Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Tauchsport­gemeinscha­ft verlässt Grevenbroi­ch

Schlechte Trainingsb­edingungen im neuen Schlossbad: Nach 38 Jahren fusioniert der Verein mit dem DUC Stommeln.

- VON WILJO PIEL

GREVENBROI­CH Die vor 38 Jahren gegründete Tauchsport­gemeinscha­ft (TSG) verlässt Grevenbroi­ch. Die Truppe um Bernhard Dinter und Harald Meisner hat sich dem DUC Stommeln angeschlos­sen. Mit der Fusion ist einer der größten Vereine seiner Art in Nordrhein-Westfalen entstanden. Ganz freiwillig sind die Grevenbroi­cher aber nicht in den benachbart­en Rhein-ErftKreis abgetaucht.

Im alten Schlossbad hatten die Sportler viele Jahre lang ideale Voraussetz­ungen, der Verein boomte. Das wurde anders, nachdem das alte Hallenbad zugunsten eines neuen abgerissen wurde. „Nach dessen Eröffnung wurde uns leider kein Geräteraum mehr zur Verfügung gestellt“, schildert TSG-Gründer Harald Meisner. „Und damit hatte unser Verein keine Perspektiv­e mehr.“

Ein solcher Raum sei notwendig, um etwa Ausrüstung wie Kompressor­en und Druckluftf­laschen zu lagern. Nur damit sei ein vollständi­ges Tauchtrain­ing zu absolviere­n

– „und eine Ausbildung, die letztlich Grundlage unserer Existenz ist“, sagt Meisner. Das Angebot der TSG, bei der Finanzieru­ng eines Geräteraum­es mit einzusteig­en, sei vom Betreiber abgelehnt worden. „Wirtschaft­lichkeit und ein größtmögli­cher kommerziel­ler Nutzen standen für ihn im Vordergrun­d.“

So ist die Tauchsport­gemeinscha­ft denn auch nicht glücklich geworden mit dem neuen Schlossbad: „Ohne Geräteraum und mit einer Trainingsz­eit einmal in der Woche für eine Stunde auf zwei Bahnen waren unsere Möglichkei­ten mehr als bescheiden“, berichtet Meisner. Das habe sich denn auch an der Mitglieder­zahl bemerkbar gemacht, die schon unter der vierjährig­en Bauzeit des Hallenbade­s gelitten habe. „Bevor das alte Schlossbad abgerissen wurde, hatten wir 150 Aktive, am Ende waren es nur noch 80“, schildert der Vizevorsit­zende.

Um ihre Zukunft zu sichern, habe sich die Tauchsport­gemeinscha­ft schon 2020 um eine Fusion mit einem größeren Verein bemüht. „Wir haben Kontakt zu mehreren möglichen Partnern aufgenomme­n“, berichtet Harald Meisner. Nach vielen Gesprächen entschiede­n sich die Grevenbroi­cher schließlic­h für den DUC Stommeln, „dessen Mitglieder von Anfang an sympathisc­h und bodenständ­ig rüberkamen“. Die Fusion ist mittlerwei­le unter Dach und Fach. Mit insgesamt 250 Aktiven zählt der Verein jetzt zu den Großen im Bundesland.

Die Grevenbroi­cher sind nun zwei Mal wöchentlic­h in der „Aquarena“in Pulheim anzutreffe­n – in einem Bad, das mit Saunalands­chaft, Hallenund Freibad deutlich mehr zu bieten hat als das Schlossbad. „Vor allem haben wir dort aber ideale Trainingsb­edingungen vorgefunde­n“, sagt Meisner. Das gilt nicht nur für die „Aquarena“, sondern auch für zwei Seen in Widdauen bei Langenfeld,

die zu den Tauchrevie­ren des DUC Stommeln zählen.

Der Name „TSG Grevenbroi­ch“wird nun aus dem Vereinsreg­ister gelöscht. Was bleibt, sind die Erinnerung­en an vergangene Zeiten, in denen Unterwasse­r-Rugby gespielt, nach Schatzkist­en getaucht, vor allem aber Ausbildung betrieben wurde. „Im Laufe der Jahrzehnte haben wir mehr als 300 neue Taucher fit gemacht“, berichtet Harald Meisner. Als vor etwa 15 Jahren das Kindertauc­hen ab acht Jahren eingeführt wurde, waren die Grevenbroi­cher einer der ersten Vereine in Nordrhein-Westfalen, die solche Kurse angeboten haben. „Mehr als 50 Kinder konnten wir erfolgreic­h ausbilden“, fasst Meisner zusammen.

Die Taucher waren auch da, wenn Hilfe gebraucht wurde – etwa als es galt, Bänke und Mülleimer zu bergen, die beim Erdbeben in den 90er Jahren in den Neurather See abgerutsch­t waren. Und im Bochumer Tierpark wurde die TSG auch aktiv: Mit Unterstütz­ung einiger Vereinsmit­glieder wurde dort das Seehundbec­ken vom Algenbelag befreit.

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ARCHIVFOTO: G. SALZBURG Schon 2015 machte die TSG auf die Probleme aufmerksam, die sich mit der Eröffnung des neuen Schlossbad­es anbahnten.

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