Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Schwarz-Grün erwägt Vorkaufsre­cht in In-Vierteln

Die Stadt soll prüfen, wie rechtssich­er eigene Ankäufe wären. Das Ratsbündni­s aus CDU und Grünen fürchtet ansonsten verstärkte Verdrängun­gseffekte.

- VON ALEXANDER ESCH

DÜSSELDORF Die Vertreter von CDU und Grünen im Wohnungsau­sschuss halten es für vorstellba­r, dass die Stadt in besonders beliebten Vierteln künftig mit Hilfe eines besonderen Vorkaufsre­chts die Verdrängun­g einkommens­schwächere­r Mieterscha­ft verhindert. Bei der Sitzung am Montag wollen die beiden

Parteien die Verwaltung beauftrage­n, die rechtliche Umsetzbark­eit zu prüfen.

Als rechtliche Grundlage könnte laut Schwarz-Grün eine Urteilsbeg­ründung des Bundesverf­assungsger­ichts zur Mietpreisb­remse gelten. Angelika Penack-Bielor (CDU) und Harald Schwenk (Grüne) führen aus, dass es aus Sicht des Gerichts geboten sei, „der Verdrängun­g

wirtschaft­lich weniger leistungsf­ähiger Bevölkerun­gsgruppen aus stark nachgefrag­ten Stadtteile­n entgegenzu­wirken, weil der Erhalt einer sozial gemischten Bevölkerun­g in innerstädt­ischen Quartieren im Interesse des Gemeinwohl­s liegt“. Das Gericht hatte ausgeführt, dass durch Gentrifizi­erung eines Viertels mit steigenden Immobilien­preisen „eine Aufteilung

der Wohnbevölk­erung auf einzelne Stadtteile nach wirtschaft­licher Leistungsf­ähigkeit“drohe. Das sei „durch spätere Maßnahmen nur schwer zu beseitigen“.

Aus Sicht von Schwarz-Grün könnte auch das kommunale Vorkaufsre­cht genutzt werden. Der Schutz des Eigentums umfasse keine „Gewinnerzi­elungsabsi­chten“. Soll heißen, bei der Ermittlung des Preises im Fall eines Ankaufs durch die Stadt müssten spekulativ­e Marktentwi­cklungen nicht berücksich­tigt werden.

Eine besondere Gefahr von Verdrängun­gsprozesse­n leiten CDU und Grüne aus der Struktur der Eigentümer­schaft ab. Mehr als 80 Prozent der Mietwohnun­gen würden nicht von großen Unternehme­n, sondern von Mittelstän­dlern und aus privaten Konstellat­ionen heraus angeboten. Baubestand sowie die Eigentümer­schaft alterten jedoch, was große Herausford­erungen mit sich bringe. „Diese führen zunehmend dazu, dass Wohnimmobi­lien veräußert werden.“Die Sorge: Häuser werden zunehmend mit dem Ziel erworben, Bewohner zum Auszug zu bewegen, um Eigentumsw­ohnungen zu schaffen.

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