Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Familie im Dauereinsatz für das Ahrtal
Auch mehr als ein Jahr nach der Flutkatastrophe fahren Engagierte ins Ahrtal, um den Wiederaufbau zu unterstützen. Familie Breuer aus Kapellen kann körperlich nicht mit anpacken – und sammelt daher mit kreativen Aktionen Spenden.
KAPELLEN Die Flutkatastrophe im Juli 2021 hat den gesellschaftlichen Zusammenhalt besonders auf die Probe gestellt. Zahlreiche Freiwillige sind in ihrer Freizeit in die betroffenen Dörfer gefahren, um dort beim Wiederaufbau helfen zu können, andere haben reichlich Spenden gesammelt. Doch nun flacht der tatkräftige Einsatz bei vielen Helfern wieder ab. Bewohner des Ahrtals hingegen leben weiterhin im Chaos, wohnen oft noch in Ruinen. Damit auch sie wieder in den Alltag finden können, engagieren sich Ralf und Claudia Breuer aus Grevenbroich unverändert. Sie haben das Ahrtal nicht vergessen. Zuletzt stellten sie daher eine Laternen-Aktion auf die Beine, durch die erneut eine große Spendensumme gesammelt und an den Verein „Grevenbroicher Helfer mit Herz“übergeben werden konnte.
Familie Breuer setzt sich gerne für ihre Mitmenschen ein. Bereits vor der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr halfen Ralf und Claudia Breuer Bedürftigen. Auf die benötigte Hilfe im Ahrtal wurden sie durch ihre Bekannte Monika Reimann vom Verein „Helfer mit Herz“aufmerksam gemacht. „Monika fährt seit der Flut jeden Samstag ins Ahrtal, um vor Ort schwere körperliche Arbeit zu leisten und etwa Häuser wiederaufzubauen. Das hat uns sehr berührt. Also haben wir beschlossen, auch unseren Beitrag zu leisten“, sagt Claudia Breuer.
Da das Ehepaar allerdings keine schwere körperliche Arbeit leisten kann, haben sie sich etwas Anderes ausgedacht. So haben sie zwei Kellertrödel veranstaltet und dort einiges verkaufen können. Das Geld haben sie gespendet. Zudem hat Ralf Breuer bei seinen Arbeitskollegen nach kleinen Geldbeträgen gefragt, die ebenfalls an den Verein „Helfer mit Herz“und somit ans Ahrtal gingen. „Dadurch konnten wir einiges an Geld sammeln und das letztendlich für den guten Zweck weitergeben“, erklärt Claudia Breuer.
Doch damit sollte noch nicht Schluss sein. Schon im Sommer machte sie sich im Internet auf die Suche nach großen Laternen, besorgte sie in verschiedenen Städten. „Für manch eine Laterne bin ich sogar bis an die niederländische Grenze gefahren“, erzählt Claudia Breuer. Knapp 400 Euro plus Spritkosten hat die Kapellenerin für die Laternen ausgegeben. Insgesamt elf konnte die 55-Jährige beschaffen.
Doch damit sie weiterverkauft werden konnten, mussten die Laternen vorher aufgewertet werden. Dabei half ihr die Floristin Nicole Engels. „Nicole kam eines Abends zu uns und hat die Laternen dekoriert. Danach sahen sie wirklich toll aus“, berichtet Claudia Breuer, die als Datenschutzkoordinatorin arbeitet. Nach Allerheiligen stellte sie die fertig dekorierten Laternen für 55 Euro in ihren WhatsApp-Status und erklärte in einem Text, dass der
Erlös gespendet werde. Nicht einmal 30 Minuten vergingen, schon waren die ersten fünf Laternen verkauft. Die Übrigen wurde Breuer innerhalb von zwei Tagen los.
Über den Erfolg ihrer LaternenAktion ist Claudia Breuer bis heute erstaunt. „Ich war total begeistert darüber, dass sie so schnell verkauft wurden und wir so 600 Euro eingenommen haben. Dadurch haben wir seit der Flutkatastrophe 1200 Euro spenden können – eine Summe, die für einen kleinen Haushalt schon sehr viel ist. Doch das Geld geben wir von Herzen“, sagt Claudia Breuer.
In Zukunft möchte sie weitere Aktionen, auch für andere Bedürftige, ins Auge fassen – dabei das Ahrtal allerdings nicht vergessen. „Wir sollten alle an diejenigen denken, die wenig haben. Es gibt zig Organisationen, die man mit einer kleinen Spende unterstützen kann. Der Bund kann nämlich nicht alle Kosten tragen“, erklärt Claudia Breuer.
Die Spendensumme wurde an Monika Reimann, Mitglied des Vereins „Helfer und Herzen“, übergeben. Sie ist jeden Samstag im Ahrtal vor Ort. Daher kennt sie die Lebenssituationen der Einwohner. „Es gibt immer noch genug zu tun. Viele leben in kalten Ruinen, ohne Licht oder Heizung. Andere wissen überhaupt nicht, ob sie je wieder in ihre Häuser kommen, und schlafen daher bei Bekannten oder in Containern. Das ist einfach gruselig“, sagt Monika Reimann. Daher sei es traurig, dass das Engagement bei vielen nachgelassen habe.
Vor einigen Monaten seien die Helfer noch mit großen Bussen in die betroffenen Orte gefahren, nun würden Pkws ausreichen. „Es ist daher umso schöner, wenn Leute weiterhin etwas tun. Das können Spenden sein. Man kann aber auch in die Orte fahren, dort essen und ihre Weine kaufen. Nur so kommt das Leben da wieder in Fahrt“, so Reimann.