Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Luxus-Anbieter leiden unter der Sparwelle
Die Händler auf dem Carlsplatz und der Kö spüren die Konsumzurückhaltung wegen der Energiekrise und Inflation deutlich.
DÜSSELDORF Viele Händler in Düsseldorf klagen über die Konsumzurückhaltung ihrer Kunden. Der Geschäftsführer des Carlsplatzes, Heiner Röckrath, spricht von Umsatzverlusten von bis zu 50 Prozent. „Die Leute halten das Geld zusammen, dass es einem Angst machen kann“, sagt der erfahrene Marktmanager. Die Stimmung bei den rund 60 Händlern des Marktes sei dementsprechend „sehr gedämpft“, aber man lasse nicht den Kopf hängen, sondern wolle die Kunden im Herbst mit Aktionen ansprechen. Auch von der Königsallee werden Rückgänge gemeldet, allerdings ist hier das Bild je nach Branche differenziert.
In der Landeshauptstadt leben viele Menschen, die mehr verdienen als der Durchschnitt im Land. Auch importiert die Stadt Kaufkraft, Menschen aus dem Umland kommen gerne in die Stadt, um hier einzukaufen. Davon leben die großen Einkaufsstraßen, erst recht die Königsallee und natürlich auch der Carlsplatz, wo Qualität hochgehalten wird und man sich etwas gönnen kann. Insgesamt aber ist die Kaufzurückhaltung groß, wie Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes NRW, bestätigt. Das Konsumbarometer sei auf einem Allzeittief. In der Corona-Erholungsphase sei gut die Hälfte der Händler zufrieden gewesen, jetzt seien es nicht mal 15 Prozent. Immerhin gäben manche Kunden größere Summen Geld aus, wenn es um eine investive Maßnahme gehe – nach dem Motto „lieber die neue Küche als dass die Inflation das Geld auffrisst“.
Der Carlsplatz ist längst mehr als ein Markt, nämlich mit mehr Gastronomie als früher auch ein beliebter Treffpunkt. Das hilft nun, denn die Aufenthaltsdauer der Kunden hat zugenommen und damit erhöhen sich Verkaufschancen. Die aktuelle Situation ist jedoch für Röckrath beispiellos. Steigende Energiepreise, die Inflation und die vielfach unklaren Zukunftsaussichten stünden wie eine Nebelwand vor den Menschen. „Keiner gibt mehr Geld aus“, bringt er die Reaktion zugespitzt auf den Punkt. Statt der Wurst vom Metzger könne es für viele jetzt auch die abgepackte Wurst sein. Die Erholungsphase nach dem harten Pandemiejahr habe allseits gut getan, jetzt aber sei es schwer, optimistisch zu sein.
Peter Weitz ist ein Obst- und Gemüsehändler mit einem breiten Angebot an seinem liebevoll aufgebauten Stand. Das Jahr habe bereits kräftige Preissteigerungen im Einkauf gebracht, berichtet er, jetzt hielten sich die Kunden bei den Spezialitäten zurück. Von Mangas und Papayas etwa bringe er nur noch die Hälfte vom Großmarkt mit. Unter dem Strich verzeichne er einen Umsatzrückgang von 30 bis 35 Prozent. Auch bei der Verfügbarkeit der Waren bringt Weitz Fragezeichen an. Die Sommer in Italien und Frankreich
seien sehr heiß gewesen, es sei unklar, wie viel Ware und zu welchem Preis sie in den nächsten Monaten zu haben sei.
Käsespezialist Carsten Wionczek verzeichnet auf dem Carlsplatz unterhalb der Woche ein Umsatzminus von rund 20 Prozent, beim Stand auf dem Gerresheimer Markt aber sei der Rückgang deutlich spürbarer. Bei den Blumenhändlern, die traditionell auf dem Carlsplatz stark vertreten sind, sieht Röckrath ebenfalls Probleme. Sie lebten vor allem vom Geschäft Winter bis Mai, jetzt aber habe die Hälfte der Gewächshausbetreiber
in Holland die Heizungen abgestellt. „Es ist unklar, welche Ware überhaupt zur Verfügung stehen wird“, sagt der Geschäftsführer. Die Amaryllis etwa sei im Dezember ein Umsatzträger. Würde sie in reduzierter Zahl zu höheren Preisen angeboten, passe dies nicht zur aktuellen Verbraucherstimmung.
Auf der Kö gehört das Porzellanhaus Franzen zu den eingeführten Adressen. Claus Franzen spricht von einer ungewöhnlichen Lage, die Tage liefen sehr unterschiedlich. Um 20 Prozent niedrigere Umsätze seien eine realistische Größe. Hans Meijers,
Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Königsallee, hört von den Luxus-Textilhändlern hingegen, dass sie zufrieden seien. Ein positives Bild bestätigt auch Breuninger-Geschäftsführer Andreas Rebbelmund für die hochwertigen Modemarken. Man sei insgesamt zwar noch nicht auf dem Niveau von 2019 angekommen, aber auf dem Weg dorthin.
Größere Sorgen als ein kleineres Umsatzminus macht laut Rebbelmund für 2023 die Kostenfrage, die Unsicherheit der Rohstoffverfügbarkeit und des Warenstroms. Man müsse sehr viele Szenarien entwerfen und habe es mit einer Rechnung mit zu vielen Variablen zu tun. „Das sorgt für Unsicherheit.“Zumindest beim Verbraucher, so hofft es Peter Wienen als Chef der IG Kö, sorgt die nun angekündigte Gaspreisbremse für mehr Sicherheit. Das hoffen die Händler auch.