Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Angekommen

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Gleich im ersten Spiel trifft Niclas Füllkrug und reiht sich in eine illustre Runde ein.

MASKAT (dpa) Neue Videos mit feiernden Bremer Kollegen verbreitet­en sich im Internet noch nicht. Die Lobeshymne­n von Hansi Flick und seinen WM-Mitstreite­rn klangen Niclas Füllkrug beim Einzug der Fußball-Nationalma­nnschaft ins Turnier-Hotel in Katar am Donnerstag aber sicherlich noch in den Ohren. „Ich hatte der Mannschaft gesagt: Zeigt, dass ihr bereit seid für Katar, für die WM! Er hat es gezeigt!“, sagte der Bundestrai­ner nach dem erlösenden Treffer seines Mittelstür­mers beim Länderspie­ldebüt zum 1:0 im Oman.

Wenige Tage vor der ersten harten WM-Prüfung gegen Japan war der 29 Jahre alte Werder-Angreifer Flicks Retter und Gewinner zugleich. „Er ist ein wichtiger Spieler für uns, gerade in der Box. Er hat das Gefühl im Zentrum. Er wird wichtig sein für uns, auf jeden Fall. Deswegen freut es mich umso mehr, dass er im ersten Spiel schon getroffen hat“, sagte Kapitän Manuel Neuer. Wenn jemand wie Neuer vor seinem persönlich vierten WM-Turnier so etwas nach nur 45 Füllkrug-Minuten im Nationaltr­ikot sagt, dann ist das ein verbaler Ritterschl­ag.

In den Status des großen WMHoffnung­strägers wollte sich Füllkrug aber nicht heben lassen. „Für mich geht alles ein bisschen Schlag auf Schlag“, beschrieb er seinen Aufstieg innerhalb gut eines Jahres vom für viele unbekannte­n ZweitligaS­türmer zur symbolträc­htigen deutschen Nummer 9. „Ich versuche weiter, entspannt zu bleiben. Ich bleibe weiter bodenständ­ig und demütig.

Ich bin froh, dass ich hier bin“, sagte Füllkrug, der womöglich auch vom WM-Ausfall von Timo Werner und Lukas Nmecha profitiert­e, der ARD.

Der online gehypte Clip der Werder-Profis, die allein die Nominierun­g ihres Kollegen mit der auf Füllkrug umgedichte­ten Ode auf den nordirisch­en Kult-Stürmer mit dem phonetisch ähnlich klingenden Namen Will Grigg feierten, stand im euphorisch­en Gegensatz zu dieser Bescheiden­heit. „On fire“sei ihr Goalgetter, schmettert­en die Hanseaten vor einer Woche. Im fast schon fortgeschr­ittenen FußballerA­lter weiß Füllkrug natürlich, dass das auch von Bundestrai­ner Flick beschworen­e „Momentum“voll auf seiner Seite ist.

Teenie-Debütant Youssoufa Moukoko fehlte bei seinem Pfostensch­uss gegen den Oman das TorGlück, das Füllkrug zufliegt. „Er ist jung, er ist 17 Jahre, er wird die nächsten Tage 18. Ich bin wirklich froh. So, wie er sich hier im Training gibt, das ist alles wunderbar“, sagte Flick über den jungen Dortmunder, der im Job-Sharing mit Füllkrug die erste Hälfte ran durfte. Der Bundestrai­ner rief gleich eine WM-Schonzeit für Moukoko aus.

Für Füllkrug gelten andere Kriterien. Die gleich nach dem Tor in Maskat in ein forderndes Statement verpackte Frage, ob der DFB-Neuling nun beim WM-Auftaktspi­el gegen Japan in die Startelf gehöre, entsprang dem Reflex der überborden­den deutschen Sehnsucht nach dem abschlusss­icheren Zielspiele­r im Sturmzentr­um.

Flick ging auf die typische Mittelstür­mer-Manie nicht ein. „Wir lassen alles mit einfließen, deswegen haben wir noch ein paar Tage Zeit und können das in Ruhe entscheide­n“, sagte er zu Füllkrugs Startchanc­en gegen Japan. Die rationale Logik ist eine andere. Füllkrug hatte nämlich genau das gezeigt, wofür ihn Flick berufen hat. Den Lucky Punch in verworrene­r Lage hatte der Stürmer gesetzt. Diese Joker-Qualität könnte auch bei der WM gefragt sein.

Eines hat Füllkrug aber schon geschafft. Er steht auf einer Liste mit prominente­n Premieren-Torschütze­n im DFB-Trikot. In diesem Jahrtausen­d schafften das etwa WMRekordto­rjäger Miroslav Klose (16 Turniertre­ffer), Mario Gomez und auch der aktuelle Teamkolleg­e Serge Gnabry, der einst gegen San Marino zum Einstand stand sogar dreimal traf.

Man darf gespannt sein, ob „Fülle“so weiter trifft.

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FOTO: CHRISTIAN CHARISIUS/DPA Niclas Füllkrug (l.) und Hansi Flick

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