Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Corona-Belastung für Kinder weiter hoch
Thomas Sablotny vom Stadtjugendring sieht wegen der Pandemie-Folgen weiteren Unterstützungsbedarf.
JÜCHEN Lockdowns, Schulunterricht nur online und geschlossene Jugendzentren sind zwar passé, doch auch zweieinhalb Jahre nach Beginn der Pandemie „sind die Belastungen durch Corona für Kinder und Jugendliche sehr hoch, gibt es negative Folgen“, erklärte Thomas Sablotny. Vorsitzender des Stadtjugendrings Jüchen und geschäftsführender Gesellschafter von „hoch3“, im Schul- und Jugendauschuss. Die Gesellschaft ist etwa in der Jugendarbeit und Erlebnispädagogik aktiv. Die Unterstützung für Jugendliche in der besonderen Situation müsse weiter gehen, auch wenn keine Fördermittel aus dem Programm „Aufholen nach Corona“für die Jugendarbeit mehr fließen werden.
„82 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind durch die Pandemie echt belastet, ein Drittel fühlt sich in der Lebensqualität eingeschränkt“, erklärte Sablotny, der anhand mehrerer bundes- und landesweiter Studien die Auswirkungen der Pandemie bis heute deutlich machte. So habe der tägliche Medienkonsum vieler Jugendlicher während der Pandemie um mehrere Stunden zugenommen. Bei einer anderen Umfrage hätten 71 Prozent der befragten Lehrer erklärt, dass die Unterstützung des psychischen Wohlbefindens der Kinder Vorrang habe. Etliche sehen etwa deutliche
Konzentrations- und Motivationsprobleme.
Eine weitere Herausforderung laut Sablotny: Viele Jugendliche hätten sich und ihre Anliegen in der Pandemie nicht wahrgenommen gesehen – sie müssten bei Entscheidungen einbezogen werden, „sonst hat die Demokratie irgendwann ein Problem“.
Die in den Studien genannten Auswirkungen gelten laut Sablotny auch für Jüchen, das bestätigten im Ausschuss auch eine Schülervertreterin sowie Gesamtschulleiterin Susanne Schumacher. Die Kinder würden in die fünfte Stufe nicht mit den Kompetenzen kommen, wie wir es früher gewohnt waren“, sagte sie.
Gegengesteuert wird angesichts der vielen Auswirkungen mit Programmen
und Projekten in Schulen und in der Jugendarbeit: Für 2022 stehen laut Sablotny aus dem Topf „Aufholen nach Corona“für die verbandliche und offene Kinder- und Jugendarbeit im Einzugsbereich des Kreisjugendamtes ( Jüchen, Korschenbroich und Rommerskirchen) 180.000 Euro zur Verfügung – die seien auch komplett eingesetzt worden.
Das von „hoch3“betriebene Jugendzentrum Bamm in Hochneukirch etwa habe Schreiner-Werkstattkurse angeboten und ein Projekt zum „Upcyceln“von Kleidungsstücken. Das Jugendzentrum „A3“der katholischen Kirche Turniere habe etwa ausgerichtet, Pfadfinder Wochenendfreizeiten. Auch die Einrichtungen der evangelischen Kirche
seien aktiv. „Die Jugendlichen genießen es, dass sie endlich wieder zusammen etwas machen können“, sagte Sablotny. Doch die Fördermittel müssten bis Jahresende ausgegeben sein. „Für 2023 wissen wir nicht, wie es weitergeht.“Die Unterstützung müsse auch ohne Zuschüsse weiterlaufen. Sein Vorschlag: „Ich bin fest überzeugt, dass wir die bereits vorhandenen Kooperationen zwischen offener Jugendarbeit, Sport und Schule weiter ausbauen können.“
Als ein Beispiel nennt Sablotny ein Kooperationsprojekt von „hoch3“mit dem Tennisclub Jüchen. Dort können Kinder unterschiedliche Ball-Sportarten ausprobieren und zudem bei erlebnispädagogischen Angeboten über sich hinauswachsen. Unter anderem steht Bogenschießen auf dem Programm. „Solche Kooperationen seien in vielen Sportarten möglich, sagt Sablotny. Schumacher betonte, dass die Gesamtschule bereits mit Vereinen intensiv kooperiere.
Während der Lockdowns waren von den Jugendeinrichtungen auch zahlreiche Online-Angebote ins Leben gerufen worden, die jetzt nicht wieder „verschwinden“müssen. „Da muss man genau hinsehen, welche dieser Angebote in der PostCorona-Zeit zusätzlich zu PräsenzVeranstaltungen gut funktionieren können“, erklärt der Stadtjugendringvorsitzende.