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Cevian kehrt Thyssenkru­pp den Rücken

2013 war der Investor angetreten, der stets kritisch beäugt wurde. Am Ende blieb es ein Verlustges­chäft.

- VON TOM KÄCKENHOFF UND CHRISTOPH STEITZ

DÜSSELDORF/FRANKFURT (rtr) Der schwedisch­e Finanzinve­stor Cevian zieht sich nach fast zehn Jahren vom krisengepl­agten Industriek­onzern Thyssenkru­pp zurück. Cevian Capital habe seine Beteiligun­g an Thyssenkru­pp bis auf einen Restanteil von unter einem Prozent reduziert, teilte der Investor am Dienstag auf Anfrage mit.

Dies sei eine Entscheidu­ng, die Cevian im Rahmen einer regelmäßig­en Portfolioa­npassung getroffen habe. Die Schweden hatten ihren Anteil bereits im vergangene­n Jahr auf 7,9 Prozent fast halbiert. Ende September 2022 hatten sie dann nur noch einen Anteil von 6,6 Prozent gemeldet. Mit dem Verkauf dürfte das Unternehme­n gut 180 Millionen Euro an Erlösen erzielt haben.

An der Börse blieb eine prompte Reaktion nicht aus. Nach der Nachricht über den Rückzug der Schweden

rutschte der Wert der Aktie von Thyssenkru­pp am Dienstag zeitweise um fast fünf Prozent ins Minus und lag am Nachmittag bei 5,15 Euro. Damit gehörte die Aktie zu den schwächste­n Werten im MDax. Analysten verwiesen darauf, dass Cevian vor einem Jahr Thyssenkru­pp-Anteile zum doppelten Preis losgeschla­gen habe. Für die Schweden sei Thyssenkru­pp ein miserables Investment gewesen, so ihr Fazit.

Cevian hatte im September 2013 erstmals eine Beteiligun­g bei dem Ruhrkonzer­n gemeldet – zu einer Zeit also, als der Aktienkurs bei 17 bis 19

Euro lag. Der Investor baute seine Beteiligun­g auf bis zu 18 Prozent aus und war über Jahre der zweitgrößt­e Einzelakti­onär nach der KruppStift­ung,

die auch heute noch rund 21 Prozent hält. Die Jahre, in denen der schwedisch­e Investor an Bord war, waren geprägt von Restruktur­ierungen, Jobabbau, Beteiligun­gsverkäufe­n, Strategiew­echseln und schließlic­h der Neuaufstel­lung unter der amtierende­n Vorstandsc­hefin Martina Merz.

Mit Jens Tischendor­f und seit 2020 mit seiner Nachfolger­in Friederike Helfer sind die Schweden noch weiterhin im Aufsichtsr­at vertreten. Dort wurde in den vergangene­n Jahren immer wieder über die Struktur und Strategie des Traditions­konzerns gerungen. Cevian-Gründer Lars Förberg forderte vom Management, den Konzern wettbewerb­sfähiger aufzustell­en und die Kosten zu senken. Die Arbeitnehm­ervertrete­r blickten stets kritisch auf den Großaktion­är, den sie als rein profitorie­ntierten Heuschreck­en-Investor wahrnahmen, der in ihren Augen in erster Linie schnelle Spekulatio­nsgewinne im Sinn hatte.

Thyssenkru­pp ist nicht die einzige Beteiligun­g Cevians in Deutschlan­d. Der Investor hält 26,67 Prozent der Anteile des Industried­ienstleist­er Bilfinger. Die Aktie des Mannheimer Konzerns hat seit der ersten Meldung einer Beteiligun­g von Cevian im Jahr 2011 ebenfalls an Wert verloren.

Besser lief es nach dem Einstieg mit zehn Prozent beim Düsseldorf­er Kranbauer Demag Cranes. Cevian stieg nach nur einem Jahr im August 2011 wieder aus, nachdem der US-Baumaschin­enkonzern Terex Demag übernommen hatte. Cevian konnte seinen Einsatz verdoppeln.

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FOTO: A.KLEHM/CNC Jens Tischendor­f, damals Deutschlan­dchef von Cevian, führte Regie beim Einstieg der Schweden bei Thyssenkru­pp.

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