Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Mit QR-Codes gegen überfüllte Container
Immer wieder beschweren sich Bürger über Papier-Container, in die kein Blatt mehr passt. Überfüllte Behälter sollen künftig unkomplizierter gemeldet werden können – zudem sollen Container abgebaut werden. Dafür gibt es Kritik.
NEUSS Durch die Corona-Pandemie erlebten sogenannte QR-Codes eine Renaissance. Egal ob bei der Übernahme von Impf-Daten, beim Einloggen in Apps wie „Luca“oder bei der schnellen Termin-Buchung für das Corona-Testcenter – einfach Smartphone draufhalten und los geht’s. In Neuss könnten die zweidimensionalen Codes – im Jahr 1994 von der japanischen Firma Denso entwickelt – aber künftig noch für einen ganz anderen Zweck verwendet werden. Und zwar als kleine Helfer bei der Problematik überfüllter Müll-Container. Aus dem aktuellen Stand geplanter Maßnahmen für mehr Sauberkeit, den die Stadt jetzt vorgelegt hat, geht hervor, dass die AWL zeitnah Container mit entsprechenden Aufklebern versehen wird. Bürger haben dann die Möglichkeit, per Smartphone durch das Einscannen der Codes unbürokratisch überfüllte Container melden zu können. In Städten wie Essen gibt es solch ein
„Die Füllstand-Sensoren haben nicht wirklich funktioniert“Marc Vanderfuhr AWL-Aufsichtsratsmitglied
Modell bereits.
Immer wieder war es in den vergangenen Monaten zu Beschwerden wegen überquellender Containern gekommen, egal ob in Grimlinghausen, in Erfttal oder in der Nordstadt. Auf der Furth hatte man bereits ein Pilotprojekt gestartet und versucht, die Problematik mit sogenannten Füllstand-Sensoren an Containern zu bekämpfen. „Das hat aber nicht wirklich funktioniert“, sagt Marc Vanderfuhr, Aufsichtsratsmitglied bei der AWL. Auch auf die Möglichkeit des Mängelmelders der Stadt sei im Zuge der Debatte immer wieder verwiesen worden, letztlich ermögliche die Lösung mit den QR-CodeAufklebern aber schnelleres Eingreifen.
Beim Festzurren des Maßnahmenpakets für mehr Sauberkeit sollte die Verwaltung aber auch prüfen, ob die Anzahl der AltpapierContainer stadtweit reduziert werden kann. In diesem Zuge wurden die zwölf Standorte mit den gravierendsten Verschmutzungen identifiziert – und die sollen nun, so geht es aus der Mitteilung der Stadt hervor, komplett abgebaut werden. „Rechtlich nicht ganz einfach, aber möglich“, wie Vanderfuhr erklärt. Jeder betroffene Standort sei zuvor geprüft worden. Die betroffenen Container verteilen sich über das gesamte Stadtgebiet. Der Abbau soll laut
Stadt „unverzüglich umgesetzt“werden. Allerdings betont die Verwaltung gleichzeitig, dass die beauftragten Firmen den Leerungsrhythmus angepasst hätten und die AWL die Reinigung der Containerstandorte intensiviert habe. Die Anzahl der Beschwerden sei dadurch bereits zurückgegangen. Kritik am geplanten Abbau der zwölf Problem-Container
kommt von der CDU. „Der Müll wird dadurch ja nicht weniger – dann laden die Menschen ihn eben woanders ab“, sagt der Stadtverordnete Bernd Ramakers. Dies beobachte er auch immer wieder in seinem Stadtteil Grimlinghausen, etwa an der Johanna-EtienneStraße, wo es inzwischen vier wilde Müllkippen gebe. Nicht selten kämen dort Fahrzeuge mit auswärtigen Kennzeichen vorbei, die dort Unrat (von Kartons bis Matratzen) abladen. Ramakers möchte bei der Bekämpfung des Problems einen Schritt früher ansetzen. „Man sollte versuchen, die Müllsünder ausfindig zu machen und sie mit einem Bußgeld belegen“, sagt der Stadtverordnete. Seiner Ansicht nach sei die Stadt mit ihrem aktuellen Personal quantitativ nicht in der Lage, dem Problem Herr zu werden.
Noch früher setzt die AWL aber bereits mit Aufklärungskampagnen an – etwa mit dem Projekt „StinkeTonne & TraumSchrott“an Neusser Grundschulen, das seit mehr als 20 Jahren besteht. Darüber hinaus ist die AWL beauftragt, die Abfallberatung zu intensivieren und steht derzeit in Verhandlung mit der Autorin eines Kinderbuches, das sich mit wildem Müll im Wald beschäftigt. Diese bietet hierzu interaktive Autorenlesungen in Kitas an.