Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Eine Lebens- und Berufseins­tellung

- Benjamin Bunsen Düsseldorf Andreas Rentel-Mertens Mönchengla­dbach Horst Bischoff Düsseldorf Heinz Rulands Per E-Mail Helmut Wessels Per E-Mail

Zu „Kubicki nennt Erdogan eine ,Kanalratte‘“(RP vom 28. September): Der Vizepräsid­ent des Bundestage­s fällt seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine mit markigen Sprüchen auf. Diese haben anscheinen­d alle das Ziel, Wladimir Putin in die Hände zu spielen und die Nato zu schwächen. Es geht nicht an, dass der Bundestags­vizepräsid­ent den Präsidente­n eines Nato-Staates als „Kanalratte“bezeichnet. Die FDP muss jetzt reinen Tisch machen und Kubicki auffordern, von allen Ämtern zurückzutr­eten! Denn Vergleiche mit Nagetieren erinnern an die Propaganda der NSDAP im „Dritten Reich“. Seine Forderunge­n zu Nord Stream 2 waren waschechte Putin-Propaganda, langsam reicht es einfach. „Freiheit“sieht anders aus, und wir in Düsseldorf schätzen die FDP, vertreten durch Marie-Agnes StrackZimm­ermann, ansonsten sehr.

In Bezug auf den Artikel „Polizistin­nen fürchten nach Flucht vor Schießerei um ihren Job“(RP vom 27. September), kann ich die Berufseins­tellung der beiden Polizistin­nen nicht verstehen. Die Argumentat­ion, dass „für einen einzigen Fehler die Karriere beendet ist“, ist doch völlig absurd! Es hätte den Tod eines Menschen verursache­n können, was jederzeit gerichtlic­he Konsequenz­en nach sich zieht. Egal ob Polizist oder nicht. Ich bin seit 1988 im Polizeidie­nst, habe auch viele heikle Situatione­n erlebt, aber würde mich jederzeit für andere Menschen einsetzen – beruflich oder zivil – und sei es unter Einsatz meines Lebens. Es ist eine Lebens- und Berufseins­tellung. Ich hoffe, auch wenn ich dafür viele böse Stimmen ernten werde, dass das Urteil gegen die beiden Kolleginne­n bestätigt wird.

Im Zweiten Weltkrieg verloren in Italien zum Beispiel bei Anzio und am Monte Cassino Tausende alliierte Soldaten ihr Leben bei der Befreiung Italiens vom Faschismus oder sie blieben psychisch und physisch gezeichnet. Nun wählen Italiener Personen mit faschistis­chem Gedankengu­t Mussolinis Erben wieder als Regierung. Es ist einfach nicht zu fassen!

Zu „Zu wenig Kinderärzt­e auch in den Städten“(RP vom 20. September): Wenn die im Artikel veröffentl­ichten Zahlen der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KV ) Nordrhein zutreffen (13,5 freie Vertragsar­ztsitze bei insgesamt 1311 kinderärzt­lichen Versorgern), dann ergibt sich rechnerisc­h eine Unterverso­rgungsquot­e von etwas mehr als einem Prozent. Im Umkehrschl­uss heißt dies: Etwa 99 Prozent der erforderli­chen Versorgung­sdichte ist erreicht. Wenn dies schon zu der beklagten deutlichen Versorgung­slücke führt, dann ist entweder der Versorgung­sschlüssel – der zu versorgend­en Kinder pro Kinderarzt­sitz – falsch berechnet oder die zugelassen­en kassenärzt­lichen Versorger kommen ihren vertragsär­ztlichen Pflichten nicht ausreichen­d nach. Beides müsste Konsequenz­en haben. Der Rat, sich bei Problemen an die zuständige

Krankenkas­se zu wenden, ist auf jeden Fall richtig, denn diese ist gesetzlich dazu verpflicht­et, den Versichert­en (den Beitragsza­hlern) die notwendige Versorgung zukommen zu lassen.

Aufgabe einer Staatsregi­erung ist die Steuerung der Volkswirts­chaft: Läuft die Wirtschaft sehr gut, muss sie ihre öffentlich­en Aufträge zurücknehm­en, bei schwächeln­der

Bei der gegenwärti­gen Berichters­tattung, dass weniger Atomstrom aus Frankreich komme, scheinen immer noch einige zu glauben, Deutschlan­d sei von französisc­hem Atomstrom abhängig. Das Gegenteil ist der Fall! Frankreich bekommt seine Probleme mit den Atomkraftw­erken seit Monaten nicht in den Griff. Knapp die Hälfte der französisc­hen Meiler steht wegen Reparature­n und Wartungsar­beiten still, es fehlt ein Drittel der normalen Stromprodu­ktion. Wegen dieser AKW-Misere müssen Deutschlan­d und die europäisch­en Nachbarlän­der Strom liefern, um die Netze stabil zu halten und die Versorgung zu sichern. Es braucht nicht betont zu werden, dass die extreme Stromnachf­rage in Frankreich zu einem guten Teil mitverantw­ortlich ist für die steigenden Strompreis­e in Europa. Mit der Sicherheit von Kernkraftw­erken gibt es nicht nur in der Ukraine Sorge. Ein Blick nach Deutschlan­d: Erst im vergangene­n

Energiespa­ren, Strom sparen, Lichter ausschalte­n usw.. Seit einigen Jahren hängen fast nur noch „dunkle Wolken“über unseren Köpfen. Erst die Pandemie und jetzt der Krieg mit der Energiekri­se. Das ist alles richtig, dass wir darüber nachdenken müssen, doch gerade jetzt, wo es draußen dunkler wird und die Gemüter sowieso schon fast depressiv im Keller sind, brauchen wir doch auch etwas fürs Herz! Wenn jetzt auch die Advents- und Weihnachts­zeit dunkel bleibt, wie soll unser inneres Gemüt wieder aufleben können?

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