Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Klinik: Ärger über fehlenden Corona-Bonus
Dass die Bundesregierung bei der dritten Corona-Prämie zahlreiche Berufsgruppen außen vor lässt, sorgt für großen Unmut bei Mitarbeiterinnen des Rheinland-Klinikums – den sie nun bei einer Demonstration kundtun möchten.
RHEIN-KREIS Katastrophale Umsetzung, fehlende Wertschätzung – Demotivation als Ergebnis. Die Kritik könnte nicht deutlicher sein, die mehrere Pflegerinnen des Rheinland-Klinikums jetzt dazu geführt hat, den Weg in die Öffentlichkeit zu suchen. Sie alle haben – vor allem durch die Corona-Pandemie – harte und arbeitsintensive Jahre hinter sich, wie sie bei einem Besuch in unserer Redaktion jetzt deutlich machten. Umso unverständlicher ist es für sie, dass sie beim Bonus der Bundesregierung für Pflegekräfte in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen außen vor gelassen werden. Denn: Sie alle sind einjährig ausgebildete Pflegeassistenzkräfte – eine finanzielle Belohnung gibt’s aber erst nach dreijähriger Ausbildung. „Wir können es nicht verstehen, auch weil wir zum Teil die gleichen Aufgaben übernehmen wie die dreijährig examinierten Kräfte“, sagt Derya Seyrek (35). Durch die aus ihrer
„Ich teile die Einschätzung, dass die getroffene Auswahl nicht gerecht ist“Georg Schmidt Geschäftsführer Rheinland-Klinikum
Sicht ungerechte Verteilung bestehe die Gefahr einer internen Spaltung. Anna Budzowski (35) betont: „Es sorgt für Unmut, wenn man für die gleiche Arbeit nichts bekommt.“Wie stark dennoch die Teamchemie ist, zeigen die Angebote von manchen dreijährig examinierten Kolleginnen, die ihren Bonus mit denjenigen, die nicht berücksichtigt wurden, teilen möchten.
Dabei sind noch einige weitere Berufsgruppen dabei, die ebenfalls keinen Corona-Bonus erhalten. In die Röhre gucken zum Beispiel auch Hebammen, Mitarbeitende der Anästhesie, des OP-Bereichs sowie ähnlicher Fachbereiche. Ebenso wenig finden Mitarbeitende von Langzeitpflegeeinrichtungen, Tageskliniken und ambulanten Versorgungsstrukturen Berücksichtigung. Der Bonus wird zudem nur in Krankenhäusern verteilt, auf deren Intensivstationen im Jahr 2021 mindestens zehn Corona-Patienten für jeweils mindestens 48 Stunden beatmungspflichtig waren. Ihre Kritik richten die Kräfte des Rheinland-Klinikums nicht an ihren Arbeitgeber, sondern an das Bundesgesundheitsministerium. „Selbst wenn das Rheinland-Klinikum jedem den Bonus hätte auszahlen wollen – es wäre nicht erlaubt gewesen“, sagt Anna Budzowski. Um ihren Unmut kundzutun, planen die Kräfte zeitnah eine Demonstration.
Dazustellen möchte sich dann auch Georg Schmidt, Sprecher der Geschäftsführung des RheinlandKlinikums, der den Ärger in seiner Mitarbeiterschaft nachvollziehen kann und ihnen den Rücken stärkt. „Die Verärgerung ist groß – und ich teile die Einschätzung der Mitarbeiter, dass die getroffene Auswahl nicht gerecht ist“, sagt er. Mit diesem mittlerweile dritten CoronaBonus habe die Bundesregierung einen Fokus auf die Intensiv-Pflegekräfte gelegt – mit diesem speziellen Augenmerk auf die Arbeit am Patientenbett habe man jedoch „lediglich
Initiative Unter dem Motto „Keine Spaltung der Pflege – Faire Verteilung der Corona-Prämie“wurde zuletzt eine Online-Petition gestartet.
Wer Ins Leben gerufen wurde sie von Sharon Uhlemann, pflegerische Leiterin der Zentralen Notaufnahme des Bethesda-Krankenhauses in Hamburg-Bergedorf.
Ziel Unter anderem richtet sich die Petition an Gesundheitsminister
eine Teilgruppe ausgewählt und ganz viele weggelassen“, sagt Schmidt. Derjenige, der diese Auswahl getroffen hat, habe, „offensichtlich wenig Kenntnis vom Krankenhaus-Betrieb“.
Karl Lauterbach und Bundeskanzler Olaf Scholz.
Anzahl Knapp 160.000 Menschen haben die Petition bei der Plattform „change.org“bislang unterschrieben.
Kritik Die aktuelle Verteilung der Corona-Prämie „spaltet die Pflege, die bereits vor der Pandemie mit extremen Herausforderungen zu kämpfen hatte, aber spätestens seit der Pandemie überlastet und ausgebrannt ist“, macht die Initiatorin deutlich.
Ebenfalls deutliche Worte findet Bernd Hirsekorn, Gesamtbetriebsratsvorsitzender des Rheinland-Klinikums, der sogar von einer „Bankrott-Erklärung für den Pflegeberuf spricht“. Gerade die einjährig examinierten Kräfte arbeiteten besonders nah am Patienten – und dass sie wie viele weitere nun außen vor gelassen werden, sei ein „Schlag ins Gesicht“.
Ein Aufschrei ist derzeit aber nicht nur im Rhein-Kreis Neuss zu vernehmen. Auch der Bundesverband Pflegemanagement spricht – nachdem das Thema jetzt in einem Online-Meeting gesprochen wurde – in einer Stellungnahme von einer katastrophalen Umsetzung: „Diese nicht nur wahrgenommene, sondern faktische Ungleichbehandlung und Ungerechtigkeit führt in den Teams vor Ort zu Konflikten unter den Pflegenden selbst aber auch zwischen Pflegefachpersonen und der Unternehmensleitung. Die Gesetzgebung bringt die Mitarbeitenden aller Hierarchieebenen in Konfliktsituationen, die nicht gewollt sind und weder durch die Mitarbeitenden selbst noch durch die Vorgesetzten zu lösen sind.“