Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Erneut Explosionen an AKW Saporischschja
KIEW (dpa) Im russischen Angriffskrieg in der Ukraine sind ukrainischen Ermittlern zufolge mehr als 8300 Zivilisten getötet worden. Unter ihnen seien 437 Kinder, teilte Generalstaatsanwalt Andrij Kostin nach Angaben des Internetportals „Unian“mit. Mehr als 11.000 Menschen seien in dem Krieg bislang verletzt worden. Die tatsächliche Zahl der Opfer dürfte Kostin zufolge aber höher liegen, da ukrainische Behörden zu einigen von Russland besetzten Gebieten noch keinen Zugang hätten.
Am größten Atomkraftwerk Europas spitzte sich die Lage am Wochenende wieder zu: Die Internationale Atomenergiebehörde berichtete unter Berufung auf eigene Experten vor Ort von mehreren starken Explosionen bei Saporischschja. Die Experten hätten von Dutzenden Einschlägen in der Nähe und auf dem Gelände der Anlage berichtet. Das Management habe Schäden an einigen Gebäuden, Systemen und Geräten gemeldet. Die nukleare Sicherheit sei bislang nicht beeinträchtigt. Russland
und die Ukraine machten sich wie bei früherem Beschuss gegenseitig dafür verantwortlich.
In den befreiten Gebieten rund um Cherson, Charkiw und Donezk stoßen die Ukrainer unterdessen nach offizieller Darstellung auf immer mehr Beweise für Gräueltaten der einstigen russischen Besatzer. In den vergangenen zwei Monaten seien mehr als 700 Leichen entdeckt worden, sagte der Generalstaatsanwalt im Staatsfernsehen. In rund 90 Prozent der Fälle habe es sich um Zivilpersonen gehandelt.
Nach dem Einschlag einer Rakete im polnischen Grenzgebiet zur Ukraine ist am Sonntag das zweite Todesopfer, ein 59-jähriger Traktorfahrer, mit einem Staatsbegräbnis beigesetzt worden. Am Samstag hatte eine Ehrenkompanie der polnischen Armee einem 60 Jahre alten Lagerverwalter in Przewodów das letzte Geleit gegeben. Die Männer starben am Dienstag, als in dem Dorf nur sechs Kilometer von der Grenze zur Ukraine eine Rakete einschlug.