Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Armut erhöht die Corona-Gefahr
Eine aktuelle Studie zeigt, welchen Einfluss der soziale Status hat.
DÜSSELDORF Die Corona-Pandemie hat neben den bloßen Erkrankungsund Todesraten zahlreiche unschöne Nebenwirkungen. Eine davon ist, dass Sars-Cov-2 weltweit auch die Kluft zwischen Arm und Reich drastisch vergrößert hat. Erhebungen der Organisation Oxfam zeigen etwa für Deutschland: Die zehn reichsten Personen haben seit Beginn der Pandemie ihr Vermögen von umgerechnet rund 125 Milliarden Euro auf etwa 223 Milliarden Euro nahezu verdoppelt. Dieser Gewinn entspreche annähernd dem Gesamtvermögen der ärmsten 40 Prozent.
Menschen, die in finanziell schwachen Verhältnissen leben, trifft diese Entwicklung besonders hart. Denn wer weniger Geld verdient und in beengten Verhältnissen wohnen muss, hat auch ein erhöhtes Risiko, sich mit Covid-19 zu infizieren und daran zu sterben. Dies zeigten in der Vergangenheit Studien aus den USA und Großbritannien. Aber auch das RobertKoch-Institut stellt einen eindeutigen Zusammenhang her zwischen sozialem Status und der Sterblichkeit durch Covid-19. Demnach lag im Winter 2020/2021 alleine in den Monaten Dezember und Januar die Covid-19-Sterblichkeit in finanziell stark benachteiligten Regionen um rund 50 bis 70 Prozent höher als in Regionen mit geringer finanzieller Benachteiligung.
Eine der größten Daten-Erhebungen in diesem Zusammenhang hat die AOK Rheinland gemeinsam mit den Universitätskliniken Düsseldorf durchgeführt. Sie stellten einen Zusammenhang her zwischen Arbeitslosigkeit und einer CoronaErkrankung. Mehr als 1,3 Millionen Patientendaten wurden dazu im Zeitraum Januar bis Juni 2020 ausgewertet. Sie zeigten, dass vor allem Langzeitarbeitslose viel häufiger wegen einer Covid-Erkrankung ins Krankenhaus eingewiesen werden mussten. Bezieher von Arbeitslosengeld II hatten laut AOK ein um 84 Prozent erhöhtes Risiko für einen Covid-19-bedingten Krankenhausaufenthalt. Besonders alarmierend sind die Erkenntnisse zu Kindern: Laut AOK und Unikliniken hat auch der Nachwuchs der betroffenen Erwachsenen ein 1,36-fach erhöhtes Risiko für einen schweren CoronaVerlauf mit Krankenhausaufenthalt im Verhältnis zu Kindern von arbeitnehmenden Versicherten.
In der Studie untersucht wurden 688.705 Kinder und Jugendliche; das Durchschnittsalter lag bei 8,3 Jahren. „Das ist eine der weltweit ersten großen Untersuchungen zu sozialen Ungleichheiten von Covid-19 bei Kindern und Jugendlichen“, so Nico Dragano, Direktor des Instituts für Medizinische Soziologie am Universitätsklinikum Düsseldorf, in einer Pressemitteilung. „Obwohl schwere Verläufe bei Kindern selten sind, sehen wir dennoch, dass es gerade ärmere Familien trifft.“Ein Grund dafür könnte sein, dass sie häufiger durch andere Grunderkrankungen vorbelastet sind.
Das RKI zeigt einen Zusammenhang zwischen Sozialstatus und der Sterblichkeit durch Covid-19