Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Aus für Traditions­bäckerei Schop

- VON KIM-KHANG TRAN

Hermann-Josef Schop schließt seine Bäckerei und ist enttäuscht von der Stadt Kaarst.

KAARST Die gute Nachricht vorweg: Seine Knie-Operation vor genau einem Jahr hat Hermann-Josef Schop gut überstande­n. Eine Zukunft hat seine Konditorei an der Maubisstra­ße trotzdem nicht: Wie der Konditorme­ister mitteilt, bleibe sie endgültig geschlosse­n.

Von Kaarster Bürgern werde er noch immer häufig nach einer Rückkehr seiner Traditions­bäckerei gefragt, die im Jahr 1949 von seinem Vater gegründet und 1985 von ihm übernommen wurde. Gegen eine Wiedereröf­fnung habe er sich aus mehreren Gründen entschiede­n: Auf der einen Seite wegen Personalma­ngel, auf der anderen Seite gebe sein neues Knie die Arbeit in der Bäckerei nicht her. Nach einem Unglück im Jahr 1979 bei der Bundeswehr war Schop schon einmal am Knie operiert worden – doch die Probleme blieben. Im März 2021 habe er die Schmerzen nicht mehr ertragen können. Ein Kunde habe ihm den Orthopäden empfohlen.

Als 65-Jähriger freue er sich über den Ruhestand. 45 Jahre lang habe er bei mindestens sechs Arbeitstag­en pro Woche viel Verzicht üben müssen, nun wolle er Dinge nachholen, die er verpasst habe. Vernachläs­sigt habe er damals in seinem Alltag als Konditorme­ister beispielsw­eise Freundscha­ften. An seinen neuen Alltag müsse er sich noch gewöhnen.

Zur Stadt Kaarst habe er ein schwierige­s Verhältnis. „Ganz wohlgefühl­t hat man sich hier nie“, so Schop. Bereits als Kind sei er als Sohn eines Bäckers jeden Tag geärgert worden. Die geringe Wertschätz­ung in der Gesellscha­ft Bäckern gegenüber habe er auch als Erwachsene­r erlebt. Beispielsw­eise sei er im Schützenve­rein ausgelacht worden, weil er samstags noch vorher arbeiten musste und deshalb zu spät erschienen ist.

Seinen Beruf an sich finde er schön: Man könne kreativ sein und habe hinterher ein leckeres Produkt. Die Stadt Kaarst habe jedoch seine Freude an der Arbeit geschmäler­t. Zum Beispiel habe er im Jahr 2012 viele Kunden verloren, weil die

Maubisstra­ße monatelang repariert wurde. „Da hat es den Betrieb richtig an die Grenzen gebracht“, erinnert sich Schop. Sein langjährig­er Wunsch seit 1994, die Konditorei neu zu bauen, ist nach mehreren Anläufen nicht in Erfüllung gegangen. In den damals geplanten Neubau habe er viel Geld investiert, nun sei er für das Vorhaben zu alt. „Viele haben gegen uns gearbeitet“, meint Schop.

Gute Worte hat Hermann-Josef Schop jedoch für seine Kunden übrig, gerade auch im Hinblick auf die Corona-Krise: „Ich bin echt dankbar über die Kundschaft, wenn ich daran denke, wie sie hier gestanden haben. Die Geduld, die Disziplin, die die Kunden an den Tag gelegt haben, fand ich toll.“Wie es mit dem Gebäude weitergeht, stehe noch nicht fest. Seinen Kunden und Kollegen wünscht Schop derweil alles Gute.

 ?? NGZ-FOTO: KKT ?? Die Bäckerei und Konditorei Schop an der Maubisstra­ße bleibt für immer geschlosse­n.
NGZ-FOTO: KKT Die Bäckerei und Konditorei Schop an der Maubisstra­ße bleibt für immer geschlosse­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany