Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Vandalismus: Schulen sind für Einzäunung
Schon wieder sind Schulen zum Ziel von Zerstörung geworden. Es wurden sogar Patronenhülsen gefunden. Die Politik ist aufgeschreckt: Jetzt werden massive Sicherungsmaßnahmen geprüft. Die betroffenen Schulen fordern einen Zaun.
DORMAGEN Als CDU-Fraktionsvorsitzender Kai Weber die Fachbereichsleiterin Regine Lewerenz um ein aktuelles Update bat, anstatt den eigenen Fraktionsantrag zum Thema Vandalismus an Schulen zu begründen, ahnten wohl einige Teilnehmer im Schulausschuss, dass nichts Gutes folgen wird. So war es dann auch: Lewerenz berichtete von massiver Zerstörung an der Rachel-Carson-Schule sowie vom Patronenhülsenfund auf dem Gelände des Bettina-von-Arnim-Gymnasiums. Weber folgerte daraus: „Die Verwaltung soll die Einzäunung dieser beiden Schulen sowie der ErichKästner-Grundschule prüfen.“Das soll jetzt auch geschehen, wobei der ein oder andere Politiker noch auf die „Umzäunungs-Bremse“trat.
Was ist geschehen? Am Mittwoch hat ein Lehrer auf dem Schulgelände, genauer gesagt auf der Rückseite des Schulgebäudes, Patronenhülsen gefunden. „Ob das Hülsen von echten Patronen oder für eine Schreckschusswaffe sind, weiß ich nicht, das spielt aber auch keine Rolle“, sagt Direktor Thomas Vatheuer. „Das zeigt nur deutlich auf, dass die Schule geschützt werden muss, wenn Unbefugte auf unserem Gelände womöglich Schussübungen machen.“
Schlimm erwischt hat es die benachbarte Rachel-Carson-Sekundarschule: Dort haben am vergangenen Wochenende Unbekannte die Eingangstür zur Toiletten-Außenanlage der Schüler eingeschlagen und im Inneren den kompletten Sanitärbereich zerstört. „Der Schaden ist fünfstellig“, sagt Fachbereichsleiterin Lewerenz. „Unsere Schüler sind erschüttert und fragen sich, wer denn so etwas nur macht“, sagt Schulleiterin Bettina Mazurek. Sie wundert sich allerdings nicht, denn: „Am Wochenende ist bei uns Party.“Regelmäßig würden junge Leute an den Abenden und in der Nacht auf das Schulgelände kommen, gezielt den hinteren, abgelegenen Schulhof und Lehrerparkplatz aufsuchen, um dort ihr Unwesen zu treiben. „Unser Hausmeister hat montags immer reichlich zu tun, um die Hinterlassenschaften zu beseitigen.“
Zerstörungswut kennt man am BvA auch: Das Sonnensegel für das „Grüne Klassenzimmer“im Wert von 16.000 Euro war im August zerstört worden, das Mobiliar des Atriums weist Brandflecken auf. In den letzten Monaten sind vier bis fünf Fenster eingeschlagen worden, die kosten belaufen sich auf jeweils tausend bis 1500 Euro.
Was tun? Geht es nach den Schulleitern der drei Schulen, dann ist klar: Die Schulen müssen eingezäunt werden! „Dafür hat schon mein Vorgänger Lindner vor zehn Jahren gekämpft – leider nur zum Teil erfolgreich.“Zwar ist das BvA zu einem Teil eingezäunt, aber ausreichend ist das nicht. „Die Politik hat bislang ein offenes Konzept vorgesehen. Aber Schule muss ein geschützter Raum sein. Bei uns kacken Hunde von Spaziergängern ins Foyer,
nutzen Passanten das Gelände als Abkürzung. Es gibt viele Störungen und Gefährdungen.“Vatheuer: „Die Schule muss eingezäunt, die Tore abends verriegelt werden.“
„Bei uns ist oft ,Tag der offenen Tür’“, sagt Bettina Mazurek sarkastisch. Auch sie fordert eine „vollständige Umzäunung mit Toren, die hoch genug sind, um nicht überklettert zu werden und einen Schließdienst ab 18 Uhr“. Ideal wäre – wie während der Bauphase – eine „BauWatch“-Videoüberwachung für den inneren Schulhof und Lehrerparkplatz. Vergleichsweise weniger betroffen ist bislang die Erich-Kästner-Grundschule. Aber: „Bei uns herrscht Durchgangsverkehr, oft von uneinsichtigen Hundebesitzern und Spaziergängern“, sagt Rektorin
Kathrin Deußen. Bei einem Treffen mit Schülern hätten Klassensprecher der dritten Klassen sich einen Zaun gewünscht, „damit sie sich sicherer fühlen“, so Deußen. Das befürwortet auch die Pädagogin.
CDU-Fraktionschef befürwortet eine Umzäunung und eine „weitere soziale Kontrolle“. Das sieht auch die SPD so. Die Grünen sprechen zwar von einer „dramatischen Situation“, sehen in der Einzäunung von Schulen aber „nicht das allergrößte Ziel“, so Fraktionsvorsitzender Tim Wallraff. Letztlich geht es jetzt darum, gemeinsam mit den Schulen zu überlegen, welche Maßnahmen sinnvoll sind. Die stadt will auch Kosten für eine Umzäunung ermitteln. „Wir wollen eine Lösung“, so Weber.