecht zu erhalten.“Kernpunkt des Konzeptes sei, dass die Menschen wissen, wo sie im Fall der Fälle Hilfe bekommen.