Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Der Grammy-Sieger aus Neuss
Er hat schon für die Rap-Größen Kendrick Lamar und Drake produziert: Dominik Patrzek, auch bekannt als Deats.
NEUSS Einen Grammy zu bekommen: „Das ist das, wovon ich immer geträumt habe“, erzählt der Neusser, der sich Deats nennt. Dass dieser Traum nun in Erfüllung gegangen ist, habe er auch heute, mehr als ein halbes Jahr nach der Verleihung im April, noch nicht ganz realisiert. „Ich muss das, glaube ich, ein paar Jährchen verarbeiten“, sagt der Musikproduzent.
„Family Ties“von Kendrick Lamar und dessen Cousin Baby Keem ist der Song, der in diesem Jahr den „Grammy Award for Best Rap Performance“gewonnen hat. In den Song-Credits erscheint Deats nicht nur unter den Produzenten, sondern auch unter den Songwritern, allerdings unter seinem richtigen Namen: Dominik Patrzek. Der Schwerpunkt seiner Arbeit liege in der Produktion: „Ich bin kein vollwertiger Songwriter“, erklärt Deats. Beigesteuert habe er die Melodie im dritten Teil des Songs, zu der Kendrick Lamar rappt, erklärt Deats. Nicht auf einem direkten Weg, sondern über den US-amerikanischen Musikproduzenten Cardo habe die Melodie Lamar erreicht. Den Weg zum Grammy beschreibt Deats als einen langsamen Prozess: Er habe mit deutschen Künstlern angefangen und später immer weiter Kontakte nach Amerika geknüpft. Sein erster Schritt in die amerikanische Musikproduktion sei „Ink Blot“vom Rapper Logic im Jahr 2017 gewesen, der nächste große Meilenstein sei der Song „Omertà“von Drake im Jahr 2019 gewesen. „Drake ist einer meiner absoluten Lieblingskünstler“, fügt Deats hinzu. Zur Musik habe er bereits als Sechstklässler gefunden, als er die Gitarre für sich entdeckt hat. „Ich habe aber schnell gemerkt, dass das nur zu wenig für mich ist, nur Gitarre zu spielen“, so Deats. Heutzutage arbeite er mit Programmen wie FL Studio, spiele jedoch auch echte Instrumente ein.
Geboren und aufgewachsen ist Patrzek in Neuss, wo er auch heute noch wohnt. In seiner Heimat fühle er sich wohl, gerade die Nähe zu Düsseldorf und Köln gefalle ihm. Lediglich eine bessere Einkaufsstraße in der Neusser Innenstadt sowie „mehr Kultur“wünsche er sich. Etwa drei Monate im Jahr verbringe er in Berlin, wo er mit den Produzenten Miksu und Macloud im Studio sitze. Als ein zweites Zuhause sehe er die Bundeshauptstadt jedoch nicht. In den USA sei er noch nicht gewesen, in naher Zukunft wolle er jedoch Los Angeles besuchen, vielleicht auch Miami oder New York.
Einen Ausgleich zur sitzintensiven Arbeit, die er mit einem „Bürojob“
vergleicht, findet der 25-Jährige im Boxen, im Brazilian Jiu-Jitsu sowie im Fitnessstudio. Auch Kochen zähle zu seinen Hobbys. Seine Familie stehe hinter ihm, auch wenn die Musikindustrie ihr fremd sei: „Natürlich haben sie es anfangs nicht richtig verstanden, dass das, was ich tue, ein vollwertiger Beruf ist, sie kennen es aus ihrer Zeit nicht.“
Seit dem Grammy habe sich nicht viel an seiner Bekanntheit geändert, da man als Produzent eher im Hintergrund stehe. „Ich mag das auch, deswegen bin ich auch Produzent geworden und kein Rapper oder so etwas“, meint Deats. „Ich stelle mich nicht so gerne in den Mittelpunkt. Mir macht es einfach Spaß, Musik zu machen, ich muss nicht unbedingt ein Künstler sein.“Was es mit seinem Namen auf sich hat, wisse er nicht mehr: „Ich habe 2013 mit der ganzen Sache angefangen und es kam einfach irgendwie in meinen Kopf.“Die Theorie, dass es sich bei „Deats“um eine Kontamination von „Dominik“und „Beats“handle, höre er oft, könne er aber nicht bestätigen. Zwischen dem Produzenten Deats und der Privatperson Dominik Patrzek trenne er nicht: „Deats ist auch Dominik.“Seine Ziele für die Zukunft: „Meine Skills verbessern und hoffentlich noch mehr Grammys gewinnen.“Einen Plan B zur Musik habe er nicht: „Ich glaube auch nicht, dass das funktioniert, wenn man einen Plan B im Kopf hat. Wenn man etwas möchte, muss man es zu 100 Prozent durchziehen wollen, dann kann es auch was werden.“