Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Sammeltaxis nur per App: Behinderte kritisieren Rheinbahn
DÜSSELDORF Die Düsseldorfer mit Handicap kritisieren die Rheinbahn für ihr On-Demand-Pilotprojekt. Dabei sollen rasch buchbare Sammeltaxis den Fahrplan von Bussen und Bahnen in den Abendstunden und an Wochenenden ergänzen. Starten soll das Angebot zunächst im Düsseldorfer Osten, wo die Bürger künftig montags bis freitags von 20 bis 2 Uhr und an den Wochenenden (voraussichtlich von 9 bis 2 Uhr) eine individuelle Fahrgelegenheit buchen können.
„Buchen kann man solche Fahrten ausschließlich über eine App, aber damit schließt man eine große Zahl von Behinderten aus“, sagt die Vorsitzende des Behindertenrats Sabine Humpert-Kalb. „Was nützt es, wenn die dafür eingesetzten Fahrzeuge drehbare Sitze und Rampen haben, wenn viele der darauf angewiesenen Menschen sie erst gar nicht anfordern können“, ergänzt sie. Für Menschen mit Sehbehinderung oder motorischen Störungen sei eine App meist nicht handhabbar. Zudem nutzten auch viele Ältere mit Handicap ein Smartphone lediglich zum Telefonieren. Die bisherige Weigerung der Rheinbahn, die Buchung der neuartigen Sammeltaxis auch über eine Telefonnummer
zu ermöglichen, sei „enttäuschend und unsensibel“, zumal der Runde Tisch Verkehr des Behindertenrats in diesem konkreten Fall nicht an der Projektplanung beteiligt worden sei. „Die Kooperation mit der Rheinbahn ist insgesamt sehr gut, dieses Mal hat es aber nicht funktioniert“, meint Humpert-Kalb. Dass ein Vertreter des Unternehmens das bereits bedauert habe, akzeptiere man. An der Forderung, beim On-Demand-Projekt eine Ergänzung zur App zu schaffen, ändere das aber nichts. Schließlich gehe es, so die Düsseldorferin, um eine möglichst inklusive Stadtgesellschaft, zu der es nicht passe, „dass Menschen ausgeschlossen werden“. Das letzte Wort dürfe noch nicht gesprochen sein. Humpert-Kalb will nun mit dem Seniorenrat für die Neujustierung kämpfen.
Eine Mehrheit für eine Erweiterung
des Projekts ist bislang nicht in Sicht. Zuletzt hatte der Verkehrsausschuss mehrheitlich für die Variante mit App gestimmt. Andreas Hartnigk (CDU), Vize-Vorsitzender des Ausschusses, hatte im Gespräch mit dieser Redaktion gesagt, dass er eine Buchungsoption per Telefon für die Zukunft zwar nicht ausschließe. „Aber in der nun angedachten Pilotphase halte ich es für vertretbar, darauf zu verzichten.“