Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Dormagen verschärft Dresdener Krise
Den Zweitliga-Handballern des TSV Bayer gelang am Sonntagabend ein wichtiger Auswärtssieg. Beim HC Elbflorenz zeigten sie wieder ein großes Herz und setzten sie sich in einer nervenaufreibenden Schlussphase hauchdünn durch.
DORMAGEN Nur gut, dass Ian Hüter als Spielmacher der ZweitligaHandballer des TSV Bayer Dormagen auf die Zähne gebissen hat. Trotz einer Woche fast ohne Training wegen einer Erkrankung trat er die Fahrt zum Auswärtsspiel nach Dresden an und wurde zum Siegtorschützen. In einer nervenaufreibenden Schlussphase behielt der 25-Jährige kühlen Kopf und erzielte wenige Sekunden vor Schluss den Treffer zum enorm wichtigen 26:25 (11:13)-Auswärtssieg gegen den HC Elbflorenz, womit die Revanche für die Pokalniederlage Ende August gelang. Mit dem Erfolg haben die Dormagener die Krise der nun bereits seit neun Spielen sieglosen Dresdner weiter verschärft und konnten sich von ihnen weiter in Richtung Mittelfeld der Tabelle absetzen.
Darauf, dass Ian Hüter nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war, reagierte TSV-Coach Matthias Flohr mit dem erst 18-jährigen Sören Steinhaus auf der Mitte in der Startformation. Und in dieser Konstellation fanden die Gäste auch gut in die Partie, es war sogar der Youngster, der sein Team mit dem 2:1 (3.) erstmals in Führung brachte und nach zwei Paraden von Christian Simonsen sogar das 3:1 (5.) nachlegte. Im Anschluss entwickelte sich ein sehr ausgeglichenes Spiel, in dem die Dormagener sehr konzentriert wirkten. Ihnen unterliefen nicht wie in den Anfangsphasen der beiden Spiele zuvor etliche technische Fehler. Beide Abwehrreihen agierten aggressiv und sorgten auch dank guter Torhüterparade dafür, dass nur wenig Treffer fielen. Als die Dresdner in der 20. Minute die Führung übernahmen, stand es erst 7:6. Auffällig dabei: Die beiden Schiedsrichterinnen pfiffen von Beginn an sehr hart, so dass zum Ende der ersten Hälfte schon acht Zwei-Minuten-Strafen
in der Statistik standen, alleine fünf beim TSV. Bitter: In Patrick Hüter und André Meuser traf es wichtige Spieler für die Abwehr gleich je zweimal, so dass nach der Pause die Gefahr von Spielausschlüssen bestand. Kurz vor der Halbzeit war es aber eine Zeitstrafe für Alexander Senden, die einen großen Teil dazu beitrug, dass die Gastgeber in der 30. Minute noch zwei Tore erzielen konnten und mit einer 13:11-Führung in die Pause gingen.
Ein Hochgefühl, dass der HC Elbflorenz mit in Hälfte zwei nahm, denn er erwischte den deutlich besseren Start und baute den Vorsprung bis zu 33. Minute durch den Treffer von Leon Wellner zum 17:12 auf fünf Tore aus. Dass TSV-Coach Matthias Flohr dann eine Auszeit nahm, half zunächst wenig. Als Philip Jungemann zum 21:16 (43.) traf und der bis dahin starke Marino Mallwitz gegen Jakub Sterba hielt, schienen die Dresdner alles im Griff zu haben. Doch zwei technische Fehler von Mittelmann Ivar Stavast und einen Fehlpass von Mallwitz sowie je einen Treffer von Mislav Grgic und André Meuser später, stand es plötzlich nur noch 21:18 für die Gastgeber. Ihrem
Trainer Rico Göde schwante offenbar Böses, er nahm eine Auszeit. Aber auch danach erhöhte sich die Fehlerquote der Dresdner weiter, die Angst vor einem neuerlichen Misserfolg übernahm augenscheinlich die Regie. Das nutzten die Dormagener auch dank einer sehr diszipliniert agierenden Abwehr eiskalt aus, in Hälfte zwei kam tatsächlich keine weitere Zeitstrafe hinzu. Nach einem Tempogegenstoß von Jan Reimer glichen sie bei 23:23 (53.) aus und gingen durch einen erfolgreich verwandelten Siebenmeter von Joshua Reuland sogar 24:23 in Front.
Diesen Negativlauf versuchte Göde mit seiner letzten Auszeit zu stoppen, doch es ging direkt mit einem technische Fehler und dem 25:23 (57.) durch Aron Seesing weiter.
Als dann auch noch der mittlerweile für Christian Simonsen gekommene Martin Juzbasic gegen Stavast hielt, roch es stark nach einem Auswärtssieg des TSV. Doch zwei Fehlversuche von André Meuser brachten die Gastgeber wieder in die Nähe von etwas Zählbarem, als Sebastian Greß 30 Sekunden vor Schluss ausglich. Dann war es Matthias Flor, der bei 59:47 Minuten noch mal seine Spieler zusammenrief und offenbar die richtige Ansage machte. Gegen die offener Dresdner Deckung tankte sich Ian Hüter durch und erzielte von Halblinks den umjubelten Siegtreffer. Flohr: „Wir müssen zugeben, es war ein glücklicher Sieg. Aber heute war es auch eine Belohnung für die unglücklichen Niederlagen in Balingen und Nettelstedt, wo wir gut gespielt und verloren haben.“