Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Traditionsbäcker baut den Weizen für seine Brote selber an
Die Inhaber führen seit mehr als 30 Jahren einen Betrieb in Ahaus. Lange haben sie überlegt, wie sie nachhaltiger werden. Die Antwort lieferte ein Bauer.
AHAUS In deutschen Fußgängerzonen reiht sich Bäckereikette an Bäckereikette, im Supermarkt liegt kiloweise billiges Industriebrot, und immer mehr Traditionskonditoreien müssen wegen Nachwuchsmangel schließen. Unter diesen erschwerten Bedingungen hat Bäckermeister Manfred Verweyen es geschafft, sich von der Masse abzuheben: Er backt das Brot für seine Kunden mit eigens angebautem Weizen. „Ich war schon immer ein Fan von kurzen Wegen und davon, das Geld im Dorf zu lassen“, sagt der 59-jährige Ahauser, dem eine Bäckerei gehört.
Lange habe er darüber nachgedacht, wie er nachhaltiger wirtschaften könne. Im vergangenen Jahr kam ihm und seiner Frau Susanne dann die Idee mit dem eigenen Getreide. Schnell fanden sie in Gerd Schulze-Schwering aus Ahaus einen Landwirt für ihr Vorhaben – und schlossen einen Deal: Für 59 Euro pro 100 Kilogramm kaufen sie ihm regelmäßig Weizen ab.
„Das sind nur zwei Euro mehr, als wir sonst für diese Menge zahlen würden“, sagt Verweyen. Doch das Getreide muss ja noch in einer Mühle zu Mehl verarbeitet werden. Das
Ehepaar wurde schließlich in Recklinghausen fündig, bei Roland Mills United. Nun war der Weg fürs Backen mit dem eigenen Getreide frei.
Damit überzeugt Verweyen nicht nur seine Kunden, sondern auch die Jury des Wettbewerbs „Wirtschaft im Wandel“, den die Rheinische Post gemeinsam mit der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“und dem General-Anzeiger Bonn ausrichtet. Verweyens Bäckerei gewann mit zwei weiteren Unternehmen, die unsere Redaktion bald vorstellt, in der Kategorie Handwerk und kleine Unternehmen.
Susanne Verweyen hatte von dem Wettbewerb gelesen und die Bewerbung geschrieben. „Dafür bin ich meiner Frau sehr dankbar. Wir freuen uns über den Preis“, sagt Manfred Verweyen. Das Paar führt seine Bäckerei seit 1991 und eröffnete im Laufe der Jahre drei weitere Verkaufsstellen. Heute beschäftigt es 22 Mitarbeiter, darunter vier Bäcker und vier Konditoren. Und das Geschäft läuft gut: 1,4 Millionen Euro Umsatz mache man im Jahr. Der Gewinn liege im sechsstelligen Bereich, so Verweyen. Eine genaue Zahl möchte er nicht nennen, sagt aber: „Wir sprechen von deutlich über 100.000, aber unter 300.000 Euro.“Und nun wirbt das Ehepaar auf Instagram für sein nachhaltiges Geschäftsmodell. Das komme bei den Kunden gut an, sagt Verweyen.