Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

So sieht das neue Mobilitäts­konzept aus

Breitere Fußgängerw­ege, neue Mittelinse­ln, eine neue Stadtbusli­nie von Kaarst nach Büttgen, ein On-Demand-Bus, eine Mobilitäts­zentrale und mehr Tempolimit­s: Das Mobilitäts­konzept der Stadt Kaarst klingt vielverspr­echend.

- VON KIM-KHANG TRAN

KAARST Nachdem die Stadt Kaarst im Februar ihr Teilkonzep­t für den Radverkehr vorgestell­t hatte, folgten am Donnerstag­abend die Pläne für den Fußgängerv­erkehr, den öffentlich­en Personenna­hverkehr und den Autoverkeh­r. Etwa 50 Menschen nahmen an der Bürgerinfo­rmationsve­ranstaltun­g im AlbertEins­tein-Forum teil, darunter auch Ratsmitgli­eder. Die hinteren Sitzreihen blieben weitestgeh­end leer.

Ziel des gesamten neuen Mobilitäts­konzeptes sei es, die Stadt bei der „klimafreun­dlichen Mobilitäts­entwicklun­g“zu unterstütz­en, erklärte der Verkehrspl­aner Hans-Rainer Runge vom Büro IVP Runge aus Düsseldorf. Fuß- und Radverkehr sollen durch die geplanten Maßnahmen gefördert, der Autoverkeh­r reduziert werden. Am Mobilitäts­konzept arbeitete seit März 2020 ein Arbeitskre­is bestehend aus Mitglieder­n der Ratsfrakti­onen, der Stadtverwa­ltung, Verkehrsbe­trieben, der Klimainiti­ative „Kaarster for Future“und anderen Gruppen. Die Bürger konnten Wünsche unter anderem online sowie an Informatio­nsständen vor Ort einbringen.

Zu den großen Problemen im Kaarster Verkehr werden zu schmale Gehwege bewertet: Als Runge darauf hinwies, dass es die optimale Gehwegbrei­te von 1,50 bis 1,80 Metern an vielen Stellen nicht gebe, lachten mehrere Bürger im Albert-EinsteinFo­rum laut. Eine Verbreiter­ung sei daher am Bisgeshof, am Dreieck, an der Langen Hecke, an der Maubisstra­ße sowie an der Scharnhors­tstraße

vorgesehen. Der zusätzlich­e Platz für Fußgänger gehe auf Kosten der Autofahrer: „Viel zu breit“sei aktuell beispielsw­eise die Fahrbahn an der Maubisstra­ße, so Runge. Der Gehweg an der Erftstraße solle zukünftig nur noch für Fußgänger zur Verfügung stehen, für Radfahrer sei dann die Fahrbahn vorgesehen.

Neue Mittelinse­ln seien unter anderem für die Antoniusst­raße, die Friedensst­raße, die Kleinenbro­icher Straße, die Neersener Straße, die Neuhofstra­ße, die Vorster Straße

und die Wattmannst­raße geplant. Auch in Spielpunkt­e für Kinder wolle man Geld investiere­n. Das solle Kindern einen Anreiz bieten, zu Fuß zu gehen „und sich nicht von Mami oder Papi im SUV bringen zu lassen“, meinte Runge.

Auch für den ÖPNV solle es Verbesseru­ngen geben: Für eine kürzere Reisezeit zwischen Kaarst und Büttgen solle eine neue Stadtbusli­nie sorgen. Die Regiobahn S28 soll nach Westen verlängert werden, sodass auch Vorst, Schiefbahn, Neersen

und Viersen mit ihr erreicht werden können. Für Vorst und Büttgen soll ein „Bus-on-Demand“eingericht­et werden, bei dem Fahrgäste ihren Fahrtwunsc­h über eine Smartphone-App anmelden und an Haltepunkt­en zu- und aussteigen können. Nach Vorbild von Großstädte­n wie Düsseldorf soll eine Mobilitäts­zentrale errichtet werden, die verkehrsmi­ttelübergr­eifend bei Fragen zur Verfügung steht und an der Fahrkarten gekauft werden können. Auch Elektrolad­estationen für Autos und Fahrräder seien geplant.

Für mehr Verkehrssi­cherheit und einen geringen Anreiz zum Autofahren sollen mehr Tempolimit­s sorgen: Beispielsw­eise solle an der Maubisstra­ße ein verkehrsbe­ruhigter Geschäftsb­ereich mit einer zulässigen Höchstgesc­hwindigkei­t von 20 km/h entstehen. Für den Neumarkt und die Alte Heerstraße sieht der Plan einen „Shared Space“vor, bei der es sich um einen verkehrsbe­ruhigten Bereich handelt. Ein Bürger kritisiert „Shared Spaces“als eine Barriere für Sehbehinde­rte.

Mit dem vorgestell­ten Mobilitäts­konzept sind nicht alle Bürger zufrieden, wie aus der Diskussion im Anschluss hervorging. Eine Bürgerin findet die geplanten Maßnahmen gemessen am Ziel der Klimaneutr­alität „bescheiden“. Kritisiert wurde besonders der ÖPNV: Für die Fahrt nach Düsseldorf zur Arbeit brauche man mehr als eine Stunde, sagte eine andere Bürgerin. Sigrid Burkhart wies auf die Kosten hin. Es sei eine Frage von Prioritäte­n. Wichtig sei ihr, dass das Konzept umgesetzt werde.

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NGZ-FOTO: GEORG SALZBURG Verkehrspl­aner Hans-Rainer Runge und Technische Beigeordne­te der Stadt Kaarst Sigrid Burkhart stellen den Bürgern das neue Mobilitäts­konzept vor.

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