Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Kalenderblatt
22.11.1943
Der Turm der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche war einst der höchste der damals noch eigenständigen Stadt Charlottenburg. Kaiser Wilhelm II. hatte die monumentale Kirche zu Ehren seines Großvaters Wilhelm I. erbauen lassen. 1895 war das Gotteshaus geweiht worden. Die Kirche hatte fünf unterschiedlich hohe Türme und war im neuromanischen Stil erbaut. Auch der Innenraum der Kirche war aufwendig gestaltet, insbesondere beeindruckten die Glas- und Deckenmosaike. Doch die evangelische Kirche ist nicht allein deswegen noch heute eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Berlins. Über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt ist sie vor allem wegen ihrer Geschichte: In der Nacht des 22. November 1943 wurde die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche während eines Bombenangriffs getroffen und geriet in Brand. Das Feuer zerstörte das Gebäude weitgehend und ließ den Hauptturm einstürzen. Nach Kriegsende wagte sich zunächst niemand an die Ruine. Bis 1956 blieb das Gebäude dem Zerfall überlassen. Dann begann man damit, den Chor einzureißen. Ein geplanter Neubau sah den vollständigen Abriss vor. Doch dagegen wehrte sie die Bevölkerung. Schließlich folgte eine ungewöhnliche Einigung: Der halb zerstörte Hauptturm der alten Kirche sollte erhalten bleiben – als Mahnmal gegen den Krieg mitten in der Stadt. Die übrigen Ruinen wurden abgerissen, ein vierteiliges Bauensemble des Architekten Egon Eiermann ergänzte die Anlage. Dazu gehört die achteckig angelegte neue Kirche. Das Ensemble wurde 1961 eröffnet, ist mittlerweile denkmalgeschützt und eine der am meisten besuchten Attraktionen der Hauptstadt.
Zerstörung der Berliner Gedächtniskirche