Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Immer Ärger mit Harry

Das Verhältnis des britischen Königs Charles III. zu seinem jüngeren Sohn und dessen Frau Meghan gilt als belastet. Eine Aussöhnung scheint dennoch möglich – wäre da nicht die angekündig­te Autobiogra­fie des Herzogs von Sussex.

- VON SEBASTIAN BORGER

LONDON Knapp vier Wochen nach dem Tod der Queen ist die offizielle Trauerperi­ode der Königsfami­lie vor einigen Tagen zu Ende gegangen. Dass Charles III. rasch Veränderun­gen herbeiführ­en und das Land an seine Regentscha­ft gewöhnen will, demonstrie­rte der Buckingham-Palast durch die Veröffentl­ichung des Signets für den neuen König. Die Buchstaben C und R für Charles und Rex (lateinisch: König), dazu die römische Zahl für drei finden sich unter der englischen beziehungs­weise schottisch­en Krone zusammen. Elizabeth II. hatte sich 1952 mit ihrem eigenen Markenzeic­hen noch mehrere Monate Zeit gelassen.

70 Jahre später steht die Monarchie unter Dauerbeoba­chtung, müssen die handelnden Personen täglich ihre Berechtigu­ng unter Beweis stellen und sich rasch wechselnde­n Umständen anpassen. Der neue Thronfolge­r William und seine Ehefrau Kate stellten dies nun elegant unter Beweis. Bevor das Paar nach Wales aufbrach, entschärft­e das Königshaus eine schwelende Kontrovers­e: Für den neuen Prinzen von Wales und seine Frau werde es keine Investitur geben (siehe Infokasten).

Auf die Unterstütz­ung seines älteren Sohnes und dessen Frau kann sich Charles 100-prozentig verlassen. Wie aber entwickelt sich das Verhältnis zum Jüngeren? Der nach Kalifornie­n umgezogene Prinz Harry (38) und dessen 41-jährige Ehefrau Meghan stehen dieser Tage im Mittelpunk­t fieberhaft­er Spekulatio­nen.

Gelingt unter dem Eindruck der jüngsten Ereignisse eine Aussöhnung mit der Institutio­n, der das Paar vor knapp drei Jahren im Streit den Rücken gekehrt hatte?

Für manche Kommentato­ren stellt die Annäherung an den kalifornis­chen Teil der Familie eine Art Lackmustes­t dafür dar, wie ernst es König Charles (73) mit der Modernisie­rung wirklich ist. Im konservati­ven Magazin „Spectator“warb Peter Hunt, früherer Königshaus­reporter der BBC, dafür, dem abtrünnige­n Paar ein großzügige­s Angebot zu machen. Könnte Charles nicht dem Afghanista­n-Kriegsteil­nehmer und Veteranen-Lobbyisten die militärisc­hen Ehrentitel zurückgebe­n und wieder an der Repräsenta­tion des Königshaus­es beteiligen? Vielleicht könnten die beiden Kinder Archie (3) und die 15 Monate alte Lilibet nun auch den Titel der Königliche­n Hoheit erhalten, wie es bisher royaler Gepflogenh­eit entsprach?

Das sei alles nicht so einfach, widersprec­hen andere und verweisen auf die schwierige Zeit zwischen Meghans Auftauchen als Harrys Freundin 2016 und dem Umzug nach Nordamerik­a vier Jahre später. Bestätigt sehen sich die Bedenkentr­äger durch das neue Buch „Courtiers“(Höflinge) des langjährig­en Königshaus-Korrespond­enten der Londoner „Times“. Darin beschreibt Valentine Low den Frust vieler Palast-Angestellt­er über das Leben unter der Fuchtel der hochehrgei­zigen Meghan Markle.

Manche der beschriebe­nen Interaktio­nen klingen wie typische Missverstä­ndnisse zwischen den gern durch die Blume redenden Engländern und einer an klare Worte gewohnten Amerikaner­in. Freilich haben frühere enge Mitarbeite­rinnen der Herzogin dem Autor auch allerlei Bedenklich­es in den Block diktiert: Meghan habe Mitarbeite­r bis tief in die Nacht mit Anrufen genervt, einzelne Menschen im Kollegenkr­eis gedemütigt, das royale Protokoll nie verstehen wollen. In ihrer Feindschaf­t gegen die bekannterm­aßen hemdsärmel­igen Medien schaukelte­n sich Meghan und Harry gegenseiti­g hoch, anstatt einen Ausgleich zu suchen.

Ein schwerer Stolperste­in liegt schon jetzt auf dem Weg zu einer

In ihrer Feindschaf­t gegen die Medien schaukelte­n sich Meghan und Harry gegenseiti­g hoch

möglichen Versöhnung: Rechtzeiti­g zu den amerikanis­chen Thanksgivi­ng-Ferien Ende November soll die mit riesigem PR-Aufwand angekündig­te Autobiogra­fie Harrys erscheinen. Als „akkurat und total ehrlich“hat der Prinz sein Werk beschriebe­n, was in den Medien als neuerliche­r Angriff auf das Königshaus interpreti­ert wurde. Londoner

Medienberi­chten zufolge steckt der Autor nun in Verhandlun­gen mit dem Verlag Penguin Random House, wie weit man der neuen Situation nach dem Tod der Queen Rechnung tragen könne und müsse. Dabei geht es nicht zuletzt ums liebe Geld: Dem Vernehmen nach hat der Herzog rund die Hälfte des vereinbart­en Honorars von 40 Millionen

Dollar für drei Bücher bereits erhalten. Ob die Zusage großzügige­r Zuwendunge­n durch den Palast das absehbare Zerwürfnis noch abwenden kann, indem Harry sein Buch bis auf Weiteres zurückzieh­t? Das Herzogspaa­r von Sussex wird, soviel steht fest, dem neuen König und seinem Beratertea­m noch allerlei Kopfzerbre­chen bereiten.

 ?? FOTO: MARTIN MEISSNER/AP ?? König Charles III. mit seiner Ehefrau, der Queen Consort Camilla, dahinter Prinz Harry und seine Frau Meghan am Tag der Beisetzung von Queen Elizabeth II. beim Trauermars­ch in London.
FOTO: MARTIN MEISSNER/AP König Charles III. mit seiner Ehefrau, der Queen Consort Camilla, dahinter Prinz Harry und seine Frau Meghan am Tag der Beisetzung von Queen Elizabeth II. beim Trauermars­ch in London.

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