Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Stadt will Schulsozialarbeit ausbauen
Ein besonderer Fokus soll zukünftig auf dem OGS-Angebot liegen, doch auch an städtischen weiterführenden Schulen soll der Einsatz von Schulsozialarbeitern vorbereitet werden.
DORMAGEN Die Stadt Dormagen möchte in den nächsten Jahren die Schulsozialarbeit an allen Schulstandorten stärken und weiterentwickeln. Erst zu Beginn des Jahres haben sechs neue Schulsozialarbeiter ihre Arbeit im Stadtgebiet aufgenommen, seitdem betreut das insgesamt siebenköpfige Team, bestehend aus vier Frauen und drei Männern, alle Grundschulen. Nun soll auch die Schulsozialarbeit im Offenen Ganztag (Primarstufe) ausgebaut, sowie in einem weiteren Schritt die Einführung von Schulsozialarbeitern in kommunaler Anstellung an den städtischen weiterführenden Schulen vorbereitet werden.
Bürgermeister Erik Lierenfeld machte bereits deutlich, wie wichtig diese Veränderung ist: „Nicht nur die Corona-Pandemie hat verdeutlicht, dass unsere Kinder noch mehr Unterstützung benötigen, die nicht alleine von Lehrkräften und OGS-Mitarbeitenden geleistet werden kann. Es ist wichtig, dass sowohl Kinder als auch Eltern einen zusätzlichen Ansprechpartner haben, an den sie sich bei Problemen wenden können.“Im Schulausschuss präsentierte die Verwaltung ein umfangreiches Rahmenkonzept zur Schulsozialarbeit – ein besonderer Fokus lag dabei vorerst auf den Grundschulen sowie auf dem Offenen Ganztag.
Das Ziel der Schulsozialarbeit sei die „frühzeitige Identifizierung von Unterstützungs- und Hilfebedarfen, Gefährdungspotentialen und von krisenhaften Entwicklungen sowie die Initiierung entsprechender bedarfsgerechter Angebote“, heißt es. Der Einsatz von pädagogischen Hilfskräften sei wichtiger als je zuvor, nicht nur wegen der Corona-Defizite, mit denen viele Schulkinder nachweislich noch zu kämpfen haben, sondern auch wegen des gestiegenen Anteils an Migration in Dormagen, laut Sozialdaten häufig einhergehend mit Armut. Die Aufgaben der Schulsozialarbeiter sind dabei vielfältig: Sie suchen frühzeitig den Kontakt zu Schülerinnen und Schülern, informieren, erkennen Bedarfe und Risikolagen und initiieren entsprechende Angebote.
Auch die Erweiterung auf den Offenen Ganztag sei unerlässlich: Seit Oktober 2022 besuchen 2483 Kinder, verteilt auf insgesamt 103 Klassen, in Dormagen eine Grundschule. Davon nehmen aktuell cirka 1780 Kinder am Offenen Ganztag teil (72 Prozent).
Das Konzept gibt auch einen konkreten Ausblick darüber, welche Aufgaben (wenn nicht schon bestehend) weiterhin auf das Team Schulsozialarbeit zukommen. So werden unter anderem Standardangebote zu wiederkehrenden Themen (zum Beispiel Übergänge begleiten, Konflikte friedlich lösen, Zusammenhalt in der Klassengemeinschaft) entwickelt, die den Schulen zur Verfügung gestellt werden. „Außerdem sollen zukünftig standortübergreifende, bedarfsorientierte Ferienangebote durch die Schulsozialarbeiter entwickelt und umgesetzt werden“, heißt es weiter. Zudem werden alle Mitglieder zur insoweit erfahrenen Kinderschutzfachkraft ausgebildet. Darüber hinaus wird jeder Schulsozialarbeiter in Absprache mit der Produktverantwortlichen „Schulverwaltung“und des Koordinators „Schulsozialarbeit“einen individuellen fachlichen Schwerpunkt durch weitere Fort- oder Weiterbildungen setzen.
Wie sinnvoll Schulsozialarbeit im wirklichen Schulalltag ist, kann Ursel
Kriesemer, Konrektorin der Realschule Hackenbroich, erklären: „Die ganze Gesellschaft hat sich verändert. Lehrende müssen viel mehr Beziehungs- und Erziehungsarbeit leisten. Durch den Offenen Ganztag verbringen die Kinder und Jugendlichen deutlich mehr Zeit in der Schule, das wiederum führt dazu, dass private Probleme auch in der Schule thematisiert werden“. Die Schulsozialarbeiter seien ein „wichtiges Bindeglied zwischen der Schule und der Jugendhilfe.“Die Realschule profitiere bereits seit zwölf Jahren von einer Schulsozialpädagogin. Ausschließlich lobende Worte fand die Konrektorin zuletzt: „Wir wüssten nicht, wie wir ohne sie auskommen würden.“