Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Cevian kehrt Thyssenkrupp den Rücken
2013 war der Investor angetreten, der stets kritisch beäugt wurde. Am Ende blieb es ein Verlustgeschäft.
DÜSSELDORF/FRANKFURT (rtr) Der schwedische Finanzinvestor Cevian zieht sich nach fast zehn Jahren vom krisengeplagten Industriekonzern Thyssenkrupp zurück. Cevian Capital habe seine Beteiligung an Thyssenkrupp bis auf einen Restanteil von unter einem Prozent reduziert, teilte der Investor am Dienstag auf Anfrage mit.
Dies sei eine Entscheidung, die Cevian im Rahmen einer regelmäßigen Portfolioanpassung getroffen habe. Die Schweden hatten ihren Anteil bereits im vergangenen Jahr auf 7,9 Prozent fast halbiert. Ende September 2022 hatten sie dann nur noch einen Anteil von 6,6 Prozent gemeldet. Mit dem Verkauf dürfte das Unternehmen gut 180 Millionen Euro an Erlösen erzielt haben.
An der Börse blieb eine prompte Reaktion nicht aus. Nach der Nachricht über den Rückzug der Schweden
rutschte der Wert der Aktie von Thyssenkrupp am Dienstag zeitweise um fast fünf Prozent ins Minus und lag am Nachmittag bei 5,15 Euro. Damit gehörte die Aktie zu den schwächsten Werten im MDax. Analysten verwiesen darauf, dass Cevian vor einem Jahr Thyssenkrupp-Anteile zum doppelten Preis losgeschlagen habe. Für die Schweden sei Thyssenkrupp ein miserables Investment gewesen, so ihr Fazit.
Cevian hatte im September 2013 erstmals eine Beteiligung bei dem Ruhrkonzern gemeldet – zu einer Zeit also, als der Aktienkurs bei 17 bis 19
Euro lag. Der Investor baute seine Beteiligung auf bis zu 18 Prozent aus und war über Jahre der zweitgrößte Einzelaktionär nach der KruppStiftung,
die auch heute noch rund 21 Prozent hält. Die Jahre, in denen der schwedische Investor an Bord war, waren geprägt von Restrukturierungen, Jobabbau, Beteiligungsverkäufen, Strategiewechseln und schließlich der Neuaufstellung unter der amtierenden Vorstandschefin Martina Merz.
Mit Jens Tischendorf und seit 2020 mit seiner Nachfolgerin Friederike Helfer sind die Schweden noch weiterhin im Aufsichtsrat vertreten. Dort wurde in den vergangenen Jahren immer wieder über die Struktur und Strategie des Traditionskonzerns gerungen. Cevian-Gründer Lars Förberg forderte vom Management, den Konzern wettbewerbsfähiger aufzustellen und die Kosten zu senken. Die Arbeitnehmervertreter blickten stets kritisch auf den Großaktionär, den sie als rein profitorientierten Heuschrecken-Investor wahrnahmen, der in ihren Augen in erster Linie schnelle Spekulationsgewinne im Sinn hatte.
Thyssenkrupp ist nicht die einzige Beteiligung Cevians in Deutschland. Der Investor hält 26,67 Prozent der Anteile des Industriedienstleister Bilfinger. Die Aktie des Mannheimer Konzerns hat seit der ersten Meldung einer Beteiligung von Cevian im Jahr 2011 ebenfalls an Wert verloren.
Besser lief es nach dem Einstieg mit zehn Prozent beim Düsseldorfer Kranbauer Demag Cranes. Cevian stieg nach nur einem Jahr im August 2011 wieder aus, nachdem der US-Baumaschinenkonzern Terex Demag übernommen hatte. Cevian konnte seinen Einsatz verdoppeln.