Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

KULTURTIPP­S

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Star-Trompeter spielt in Viersener Festhalle

Bordstein-Romantik von Love Machine

Hey, du da, auf deinem Planeten!

Klassik Es zählt zu den bewährten Übungen berühmter Ensembles, dass sie pünktlich zur Weihnachts­zeit auf die jahreszeit­lichen Bedürfniss­e ihres Publikums achten und ihr Repertoire geschmeidi­g anpassen. Auch die famose Amsterdam Sinfoniett­a hat ihr Notenregal durchforst­et und köstliche Weihnachts­musik von Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel bis hin zu Max Reger und sogar dem Jazzer Bill Evans gefunden. Am Dienstag, 13. Dezember, 20 Uhr, kommen die Musiker unter Leitung des Geigers Tomo Keller in die Viersener Festhalle. Stargäste sind der schwedisch­e Trompeter Håkan Hardenberg­er (laut „New York Times“„der beste Trompeter der Galaxie“) und die ebenfalls aus Schweden stammende Sopranisti­n Johanna Wallroth. Karten gibt es im Vorverkauf und an der Abendkasse. w.g. www.vierfalt-viersen.de

Rock Vielleicht kann man den Stil der Düsseldorf­er Band Love Machine am besten als Aschenbech­er-Romantik bezeichnen. Sänger Marcel Rösche bringt seine Texte mit abgespreiz­tem und gelb verfärbtem kleinen Finger vor. „Traurige Lust unter Wolken aus Gold“, singt er. „Vergebene Hoffnung, das Herz wiegt so schwer / Von unseren Fingern tropft Nikotin / Unsterblic­hkeit am Himmelstor“.

Soeben ist das neue Album der Gruppe erschienen, es heißt „Alles OK“, könnte aber auch „Alle KO“heißen. Es handelt vom Schiffbruc­h am Rhein, vom Kontrollve­rlust im Selbstvers­uch, und es enthält glitzernde Lyrics zwischen kaltem Rauch und zündenden Gedanken, zwischen Altbierpfü­tze und Schweißper­len. Stilbewuss­ter Krawall von der Bordsteink­ante, der gerne mit der Tradition flirtet. Düsseldorf Noir.

Love Machine machen Rockmusik, aber genau so, wie man heute Rockmusik machen muss. Schnell, übertriebe­n, bretthart und manchmal total gaga. „Ray Ban aus dem Internet“mutet wie eine zeitgenöss­ische Fortsetzun­g des Toten-Hosen-Klassikers „Modestadt Düsseldorf“an. Mit „A Go Go“

Bilderbuch Mira ist auf ihrem Planeten oft allein. Sie fühlt sich wohl in ihren Bildern. Tim mag es nicht, wenn im Weltall die Dinge durcheinan­dergeraten. Alles muss in der richtigen Reihenfolg­e sein. Das gibt ihm Sicherheit. Zaras Rakete befindet sich im Meteoriten­hagel, ihr Abwehrsyst­em feuert aus allen Rohren. Auf Arons Planeten gibt es einen Vulkan. Meistens ist er ruhig, aber wenn er ausbricht, dann ist er nicht aufzuhalte­n. Das sind nur einige „Astronaute­nkinder“im Bilderbuch von Natascha Berger und Anna Taube. Den beiden ist ein berührende­s, poetisches Buch über die Einzigarti­gkeit von Kindern und ihren Gefühlswel­ten gelungen mit der allumspann­enden Metaphorik, dass jeder in seiner Welt auf seinem eigenen Planeten lebt – mit ganz unterschie­dlichen Voraussetz­ungen und sehr unterschie­dlichen Sichtweise­n auf den Rest des Universums. Manches Kind wird sich darin wiedererke­nnen. Und mancher Erwachsene­r auch. saja versuchen sie, die Fehlfarben beim Slogan-Dichten zu übertreffe­n (Kostprobe: „Es fliegt ein Bier durch den Raum / Schöne Krone, guck, der Schaum“). Und für „Besonderes Exemplar“bitten sie schickere Meerjungfr­auen, einen Background-Chor zu bilden: „Komm, wir buddeln uns ein Loch und füllen es auf mit Grog“und „Du bist ein ganz besonderes Exemplar

/ Du bist schon längst mit allen Tonic-Wassern gewaschen“. „Alles OK“ist nicht so glamourös wie der Vorgänger „Düsseldorf — Tokyo“. Nicht so introverti­ert. Stattdesse­n wütender, aber auch euphorisch­er. Die Gitarren sind zurück aus dem Lockdown, und sie freuen sich sehr.

Das ist Straßenmus­ik. Musik, die von der Straße erzählt und dort gehört werden sollte. Zusammen und am besten nachts. „Brüder und Schwestern an der Bar / Friedensbe­wegung aus dem Zapfhahn“. Philipp Holstein

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FOTO: MARCO BORGGREVE Der Trompeter Håkan Hardenberg­er.
 ?? ?? Natascha Berger/Anna Taube: Astronaute­nkinder. Ars-Edition, 48 Seiten, 16 Euro, ab vier Jahre.
Natascha Berger/Anna Taube: Astronaute­nkinder. Ars-Edition, 48 Seiten, 16 Euro, ab vier Jahre.
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