Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Experte warnt vor Bunker-Tourismus
Unbefugte klettern immer wieder in Kriegsrelikte. Am Sonntag brannte es in Laach.
LAACH Rauch, der aus einem alten Luftschutzbunker aufstieg, hat am Sonntagabend einen längeren Feuerwehreinsatz im Stadtteil Laach ausgelöst: Anwohner hatten den Brand in dem Kriegsrelikt „Am Bärenbroich“bemerkt und den Notruf gewählt. Die Feuerwehr konnte schnell bestätigten, dass Rauch aus dem Zugang des Bunkers dringt. Weil die Einsatzkräfte nicht ausschließen konnten, dass sich noch ein Mensch in dem Bunker befindet, starteten sie eine Rettungsaktion und schickten einen Einsatztrupp in das düstere Kriegsrelikt.
Die Erkundung des Objekts gestaltete sich für die Feuerwehr laut Einsatzbericht aber schwierig. Denn die Sichtverhältnisse in dem dunklen Luftschutzraum sind schlecht, auch gibt es keine Gebäudepläne. Deshalb musste wenig später ein zweiter Feuerwehrtrupp in den Betonkörper klettern. Fündig wurden die Retter glücklichweise nicht: In dem verrauchten und verwinkelten Bunker hatte sich kein Mensch mehr befunden. Die Retter löschten den Brand – und rückten nach zwei Stunden wieder ab.
Die Nachricht vom Feuer in der Luftschutzanlage löst bei Stefan Rosellen Kopfschütteln aus. Der Orkener ist Vize im Verein „Luftschutzanlagen Rhein-Kreis Neuss“, der auch in Grevenbroich Schutzräume aus dem Zweiten Weltkrieg erforscht. Rosellen kennt die Anlage in Laach, bei der es sich um einen Rundbau vom Typ „Moerser Topf“handeln soll. Durch den einstigen Eingang führt heute nur noch ein schmaler Schlitz in die Tiefe.
„Als wir die Luftschutzanlage vor einigen Jahren dokumentiert haben, war die Treppe kaum mehr als solche zu erkennen. Im Innenraum lag viel Müll, viel Holz – alles, was dort in den vergangenen Jahrzehnten hineingekippt wurde“, berichtet Rosellen. Wer Bunker wie diese aus Neugierde allein und womöglich ohne ausreichend Licht betrete, begebe sich in Lebensgefahr. „Man muss nur mit dem Fuß umknicken und kommt unter Umständen nicht mehr heraus. Handyempfang gibt es meist auch nicht – und wenn kein Passant in der Nähe ist, werden nicht einmal Hilferufe gehört.“
Gefahr besteht nicht nur durch die oft schlechte Beschaffenheit des Bodens, sondern auch durch rostige Eisenstangen, die aus dem Beton ragen können. Oder durch Wasser, mit dem man nicht rechnet, das aber durchaus kniehoch in den Innenräumen stehen kann. Dass offenbar jemand auch noch Feuer in dem Bunker gelegt hat, stößt bei Rosellen auf pures Unverständnis: „Diese Bauten haben keine Belüftung, es kann zu KohlenmonoxidVergiftungen kommen.“Allgemein würden die Gefahren, die beim Betreten solcher Anlagen lauern, gern unterschätzt, sagt Rosellen. Käme es zu einem Unfall, würden sich unter Umständen auch Retter in Gefahr bringen.
Die Mitglieder des Luftschutzanlagen-Vereins betreten solche Anlagen niemals allein und haben immer einiges an Equipment dabei. Dazu zählen festes Schuhwerk und helles Licht. Stefan Rosellen warnt davor, ohne Fachkenntnis und Befugnis Bunker auf eigene Faust zu erkunden – und insbesondere davor, Feuer darin zu legen.
Die Polizei konnte den Eigentümer des Grundstücks ermitteln, auf dem das Laacher Kriegsrelikt steht. Er ist verpflichtet, das Objekt gegen Eindringen zu sichern – und ist dieser Pflicht schnell nachgekommen. Jetzt ist der Eingang verkippt und mit Brettern blockiert.