Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Teure Tierarztbesuche bereiten Sorge
Tierhalter müssen nun mit Blick auf die neue Gebührenordnung für Tierärzte deutlich mehr zahlen. Peter Norff, Inhaber des Eselparks Zons, ist besorgt. Das Tierheim spricht von „existenzieller Bedrohung“.
DORMAGEN Tierarztbesuch, Futtermittel und Energiekosten – Tierhalter müssen in der aktuellen Zeit tief in die Tasche greifen. Auch tierische Anlaufstellen aus dem Stadtgebiet, wie beispielsweise der Eselpark in Zons oder das Tierheim sind besorgt über die stetig steigenden Kosten. Während zunächst das Futter durch den Getreideanteil immer teurer wurde, folgt nun die neue, deutlich angestiegene Gebührenordnung für Tierärzte (GOT). Ein Grund zur Sorge für viele Tierhalter, für die die enormen Kosten immer weniger stemmbar sind.
Besonders bei der Behandlung von Katzen wird man künftig mehr Geld zahlen müssen. Bei den neuen Preisen wurde sich an der Satzung für Hunde orientiert, die Behandlung von Katzen war bislang vergleichsweise günstig. So kostet die allgemeine Untersuchung mit Beratung für beide Tiere nun 23,62 Euro. Bislang mussten Hundebesitzer mit 13,47 Euro und Katzenbesitzer mit 8,98 Euro planen. Das macht bei den Hunden einen Unterschied von 75 Prozent, bei den Katzen sind es 163 Prozent. Es wird zudem kostspieliger, wenn die Behandlung aufwendig ist: Die Kosten hängen dabei unteranderem von der Schwierigkeit der Leistung, dem Zeitaufwand und den örtlichen Verhältnissen ab. Eingriffe an Wochenenden oder bei Nacht sind außerdem deutlich teurer. Mit den neuen Regelungen müssen sich nicht nur Haustierhalter, sondern auch Landwirte nun beschäftigen.
Peter Norff, Besitzer des Eselparks Zons, gehört zu den Betroffenen: „Wir blicken mit Sorge auf die neue Gebührenordnung für Tierärzte. Da wir Groß- und Kleintiere halten und die Behandlungen sowie Kosten da variieren können, wissen wir nicht, was auf uns zukommt“, so Norff. Es seien die großen Einsätze, die den Tierfreund beschäftigen. „Die hohen Preise tun weh. Wenn ein schwieriger Vorfall in der nächsten Zeit eintreten sollte, dann reißt uns das ein großes Loch in die
Kasse.“Dass es momentan wenige Patienten im Eselpark gebe, erleichtere ihn allerdings. Zudem passe es nicht in die Philosophie des Gnadenhofs, sich über die Ausgaben für den Arztbesuch zu ärgern. „Wir können nichts daran ändern – sowieso wird gerade alles teurer. Und die Tierärzte haben sich die Erhöhung nach über 20 Jahren wirklich verdient, denn sie machen ihre Arbeit gut“, sagt Norff.
Auch auf das Tierheim in Dormagen und die Tierschutzorganisation „Notpfote“in Neuss hat die neue Gebührenordnung negative Auswirkungen. Babette Terveer, Vorsitzende des Tierheims und der „Notpfote“, zeigt sich beunruhigt. „Wir sehen die neue Gebührenordnung als Existenzbedrohung an. Wir haben rund 60.000 Euro Tierarztkosten im Jahr, nun rechnen wir mit einem Zuschlag von rund 30 Prozent. Das bereitet uns wahnsinnige Sorgen“, erklärt Terveer. Im Zusammenspiel mit den Futterkosten, die sich fast verdoppelt haben, und den von 250 auf 800 Euro gestiegenen Stromkosten im Monat, stehe es schlecht um die Einrichtungen: „Die hohen Ausgaben tun weh und sind äußerst bedrohlich. Wir merken auch, dass wir weniger Spenden bekommen, da jeder aufs Geld achten muss. Doch davon sind wir abhängig. Ohne genügend Spenden müssen wir bald kürzertreten“, erklärt Babette Terveer. Dies sei allerdings nahezu unmöglich, denn täglich kämen neue Tiere hinzu. Auch
Tierhalter, die die Kosten nicht mehr alleine decken können, wenden sich an den Vorstand. „Es kommt derzeit einiges zusammen, was unsere Arbeit erschwert“, so die Vorsitzende.
Auf der anderen Seite sei bereits vorher klar gewesen, dass eine Erhöhung nach so vielen Jahren bald in Kraft trete. Schließlich hat sich in den vergangenen 20 Jahren einiges getan: Es gibt neue Behandlungsmethoden, die Preise für Ausstattung
und Personal sind ebenfalls gestiegen. Daher sehen viele Tierärzte die Preiserhöhung als notwendig, andere blicken allerdings mit Misstrauen auf die neue Gebührenordnung. So auch eine Tierärztin aus Dormagen, die namentlich nicht genannt werden möchte. „Natürlich ist es höchste Zeit, dass wir mehr Geld bekommen und der Tierarzt-Beruf dadurch wieder attraktiver gemacht wird. Doch ich muss mich erst einmal mit den neuen Regelungen anfreunden“, sagt die Tierärztin, die Pferde behandelt. Besonders unglücklich sei sie darüber, dass bereits bei Kleinigkeiten eine allgemeine Untersuchung in Rechnung gestellt werden müsse. „Wenn die Kosten für die Halter zu hoch werden, dann sparen sie an anderen wichtigen Stellen. Ich weiß nicht, ob das der richtige Weg ist“, meint sie.Klar ist, die Haltung eines Tieres – insbesondere für private Tierbesitzer – müsse nun doppelt gut überlegt werden, „denn ein Tierarztbesuch ist nichts, an dem sich sparen lässt.“