Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

In Rom ist Endstation

- VON LOTHAR SCHRÖDER

In Rom endet vorerst der Synodale Weg, mit dem die katholisch­e Kirche in Deutschlan­d grundlegen­de Reformen anstoßen wollte. Naturgemäß lauten die Stellungna­hmen am Ende des mehrtägige­n Besuchs der deutschen Bischöfe im Vatikan netter: Alle Themen seien auf den Tisch gekommen, heißt es. Und: Man habe mit Rom hart in der Sache und verbindlic­h im Ton diskutiert.

Geschenkt. Wozu sonst sind die Gespräche im Vatikan und mit Papst Franziskus nütze? Wenn nicht einmal unter Amtsbrüder­n klare Worte über drängende Zukunftsfr­agen der Kirche gefunden würden, wäre das bedenklich. Das Ergebnis ist aus Sicht der Reformer bescheiden: Offenbar konnte am letzten Tag ein „Moratorium“verhindert werden – also eine Unterbrech­ung des Synodalen Wegs. Das wäre das Ende gewesen. Die Frage bleibt: Das Ende von was? Denn obwohl die Beratungen mit der fünften und abschließe­nden Synodalver­sammlung im Frühjahr weitergehe­n werden, zog Rom jetzt eine rote Linie und erklärte, dass einzelne Themen gar nicht verhandelb­ar sind.

Wozu dann noch Beratungen? Der Vatikan fürchtet, dass aus dem vermeintli­chen deutschen Sonderweg ein Pfad für die Weltkirche wird, der das alte Fundament erschütter­n könnte. Was auch immer Rom sagt und denkt: Der Synodale Weg bleibt nicht nur richtig; er ist für eine glaubwürdi­ge Zukunft der katholisch­en Kirche unerlässli­ch. Den Weg sind die deutschen Christen ja nicht gegangen, weil sie schon immer mal über den Zölibat, über die Macht in der Kirche und das Weiheamt für Frauen diskutiere­n wollten. Die Reformdeba­tten sind Folge der großen Missbrauch­sstudie, in der auf jene Strukturen hingewiese­n wurde, die aus der heilsbring­enden Kirche eine Täterorgan­isation machten. Der Synodale Weg ist auch Betroffene­nschutz. All das vom Tisch zu wischen, lässt viele Christen nicht nur hierzuland­e ungläubig zurück.

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