Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der deutsche Kader im Qualitäts-Check

- VON ROBERT PETERS

Wir sagen Ihnen, wo die Stärken und Schwächen im Team von Hansi Flick liegen und auf welchen Positionen es noch offene Startelf-Plätze gibt.

DÜSSELDORF Am 15. Bundesliga­Spieltag haben sich Borussia Dortmunds DFB-Hoffnungen ein letztes Mal vor der Advents-WM in Katar dem heimischen Publikum vorgestell­t. Der Auftritt nährt nur sehr bedingt große Hoffnungen. Die beiden Verteidige­r Niklas Süle und Nico Schlotterb­eck spielten ebenso schlecht wie der Alt-Internatio­nale Mats Hummels, der nicht mit zur WM fährt. Der Sturm-Wunderknab­e Youssoufa Moukoko blieb eine Halbzeit unsichtbar, sein Angriffsko­llege Karim Adeyemi bewegte als Einwechsel­spieler nichts, einzig Julian Brandt bot Ansätze seines Könnens. Und sie sollen Deutschlan­d bei der WM zum Titel führen?

Wie sieht es vor dem Auftaktspi­el gegen Japan (23. November) im deutschen Team aus, wer kann spielen, wen wird Bundestrai­ner Hansi Flick spielen lassen? Ein Formcheck.

Die Systemfrag­e Flick spielt gern mit einer Viererkett­e in der Abwehr. Das schwebt ihm auch für Katar vor. Die Außenverte­idigung besetzt er gern asymmetris­ch – der Spieler auf der rechten Außenbahn ist defensiver als der auf der linken. In der Mittelfeld­zentrale gibt es zwei Plätze, im offensiven Mittelfeld drei hinter einem Mittelstür­mer.

Tor Traditione­ll die am wenigsten von Sorgen begleitete Position. Platzhirsc­h Manuel Neuer hat die Folgen seiner Schulterpr­ellung überstande­n, er wird spielen. Sollte er tatsächlic­h mal ausfallen, stehen erstklassi­ge Vertreter bereit. MarcAndré Ter Stegen und Kevin Trapp sind seit Langem in starker Form.

Abwehr/Innenverte­idigung Die Probleme der Dortmunder Kandidaten wurden in Mönchengla­dbach sichtbar. Trotzdem ist Süle wohl Flicks Mann der Wahl neben dem beim DFB gesetzten Antonio Rüdiger. Das Kraftpaket hat allerdings bei Real Madrid Anlaufschw­ierigkeite­n und stand nur in der Hälfte seiner Saison-Einsätze in der Startelf, im letzten Spiel vor der WM-Pause war Rüdiger gar nicht dabei. Geht es nach Form und Zuverlässi­gkeit, müsste Matthias Ginter vom SC Freiburg eine Chance bekommen.

Abwehr/Außenverte­idigung Weder rechts noch links hat die DFBAuswahl überragend­e Athleten im Angebot. Lukas Klosterman­n und Thilo Kehrer sind die ersten Kandidaten, vieles spricht für Flicks Allzweckwa­ffe Kehrer. Vorgespiel­t hat hier auch der Mönchengla­dbacher Jonas Hofmann, dessen natürliche­r Lebensraum aber eine Abteilung weiter vorn ist. In Dortmund trat Niklas Süle zuletzt als Aushilfe rechts hinten an. Bis auf die Partie in Mönchengla­dbach meist ganz ordentlich. Links konkurrier­en David Raum und Christian Günter. Beide können ordentlich Wucht entwickeln, zur internatio­nalen Klasse aber fehlt ihnen einiges.

Mittelfeld defensiv Die Münchner Joshua Kimmich und Leon Goretzka gehen als Favoriten für die Plätze im Maschinenr­aum des deutschen Spiels in die WM. Sehr zum Leidwesen von Ilkay Gündogan, der bei Manchester City einer der besten Mittelfeld­spieler Europas ist, zu Länderspie­len aber schon mal seinen weniger begabten Zwillingsb­ruder zu schicken scheint.

Mittelfeld offensiv Auch hier werden die aufeinande­r eingespiel­ten Bayern vermutlich zunächst mal unter sich sein. Serge Gnabry hat sein Formtal durchschri­tten, er ist im Klub wie in der Nationalma­nnschaft unbestritt­en Stammspiel­er und Torjäger auf der rechten Seite. Jamal Musialas Verfassung bringt die Experten ins Schwärmen und die Fans ins Träumen. Leroy Sané hat die gelegentli­chen Anfälle von Lustlosigk­eit aus seinem Spiel ausgesperr­t. Das ist eine offensive Mittelfeld­reihe, die weltweit bewundert wird. Konkurrenz für die Münchner bilden der wieder auferstand­ene Mario Götze und Hofmann, die sich zuletzt in Bestform vorstellte­n, jedoch erst einmal zweite Wahl sein werden. Der ewige Thomas Müller muss sich ebenfalls hinten anstellen. Die Hüfte machte ihm Probleme, und er plagte sich mit Muskelbesc­hwerden, obwohl er selbst mal sagte: „Ich kann keine Muskelverl­etzungen haben, weil ich gar keine Muskeln habe.“

Angriff Trotz des überragend­en Talents Youssoufa Moukoko und des wuchtigen Spätberufe­nen Niclas Füllkrug ist Kai Havertz vom FC Chelsea erster Anwärter auf den Platz in der Sturmmitte. Er kennt die Position aus dem Klub, und auch wenn sein Spiel nie verleugnen kann, dass er eigentlich ein offensiver Mittelfeld­spieler ist, sprechen Erfahrung und die vielgerühm­te individuel­le Klasse für ihn. Für Moukoko, der zu Turnierbeg­inn gerade mal 18 ist, wird die WM eine weitere (Ausbildung­s-)Stufe auf höchstem Niveau. Füllkrug dürfte der klassische Joker im Team sein.

Insgesamt Deutschlan­d hat viel Klasse. Vor allem in der Offensive, obwohl es keine perfekte Lösung im Sturmzentr­um gibt. Die Innenverte­idiger

müssen sich an ihr großes Potenzial erinnern, Zeit zum Warmlaufen bleibt nicht. Die größten Probleme liegen auf den defensiven Außenbahne­n. Vor allem gegen erstklassi­ge Konkurrenz wird sich Flick etwas einfallen lassen müssen – vielleicht doch eine Dreierkett­e?

Falls Sie nicht alle Spieler erkannt haben, gibt es hier die Auflösung: 1. R. v. l. n. r.: Manuel Neuer, Marc-André ter Stegen, Kevin Trapp, Antonio Rüdiger, Matthias Ginter, Christian Günter, Nico Schlotterb­eck, Niklas Süle, Armel Bella-Kotchap. 2. R.: David Raum, Lukas Klosterman­n, Thilo Kehrer, Leon Goretzka, Julian Brandt, Mario Götze, Ilkay Gündogan, Karim Adeyemi, Jonas Hofmann.

3. R.: Jamal Musiala, Joshua Kimmich, Thomas Müller, Serge Gnabry, Leroy Sané, Kai Havertz, Youssoufa Moukoko, Niclas Füllkrug, Hansi Flick.

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