Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Feuerwehr warnt vor gefährlichen „Alternativen“zur Gasheizung
Energiesparen um jeden Preis: Im Internet kursieren Anleitungen für riskante Brennstellen in Innenräumen. Grevenbroicher Retter beobachten das mit Sorge.
GREVENBROICH Abenteuerliche Konstruktionen mit Teelichtern, Ethanol-Brennstellen, die für Innenräume geeignet sein sollen – und Rohrsysteme, die angeblich das Heizen mit Holzkohle aus dem Grill daheim ermöglichen: Im Internet kursieren zum Teil ziemlich verrückte Anleitungen für Wärmequellen, die als günstige „Alternativen“zum Heizen mit teurem Gas oder Öl angepriesen werden. Bei der Feuerwehr Grevenbroich lösen solche Anleitungen große Sorge aus: Die Retter befürchten, dass sich dadurch auch in der Schlossstadt Menschen in Lebensgefahr bringen könnten.
„Es ist nichts dagegen einzuwenden, mit Kerzen zu Hause für eine heimelige Atmosphäre zu sorgen. Aber viele denken nicht daran, dass das eine Gefahrenquelle ist“, sagt Thomas Kuhn, Sprecher der Feuerwehr
Grevenbroich. Wer Kerzen aufstellt, sollte sie nie unbeaufsichtigt brennen lassen – und dafür sorgen, dass sich keine brennbaren Gegenstände wie Vorhänge in der Nähe befinden. Und dafür, dass die Kerzen möglichst in einem Gefäß aus Glas oder Porzellan stehen. „Kerzenöfen“etwa aus Terrakotta-Töpfen und Teelichtern können ein Risiko darstellen. „Wenn alles gut geht, erlöschen Teelichter einfach. Aber nicht immer geht alles gut“, sagt Thomas Kuhn: So sei es schon vorgekommen, dass solche Konstruktionen umgekippt sind. Im besten Fall kokelt dadurch „nur“eine Tischplatte an. „Wenn der Tisch aber mit einer Tischdecke bedeckt ist oder Zeitungen in der Nähe liegen, kann sich daraus schnell ein Brand entwickeln.“
Die Heizleistung von Kerzen gilt als überschaubar. Die Wärmeausstrahlung eines Teelichts etwa ist vergleichbar mit der einer alten
Glühlampe – nicht ansatzweise so stark wie die einer Heizung oder die eines Radiators. „Dafür, dass man vergleichsweise wenig erreicht, gehen viele Menschen ein großes Risiko ein“, sagt Kuhn.
Doch es gibt noch ganz andere „Alternativen“zu Gas- und Ölheizungen, die im Netz kursieren. Beliebt sind Ethanolbrennstellen. In den Kaminen brennt Ethanol – ein flüssiger Stoff, der sich bei Hitze in brennbares Gas umwandelt.
„Es kommt immer wieder vor, dass Menschen durch Stichflammen oder kleine Explosionen verletzt werden, weil sie Ethanol einfüllen, das sich entweder durch eine verborgene Flamme in der Brennstelle oder durch reichlich Gas in der Luft schlagartig entzündet. „Das ist hochgefährlich“, warnt der Feuerwehrmann. Vor zwei Wochen etwa erlitt ein Mann in Sachsen-Anhalt bei einer Verpuffung in seiner Wohnung – mutmaßlich ausgelöst durch einen Ethanolkamin – schwere Verbrennungen.
Es gibt aber noch andere gefährliche Heiz-„Alternativen“. „Die mit Abstand dümmste Form des Heizens in der Wohnung ist das offene Feuer in Form eines Grills“, sagt Thomas Kuhn. „Auch da sehen wir mit großer Sorge Online-Anleitungen.“Das Problem: Brennt Kohle in geschlossenen Räumen, werden große Mengen Kohlenmonoxid freigesetzt, die eine tödliche Wirkung haben. Tests sollen gezeigt haben, dass nur 800 Gramm Grillkohle binnen zwei Stunden eine CO-Konzentration an der Grenze zur Ohnmacht freisetzen. „Rauchmelder können das nicht erkennen“, sagt Kuhn: Die Melder schlagen nur an, wenn sie Rauch detektieren. Das giftige Gas ist unsichtbar. Abgesehen von der erstickenden Wirkung ist auch bei Grills in der Wohnung das Brandrisiko immens hoch.