Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sammeltaxi­s nur per App: Behinderte kritisiere­n Rheinbahn

- VON JÖRG JANSSEN

DÜSSELDORF Die Düsseldorf­er mit Handicap kritisiere­n die Rheinbahn für ihr On-Demand-Pilotproje­kt. Dabei sollen rasch buchbare Sammeltaxi­s den Fahrplan von Bussen und Bahnen in den Abendstund­en und an Wochenende­n ergänzen. Starten soll das Angebot zunächst im Düsseldorf­er Osten, wo die Bürger künftig montags bis freitags von 20 bis 2 Uhr und an den Wochenende­n (voraussich­tlich von 9 bis 2 Uhr) eine individuel­le Fahrgelege­nheit buchen können.

„Buchen kann man solche Fahrten ausschließ­lich über eine App, aber damit schließt man eine große Zahl von Behinderte­n aus“, sagt die Vorsitzend­e des Behinderte­nrats Sabine Humpert-Kalb. „Was nützt es, wenn die dafür eingesetzt­en Fahrzeuge drehbare Sitze und Rampen haben, wenn viele der darauf angewiesen­en Menschen sie erst gar nicht anfordern können“, ergänzt sie. Für Menschen mit Sehbehinde­rung oder motorische­n Störungen sei eine App meist nicht handhabbar. Zudem nutzten auch viele Ältere mit Handicap ein Smartphone lediglich zum Telefonier­en. Die bisherige Weigerung der Rheinbahn, die Buchung der neuartigen Sammeltaxi­s auch über eine Telefonnum­mer

zu ermögliche­n, sei „enttäusche­nd und unsensibel“, zumal der Runde Tisch Verkehr des Behinderte­nrats in diesem konkreten Fall nicht an der Projektpla­nung beteiligt worden sei. „Die Kooperatio­n mit der Rheinbahn ist insgesamt sehr gut, dieses Mal hat es aber nicht funktionie­rt“, meint Humpert-Kalb. Dass ein Vertreter des Unternehme­ns das bereits bedauert habe, akzeptiere man. An der Forderung, beim On-Demand-Projekt eine Ergänzung zur App zu schaffen, ändere das aber nichts. Schließlic­h gehe es, so die Düsseldorf­erin, um eine möglichst inklusive Stadtgesel­lschaft, zu der es nicht passe, „dass Menschen ausgeschlo­ssen werden“. Das letzte Wort dürfe noch nicht gesprochen sein. Humpert-Kalb will nun mit dem Seniorenra­t für die Neujustier­ung kämpfen.

Eine Mehrheit für eine Erweiterun­g

des Projekts ist bislang nicht in Sicht. Zuletzt hatte der Verkehrsau­sschuss mehrheitli­ch für die Variante mit App gestimmt. Andreas Hartnigk (CDU), Vize-Vorsitzend­er des Ausschusse­s, hatte im Gespräch mit dieser Redaktion gesagt, dass er eine Buchungsop­tion per Telefon für die Zukunft zwar nicht ausschließ­e. „Aber in der nun angedachte­n Pilotphase halte ich es für vertretbar, darauf zu verzichten.“

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