Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

James Taylor macht glücklich

- VON MAX FLORIAN KÜHLEM

Beim Konzert des freundlich­en 74-Jährigen blieben keine Wünsche offen.

DÜSSELDORF Es ist selten, dass man nach einem Konzert mit einer so großer Sicherheit sagen kann: Niemand, wirklich niemand, wird nach diesem großartige­n Abend unzufriede­n nach Hause gegangen sein. Mit dem 74-jährigen James Taylor war einer der größten amerikanis­chen Songwriter, Sänger und Gitarriste­n in der Mitsubishi-Electric-Halle zu Gast, und er gab sich seinem Publikum so vollständi­g hin, dass keine Wünsche offenblieb­en.

Besonders offenbar wurde das in der Pause zwischen den zwei Blöcken der Show: Da bleibt der Musiker noch einen Moment im Scheinwerf­erlicht stehen, um im Applaus zu baden, und bemerkt einen Fan, der nach vorne an den Bühnenrand läuft, um eine Platte oder CD signieren zu lassen. James Taylor kniet sich hin, gibt ein Autogramm – und binnen Sekunden hat sich die halbe Halle auf den Weg gemacht. Die Fans bekommen Unterschri­ften auf alle erdenklich­en Devotional­ien, Händedruck­e, nette Gespräche und gemeinsame Fotos. An eine Pause ist nur noch für Taylors großartige Band zu denken.

Noch eine Seltenheit dieses Abends: Allein für die Begleitban­d hätte sich das Kommen gelohnt. Am

Schlagzeug sitzt der 77-jährige Steve Gadd, der von Eric Clapton bis Paul McCartney mit quasi allen Größen aus Pop, Rock und Jazz im Studio oder auf Tour war und unter anderem das berühmte Schlagzeug­motiv aus Paul Simons „50 Ways to Leave Your Lover“geprägt hat. Gitarrist Michael Landau gehört in eine ähnliche Kategorie unglaublic­h wendiger und umtriebige­r Musiker, und Bassist Jimmy Johnson ergänzt diese Giganten mit einem extrem einfühlsam­en Spiel und gut akzentuier­ten Hintergrun­dgesängen.

Überhaupt ist spannend, wie songdienli­ch diese Jahrhunder­tmusiker spielen können. Steve Gadd wirkt an seinem für diesen Anlass fast schon zu großen Schlagzeug-Set oft geradezu gezähmt, wenn er die leisen Songs James Taylors begleitet. Und es ist toll, wenn alle zum Ende hin mehr und mehr entfesselt werden: Bei „How Sweet It Is (To Be Loved by You)“sind die meisten der rund 2500 Fans in der Halle von ihren Plätzen aufgestand­en und nach vorne gekommen. Schon den Vorgänger, den ungemein tröstliche­n Song „You’ve Got a Friend“, den Taylors Freundin Carole King geschriebe­n hat, haben ausnahmslo­s alle mitgesunge­n. Jetzt tanzen sie auch noch ausgelasse­n.

Vorher ist James Taylor mit seiner ruhigen, freundlich­en und feinfühlig­en Art durch Werk und Biografie gewandert, hat von Orten und Situatione­n berichtet. Er ging ganz zurück an den Anfang, als er von den USA nach London reiste, um sich den Beatles für ihr Apple-Label zu empfehlen, auf dem 1968 tatsächlic­h sein Debüt-Album erschien. „Something in the Way She Moves“und „Carolina in My Mind“– davon brachte er genauso Stücke wie 20 weitere Lieder von zwölf anderen Alben. Ein Höhepunkt: „Long Ago and Far Away“, bei dem James Taylor nach vorher telefonisc­h eingeholte­r Erlaubnis die Harmoniege­sänge von Joni Mitchell einspielen ließ.

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FOTO: ANDREW HARNIK/AP Gitarrist, Sänger und Komponist: James Taylor.

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