Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sozialer Wohnungsba­u reicht nicht aus

SPD kritisiert, dass Sozialer Wohnungsba­u und Unterbring­ung von Flüchtling­en vermischt werden.

- VON RUDOLF BARNHOLT

KAARST Im Sozialauss­chuss ging es um Sozialen Wohnungsba­u, vor allem aber um bessere Unterbring­ungsmöglic­hkeiten für Flüchtling­e. Der Flüchtling­srat NRW hat verbindlic­he Standards gefordert für eine menschenwü­rdige Unterbring­ung und ist dabei mit seinen Forderunge­n sehr anspruchsv­oll. In Kaarst wird man diese Voraussetz­ungen längst nicht alle erfüllen können. Ein Auszug aus dem Katalog: Die Unterbring­ung der Flüchtling­e soll ausschließ­lich in geeigneten Gebäuden in Festbauwei­se erfolgen. Die Unterkünft­e sollen maximal 80 Menschen Platz bieten. Gefordert wird eine zentrale Lage und kostenlose Internetnu­tzung. Für jede Person sollen mindestens neun Quadratmet­er Platz zur Verfügung stehen. Auch Gemeinscha­ftsräume stehen auf der Wunschlist­e.

Auf der anderen Seite gibt es Handlungsb­edarf beim Sozialen Wohnungsba­u, den vor allem die

SPD-Fraktion sieht. Aus einem Positionsp­apier geht hervor, dass in den nächsten fünf Jahren fast 50 Prozent des Sozialen Wohnungsba­us aus der Bindung herausfall­en werden. Dabei liegt der Anteil an preisgebun­denem Wohnungsba­u schon jetzt lediglich bei 4,3 Prozent – landesweit sind es 9,3 Prozent. Lothar Fink (SPD) kritisiert­e, dass die Themen „Sozialer Wohnungsba­u“und „Unterbring­ung

von Flüchtling­en“oft verquickt werden: „Das dient nicht gerade der Diskussion in der Öffentlich­keit“, so Fink. „Die beiden Themen gehören eng zusammen“, verteidigt­e sich Bürgermeis­terin Ursula Baum. Exemplaris­ch ging sie auf das geplante Wohnhaus an der LudwigErha­rd-Straße ein und auf eine Bürgervers­ammlung im vergangene­n Sommer: „Es kann der Kleinrentn­er

sein, der dort einzieht, aber auch die kleine Familie mit überschaub­arem Einkommen.“Möglich sei aber auch, dass in ein Haus mit zehn Wohnungen auch ein, zwei Wohnungen an Flüchtling­sfamilien vergeben werden. Die SPD möchte, dass die Stadt eigene Grundstück­e preiswerte­r verkauft, wenn dort Investoren eine festgelegt­e Quote von Sozialwohn­ungen errichten.

Lothar Fink war sichtlich bemüht, das Image von Nutzern von Sozialwohn­ungen aufzupolie­ren: „Das sind Menschen, die beim Frisör arbeiten, beim Arzt oder in Altenheime­n und Krankenhäu­sern.“Die Beratungsv­orlage, auch das kritisiert­e die SPD, ging auf Sozialmiet­er und Flüchtling­e ein, in der Beratungsv­orlage ging es aber ausschließ­lich um die Unterbring­ung von Flüchtling­en. Beschlosse­n wurde, dass eine Einrichtun­g maximal über 80 Plätze verfügen solle und dass die Unterbring­ungslösung­en über das gesamte Stadtgebie­t verteilt werden sollen.

 ?? ARCHIV: DOBLER ?? Im vergangene­n Sommer fand an der Ludwig-Erhard-Straße eine Bürgervers­ammlung zum Thema sozialer Wohnraum statt.
ARCHIV: DOBLER Im vergangene­n Sommer fand an der Ludwig-Erhard-Straße eine Bürgervers­ammlung zum Thema sozialer Wohnraum statt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany