Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Kraftwerke für den Balkon
Strom selber produzieren liegt im Trend, etwa durch Fotovoltaikanlagen für zu Hause. Antworten auf die Frage, wann sie sich rentieren.
DÜSSELDORF Das Balkon-Kraftwerk steht bei Eigenheimbesitzern und Mietern, die über einen entsprechenden Außenbereich verfügen, aktuell hoch im Kurs. Gestiegene Energiepreise wecken bei Verbrauchern den Wunsch, selbst Energie zu produzieren. Die Solaranlagen, die mit einem herkömmlichen SchukoStecker betrieben werden, den man von der Haushaltssteckdose kennt, sind in allen Preislagen gefragt und in Baumärkten teilweise bereits ausverkauft.
Wie man sie in Betrieb nimmt und den selbst produzierten Strom nutzen kann, erklärt Jörg Sutter, Fotovoltaik-Experte bei der Verbraucherzentrale NRW und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie: „Zwar bieten FotovoltaikHandwerker das auch an, wer aber gerne bastelt und einige handwerkliche Fähigkeiten hat, kann das auch selber machen: Die Stecker-Solargeräte kommen meist als Komplettsets und sind zum Selbstaufbau gedacht.“Das Gerät kommt dann an den Wechselrichter, der Gleichstrom in Wechselstrom umwandelt, und dann in die Steckdose.
Hier gibt es allerdings den ersten Haken: „Wenn ich einen Netzbetreiber habe, der darauf besteht, dass ich die Anlage nicht an den Schuko-Stecker, sondern an die Wieland-Einspeisesteckdose anschließe, dann muss ein Elektriker die Steckdose austauschen“, so Sutter. Das Problem: Fachbetriebe wären für solch kleine Aufgaben, die der Laie nicht selbst machen kann, einerseits derzeit schwer zu haben und anderseits müssten Mieter bei so einer baulichen Veränderung erst den Vermieter um Erlaubnis fragen.
Netzbetreiber und viele Stadtwerke, etwa auch die Netzgesellschaft Düsseldorf, würden da mitunter bewusst bremsen, sagt Sutter: Dabei sei auch der Betrieb an einer normalen Steckdose sicher: „Bisher ist kein einziger Fall von Sachschäden oder verletzten Personen bekannt geworden. Das liegt daran, dass die verwendete Technik ausgereift ist und die gleichen Komponenten in professionell installierten Fotovoltaikanlagen eingesetzt werden“.
Zu beachten ist in jedem Fall, dass die Geräte nach der Anschaffung sicherheitshalber angemeldet werden sollten, auch wenn unklar ist, ob sie mit ihrer relativ geringen Leistung überhaupt als Erzeugeranlage zu gelten haben. Die Anmeldung erfolgt meist per Onlineformular beim Netzbetreiber.
Aufgrund der gestiegenen Nachfrage
ist auch der Preis für SteckerSolargeräte stark gestiegen: Für ein Komplettset mit einem Modul um die 400 Watt Leistung kann man mit 500 bis 600 Euro rechnen, für zwei Module mit rund 1000 Euro und mehr. Kleinere Geräte mit weniger Leistung gibt es bereits für deutlich weniger. Erlaubt sind maximal 600 Watt als Grenze bei der Einspeiseleistung, die am Wechselrichter limitiert werden. Module mit nominell mehr Nennleistung erreichten diese in der Praxis ohnehin meist nicht, wenn sie nicht optimal, in schräger Ausrichtung an der Außenwand
oder am Balkongeländer angebracht seien, sagt Sutter.
Man kann die Geräte auch auf dem Balkon abstellen, Mieter brauchen hier keine Zustimmung des Eigentümers. „Auf dem Balkon haben sie aber schlechte Erträge, Geländer bringen ja Schatten“, sagt Sutter. Außen, an der Brüstung oder Fassade, müssen Mieter aber aufpassen, wie der Deutsche Mieterbund betont: „Beides gehört nicht zur Mietsache, daher müssen Vermieter:innen einer Installation dort zustimmen. Dafür können sie etwa Nachweise über die fachgerechte Installation
verlangen“, heißt es dort. Der Balkon muss kein reiner Südbalkon sein, West- oder Ostausrichtung funktioniere auch.
Am besten sollten hohe Bäume oder ein Nachbarhaus die Sonneneinstrahlung nicht zu sehr beeinträchtigen. Ein Modul mit einer Größe von grob 1,70 Meter mal 1,10 Meter reiche für einen kleineren Haushalt mit zwei Personen aus, für einen größeren Haushalt mit vier Personen wird ein Kraftwerk mit zwei Modulen empfohlen.
Zwischen fünf und zehn Prozent ihres eigenen Stromverbrauchs können Bewohner damit im Schnitt decken, oft sogar einen Großteil der Mittagslast. „Bei den aktuellen Strompreisen ist das ein Argument. Bis zu 70 Euro oder bei steigenden Preisen auch 80 bis 90 Euro jährlich kann man damit sparen“, so Sutter. Es dauert also ein paar Jahre, bis sich das Gerät rentiert, oft kommen Stecker-Solargeräte aber mit langer Herstellergarantie.