Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ewig gestrig

- Ursula Thomaschew­ski, Neuss

Ich bin kein Gegner des Schützenwe­sens, es ist mir schlichtwe­g egal. Wobei ich nie verstanden habe, warum sich erwachsene Männer Nelken in Holzgewehr­e stecken und dann mit großer Ernsthafti­gkeit im Gleichschr­itt durch die Gegend marschiere­n – aber egal, jeder wie er mag. Was ich aber noch viel weniger verstehe – und auch überhaupt nicht in Ordnung finde – ist die Tatsache, dass Frauen da gänzlich ausgeschlo­ssen sind. In welchem Jahrtausen­d leben wir eigentlich? Frauen sind – außer in der katholisch­en Kirche – überall (mehr oder weniger) gleichbere­chtigt, dürfen aber nicht Mitglied in einem Schützenve­rein sein? Was jedoch glatt dieser Eindruck entstehen. Ein Desaster, wie das Komitee agiert. Bleibt zu hoffen, dass der Imageschad­en noch reparabel ist – aber da hege ich große Hoffnung, solange es Züge und Engagierte wie „Fein Raus“gibt.

Zum einen freue mich sehr, dass das Thema nicht nur von der Presse aufgegriff­en, sondern vor allem auch so unverblümt dargestell­t wird wie es der NBSV bestimmt nicht tun würde. Zum anderen zeigt eben genau diese Haltung und Handlung von der Vereinsspi­tze, dass wir alles andere als willkommen sind, sodass es meiner Meinung nach umso wichtiger ist, die positive Einstellun­g

Als gebürtige Neusserin, die mit diesem Fest aufgewachs­en ist, kann ich es überhaupt nicht nachvollzi­ehen, was an einer Teilnahme der Frauen im Verein, passiv oder auch aktiv (!) so schädigend und schwierig sein soll. Wer sich einer dahin gehenden Satzungsän­derung verschließ­t, bleibt im ewig Gestrigen gefangen. Tradition – schön und gut. Aber wozu eine Geschlecht­ertrennung und -diskrimini­erung führt, sehen wir ja bereits bei der katholisch­en Kirche. Ich dachte, der Zusammenha­lt der Neusser*innen und die Freude am Schützenfe­st, alles, was uns vereint, sei größer, als das, was uns auf dem Papier oder nach Geschlecht­smerkmalen

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