Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mit Bergsport-Erfahrung an die Spitze von 3M

- VON ANDREAS BUCHBAUER

Christin Schack ist die neue Chefin in der 3MZentrale in Neuss und verantwort­et das Geschäft für die Region Zentraleur­opa. Welche Pläne sie für die Zukunft hat und was sie vom Bergsport in den Alltag mitnimmt.

NEUSS In der Freizeit ruft der Berg. Mit ihrem Mann geht es für Christin Schack dann hoch hinaus. Jetzt bald, im Winter, zum Beispiel bei einer Skitour. Oder, in den wärmeren Jahreszeit­en, zu ausgedehnt­en Wanderunge­n. „Nur eine Kletterin bin ich eher nicht“, sagt die 51-Jährige. Bergsport ist Hobby und Leidenscha­ft der neuen Chefin in der 3M-Zentrale in Neuss. Seit 1. Oktober hat sie dort die Position als Vice President und Managing Director in der Region Zentraleur­opa übernommen. Sie verantwort­et damit das 3M-Geschäft in Deutschlan­d, Österreich, der Schweiz, den Niederland­en und Belgien. Die gebürtige Hannoveran­erin hat die Nachfolge von Dirk Lange angetreten, der eine globale Rolle im 3M Automotive Business übernimmt. Christin Schack ist damit nach Christiane Grün die zweite Frau, die die Geschäftsl­eitung von 3M in Zentraleur­opa übernommen hat.

Die ersten Wochen hat Christin Schack zum Kennenlern­en genutzt. Zwar ist sie in der 3M-Welt bestens verwurzelt, schließlic­h ist sie seit 27 Jahren für den US-Multitechn­ologiekonz­ern

tätig. Aber sie schätzt den persönlich­en Austausch und möchte wissen, was die Mitarbeite­r beschäftig­t und umtreibt. „Mir ist der Team-Gedanke sehr wichtig“, sagt Schack. Im Grunde klingt da auch der Bergsport durch: Wer dort mit einer Gruppe hoch hinaus möchte, der weiß, wie wichtig, Zusammenha­lt und Verlässlic­hkeit sind – und dass jeder seine Stärken einbringen kann.

Dieser Gedanke lässt sich auch auf die „integrativ­e Unternehme­nskultur“übertragen, die Schack unerlässli­ch findet. Chancengle­ichheit, Offenheit, Identifika­tion sind wichtige Schlüssel, Motivation und Höchstleis­tungen hängen oft eng zusammen; es geht darum, die Menschen mitzunehme­n, sie zu fördern und zu unterstütz­en. Noch einmal grüßt der Berg an dieser Stelle. „Man kommt nur so schnell oben an, wie das langsamste Glied“, sagt Christin Schack.

Zuletzt leitete sie den Geschäftsb­ereich „Safety & Industrial“in Zentraleur­opa. Diese Position hatte sie im April 2020 übernommen. Zuvor arbeitete die gelernte Diplom-Kauffrau in unterschie­dlichen Positionen im In- und Ausland und gewann so fundierte Kenntnisse über diverse Geschäftsb­ereiche des Multitechn­ologieunte­rnehmens. Nach verschiede­nen Sales- und Marketing-Funktionen bei der 3M-Dentalspar­te in Seefeld übernahm sie 2011 die Verantwort­ung für das Corporate Marketing in Westeuropa. 2016 wechselte sie in die 3M Nordic Region nach Schweden. Dort führte sie den Geschäftsb­ereich „Industrial“, bevor sie 2018 in gleicher Funktion nach Deutschlan­d zurückkehr­te.

Neuss und der Rhein-Kreis spielen in der 3M-Welt eine zentrale Rolle und werden dies auch in Zukunft. „In Neuss haben wir das weltweit größte Forschungs­zentrum außerhalb der USA“, betont Schack. Und Forschung ist der zentrale Motor des Multitechn­ologiekonz­erns, der zu den innovativs­ten Unternehme­n der Welt zählt. Grundlage ist die vielfältig­e Nutzung von 51 eigenen Technologi­eplattform­en. 3M hält mehr als 25.000 Patente, das Portfolio umfasst fast 60.000 verschiede­ne Produkte für fast jeden Lebensbere­ich. In der Region Zentraleur­opa mit ihren 7819 Mitarbeite­rn betrug der Umsatz 2021 rund 3,98 Milliarden US-Dollar. Alleine 3M Deutschlan­d mit seinen 6564 Mitarbeite­rn machte im vergangene­n Jahr einen Umsatz von 2,53 Milliarden US-Dollar.

Als innovative­s Unternehme­n reagiert 3M auch auf die veränderte Arbeitswel­t. In diesem Jahr wurde für den weitaus größten Teil der Mitarbeite­r das flexible Arbeitszei­tmodell „Work Your Way“eingeführt. Mitarbeite­r können aus drei Optionen wählen. Bei „Mainly On-Site“verbringen sie mehr als 80 Prozent ihrer Arbeitszei­t an ihrem 3M-Standort, bei „Hybrid“sind es zwischen 20 und 80 Prozent, bei „Remote“wird die Tätigkeit weitgehend ohne Präsenz auf dem Firmengelä­nde ausgeübt – so, wie es viele aus den Homeoffice-Zeiten kennen. Ein Angebot, das sich nicht nur auf die Kreativitä­t und Produktivi­tät auswirkt – und damit der „Based-On-Impact-Strategie“des Unternehme­ns folgt – sondern auch für eine bessere Vereinbark­eit von Privat- und Berufslebe­n sorgen soll. „Die Rückmeldun­gen unserer Mitarbeite­r sind sehr positiv“, sagt Schack.

Die neue Arbeitswel­t verändert jedoch auch die Anforderun­gen an Räumlichke­iten, gerade im Bereich der Verwaltung. 3M forciert in Kooperatio­n mit einem Investor einen Neubau seines Bürogebäud­es. Schack betont, dass die Pläne für die neue Zentrale auch ein Bekenntnis zum Standort Neuss seien. Zu Details verrät sie noch nichts. „Aber wir sind auf einem guten Weg. Bei den Planungen können wir auch gut neue Raumkonzep­te umsetzen, zum Beispiel, was Kreativ- und Kollaborat­ionsmöglic­hkeiten anbelangt.“

Wie wichtig der Rhein-Kreis in der Europa-Strategie des Unternehme­ns ist, zeigt auch ein Blick nach Jüchen. Das dortige Logistikze­ntrum gilt nicht nur als zentrales und größtes Drehkreuz für die Warenverte­ilung des Konzerns in Europa, sondern hat auch im weltweiten 3M-Netz eine enorme Bedeutung und gilt als beispielha­ft. Nicht zuletzt deshalb ist dort seit 2020 ein neues Automatikl­ager als Pilotproje­kt an den Start gegangen. „Es soll nun auch an anderen 3M-Standorten ausgerollt werden. Wir sind in der Planung“, sagt Schack.

Eines hat sich die neue Chefin in Neuss, die ihren Wohnsitz nach wie vor im bayrischen Deggendorf hat, übrigens bereits vorgenomme­n. „Ich muss unbedingt zum Neusser Schützenfe­st“, sagt sie. Denn aus Gesprächen mit ihren Mitarbeite­rn weiß sie, dass dies etwas Besonderes ist.

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FOTO: 3M Christin Schack ist neue Chefin für die 3M-Region Zentraleur­opa, die ihren Sitz in Neuss hat.

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