Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Preisexplosion auf dem Gänsemarkt
Für einen Gänsebraten müssen die Kunden dieses Jahr so tief in die Tasche greifen wie nie. Der Krieg in der Ukraine und die Geflügelpest setzen den Markt unter Druck. Warum Kaarster Gastronomen dennoch Gänseessen anbieten.
KAARST Auf dem Hof der Gebrüder Küppers begrüßt eine Gänseschar schnatternd Spaziergänger. Rund 1000 Gänse zieht Geflügelzuchtmeister Martin Küppers dort groß, die meisten Tiere sind allerdings schon verkauft: Rund 350 Gänse hat er noch im Angebot. „Die Restaurants haben viele Gänse gekauft, weil sie woanders keine bekommen. Wir haben aber auch viele Privatkunden“, so Küppers. Spätestens am Heiligabend gehen die letzten Braten über die Ladentheke.
Allerdings sind die Gänse in diesem Jahr kleiner als üblich. „Das liegt wahrscheinlich an dem heißen Sommer“, mutmaßt Küppers. Gänse mögen es, wenn es nicht ganz so heiß draußen ist. Doch die Gewichtsprobleme bei Gänsen hat Küppers nicht exklusiv, auch Kollegen klagen über zu leichte Gänse. Die Preisexplosionen und die Gänseknappheit kommen obendrauf. „Der Markt steht unwahrscheinlich
„Der Markt steht unwahrscheinlich unter Druck“Martin Küppers Geflügelzuchtmeister
unter Druck“, erklärt Küppers. Die Preise für das Futter haben sich durch den Krieg in der Ukraine verdoppelt: Von 27 Euro pro 100 Kilogramm auf über 60 Euro. „Für eine vernünftige Gans muss man Getreide zufüttern. Das drückt unheimlich auf den Preis“, sagt Küppers, der auf die Qualität seiner Ware achtet. Schon einen Tag nach dem Schlüpfen kommen die Küken zu ihm auf den Hof. „Ich möchte die Tiere ab dem ersten Tag bei mir haben. Dann weiß ich, was mit ihnen passiert ist und sie kein Antibiotikum bekommen haben“, erklärt er.
Die gestiegenen Preise gibt Küppers nicht eins-zu-eins an die Kunden weiter. Pro Kilogramm Gans nimmt er in diesem Jahr 17,80 Euro und damit 1,90 Euro mehr als im vergangenen Jahr. „So ein Produkt kann man nicht unendlich teuer machen. Wer leistet sich noch eine Gans, die 120 Euro kostet?“, so Küppers. Trotz der hohen Preise gebe es viele Anfragen, weil es zu wenig Gänse auf dem Markt gibt.
Doch wie läuft eigentlich der Gänsebraten in den Kaarster Restaurants bei diesen horrenden Preisen? „Bei uns läuft es gut“, erklärt Yvonne Lüttges vom „Frankenheim“auf Anfrage. Bereits seit drei Wochen bietet sie Gänseessen für einen Preis von 32,50 Euro an und ist damit vergleichsweise günstig. „Wir geben unsere Preissteigerungen nicht eins-zu-eins an unsere Kunden weiter. Das können wir nicht, ansonsten haben wir keine Gäste mehr“, so Lüttges. Michael Schreinermacher bietet an vier Sonntagen im „Alten Rathaus“Gänseessen für 33,90 Euro an – allerdings nur mit Voranmeldung. „Die Termine sind gut ausgebucht, wir haben genügend Gänse da“, so der Gastronom. Da Schreinermacher bei der Erstellung der Flyer und Plakate die Preissteigerung bei Gänsen von 70 Prozent noch nicht bekannt war, hat er diese auch nicht auf den Preis draufgerechnet. „Eigentlich müssten wir mehr verlangen“, gibt er zu. Der Preis sei viel zu günstig kalkuliert. Aber: „Wir am Gänseessen fest, weil wir durch die Zusatzverkäufe verdienen wollen.“
Gastwirt Johannes Johnen vom „Haus Broicherdorf“bietet Gänsebraten als Brust oder Keule für 34,50 Euro an: „Dazu gehören noch selbst gemachter Apfelrotkohl, Knödel, Orangensauce und ein halber Bratapfel“, erklärt er. Der Preisunterschied zum Vorjahr liegt bei acht Euro. Das sei eine Folge der Verdoppelung der Einkaufspreise für die „nackte“Gans. Trotz des gestiegenen Preises sei die Nachfrage dank treuer Stammkundschaft sehr stark. Auch er selbst würde eine Gans bei sich bestellen. Alternativ kann man im Haus Broicherdorf eine halbe Ente für 24,50 Euro genießen.