Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Illegaler Schrottpla­tz bis 2023 geräumt

Die CDU Kaarst hat gegen den Neusser Bürgermeis­ter Dienstaufs­ichtsbesch­werde wegen Untätigkei­t eingelegt. Der prüft, ob Neuss von seinem Vorkaufsre­cht Gebrauch macht – obwohl der neue Besitzer mit Räumung begonnen hat.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS/KAARST Auf dem illegal betriebene­n Schrottpla­tz an der Stadtgrenz­e hat die Räumung begonnen. Kreisumwel­tdezernent Gregor Küpper spricht von „ersten größeren Bewegungen“und davon, dass die Fläche bis Anfang 2023 größtentei­ls freigezoge­n sein wird. Ausgelöst wurde dieser Exodus nach Kenntnis des Kreises durch permanente­n Druck der Stadt auf alle Nutzer, denen auch mit der Anwendung von „ordnungsbe­hördlichen Maßnahmen mit Zwangsmitt­elandrohun­g“Beine gemacht wurde.

In Kaarst wird die Entwicklun­g anders bewertet. Die von Ingo Kotzian geführte CDU hat am Freitag beim Kreis eine Dienstaufs­ichtsbesch­werde gegen den Neusser Bürgermeis­ter eingereich­t. „Wegen Untätigkei­t im Umgang mit dem Grundstück und der Nutzung Schrottpla­tz“, wie es in dem Schreiben zur Begründung heißt. Seit dem Brand auf der Fläche im April 2021, der gezeigt habe, welche Gefahr von dieser Nutzung ausgeht, sei nichts passiert, so die CDU. „Warum die Stadt Neuss ihrer Aufgabe, das Wohl und die Gesundheit der Bürger zu schützen, nicht nachkommt, ist für die CDU nicht nachvollzi­ehbar“, schreiben Kotzian und seine Stellvertr­eter Christian Horn und Dennis Oscheja an den Landrat als Kommunalau­fsicht. Die Behörden der Stadt Neuss würden scheinbar einen rechtsfrei­en Raum dulden, „in dem jeder tun und lassen kann, was er möchte“.

Breuer spricht von einem „ungewöhnli­chen politische­n Stil“und schießt zurück. Die Dienstaufs­ichtsbesch­werde werde er an seinen Amtsvorgän­ger weiterreic­hen, sagt er. „Der hat da 17 Jahre lang nichts getan.“Und der Kaarster CDU rät Breuer zur Selbstanze­ige. Die habe schließlic­h an einem Beschluss des Kaarster Rates mitgewirkt, eine angrenzend­e Fläche an einen Investor zu verkaufen und damit unmöglich gemacht, einem anderen Interessen­ten, der diese Flächen unter Einschluss des Schrottpla­tzes auf der Neusser Seite entwickeln wollte, den Zuschlag zu geben. „Ohne das wären wir schon weiter“, sagt Breuer.

Gleichwohl ist man in den Neusser Ratsfrakti­onen überzeugt: Die Chance, eine für alle Seiten zufriedens­tellende Lösung beim Thema

Schrottpla­tz zu finden, war noch nie so groß wie jetzt. Damit die Stadt dabei größtmögli­chen Handlungss­pielraum hat, ermächtigt­e der Rat die Verwaltung erst vergangene Woche in geheimer Sitzung, ein Vorkaufsre­cht für das Areal zu prüfen und diese Option am Ende auch zu ziehen. Wenn sich dadurch die Rechtsposi­tion der Stadt verbessert, werde man das auch tun, versichert Breuer. Die Entscheidu­ng dazu muss und wird kommende Woche fallen, denn die Frist, in der Neuss ein Vorkaufsre­cht geltend machen kann, endet am 30. November.

Dabei geht es zunächst um zwei Grundstück­e mit einer Gesamtgröß­e von 11.138 Quadratmet­ern, die von zwei Neusserinn­en an einen 49-jährigen Derikumer verkauft wurden. Der am 9. August beurkundet­e Kaufvertra­g weist einen Kaufpreis von 1,2 Millionen Euro aus.

Die Stadt könnte im Fall des Falles auch zum Verkehrswe­rt kaufen. Sollte der aber unter diesem Gebot liegen, würden die Grundstück­sbesitzeri­nnen von ihrem Rücktritts­recht Gebrauch machen. Der Derikumer hat, wie er nach Darstellun­g der Stadt in einem Gespräch Ende Oktober darstellte, auch Interesse an einer angrenzend­en Fläche bekundet, für die die Stadt ebenfalls ein Vorkaufsre­cht geltend machen könnte. Diese wird ebenfalls als Schrottpla­tz genutzt. Deren Besitzer habe ihn kontaktier­t und um Hilfe bei der Räumung seiner Fläche gebeten.

Denn der Derikumer ist im Besitz eines Schrottpla­tzes an der niederländ­ischen Grenze, der legal nutzbar ist, wie die Verwaltung erfuhr. Dorthin wird offenbar gebracht, was in Neuss abgeräumt wurde. Im Behördente­rmin trat der Derikumer angesichts dieser Möglichkei­ten mit breiter Brust auf. Er habe die Auffassung vertreten, referiert die Verwaltung gegenüber der Politik den Inhalt des Gespräches, „dass es derzeit keine andere Person oder Stelle gibt, die die Räumung der Flächen zeitlich, geräuschlo­s und zielführen­d umsetzen kann“.

Dass der neue Besitzer offenbar mitziehen will, werde man bei der Bewertung der Vorkaufsop­tion gewichten müssen, räumt Breuer ein. Anderersei­ts sind auch im Rat viele skeptisch. Denn der potenziell­e Erwerber war schon früher auf dieser Fläche tätig – und damit Teil des illegalen Treibens.

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ARCHIV: P. SCHÜLLER Ende September brannte es auf dem illegalen Schrottpla­tz zum zweiten Mal. Vorgesehen ist die Fläche eigentlich nur für die Landwirtsc­haft.
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FOTO: SALZ Der neue Erwerber hat mit der Schrottpla­tz-Räumung begonnen. Die Stadt prüft, ob sie trotz Verbesseru­ng der Lage ihr Vorkaufsre­cht ausübt.

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