Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Süle muss um seinen Platz im Team bangen

ANALYSE Die Leistung von Jamal Musiala gegen Japan war ein Hoffnungss­chimmer in der deutschen Mannschaft. Ein Spieler, der vor dem Turnier als Schwachste­lle galt, überzeugte zudem. Drei andere DFB-Akteure hatten hingegen einen besonders schlechten Tag.

- VON NICK DEUTZ

DÜSSELDORF Die deutsche FußballNat­ionalmanns­chaft vergab beim Spiel gegen Japan eine 1:0-Führung und verlor nach einer schwachen zweiten Halbzeit noch mit 1:2. Vor allem das Abwehrverh­alten dürfte Bundestrai­ner Hansi Flick an vielen Stellen nicht gefallen haben. Wir haben uns angeguckt, wer die Gewinner und Verlierer des ersten Gruppenspi­els im DFB-Team sind.

Die Gewinner:

Jamal Musiala Der 19-Jährige wurde schon vor der WM als großer Hoffnungst­räger im deutschen Nationalte­am gehandelt – nach der Partie gegen Japan ist er es umso mehr. Denn Musiala war der DFB-Akteur, der die japanische Abwehr vor die meisten Probleme stellte, auch wenn er in der Anfangspha­se noch etwas nervös wirkte. Im weiteren Verlauf des Spiels war der Bayern-Jungstar aber der einzige deutsche Spieler, der in der Offensive vermehrt ins Dribbling ging. In der 51. Minute schoss Musiala beinahe das Tor des Jahres, als er mit einem Sololauf gleich fünf Japaner aussteigen ließ, den Ball am Ende aber deutlich über den Kasten setzte. Dass Hansi Flick ihn in der 79. Minute auswechsel­te, konnten viele Zuschauer nicht nachvollzi­ehen. Aufgrund seiner belebenden Wirkung für das deutsche Spiel dürfte er auch gegen Spanien wieder in der Startforma­tion stehen.

Ilkay Gündogan Etwas überrasche­nd durfte der 32-Jährige anstelle von Leon Goretzka in der Mittelfeld­zentrale neben Joshua Kimmich auflaufen. Zunächst hatte der Mittelfeld­spieler von Manchester City zwar noch etwas Glück, dass sein fahrlässig­er Ballverlus­t in der achten Minute nicht mit einem Gegentor bestraft wurde, weil der japanische Torschütze im Abseits stand. Im weiteren Verlauf der Partie fing sich der 32-Jährige jedoch und gab die meisten Torschüsse (sechs) im deutschen Team ab. Über weite Strecken wirkte Gündogan sogar zielstrebi­ger und ballsicher­er als sein sonst so zuverlässi­ger Nebenmann Kimmich. Den Strafstoß in der 33. Minute verwandelt­e er souverän. Mit seinem Pfostentre­ffer in der 60. Minute verpasste er seinen Doppelpack. Insgesamt eine mehr als solide Leistung von Gündogan, dem man trotz der Niederlage wenig vorwerfen kann.

David Raum Der Außenverte­idiger sorgte mit seinen offensiven Läufen dafür, dass das deutsche Spiel oft auf seine linke Seite verlagert wurde. Natürlich profitiert­e der Leipziger auch davon, dass neben ihm in der Abwehrkett­e drei gelernte Innenverte­idiger spielten, sodass der 24-Jährige oft weit nach vorne durschiebe­n konnte. Sein Offensivla­uf ermöglicht­e die 1:0-Führung, als der Linksfuß im Strafraum vom japanische­n Torhüter gefoult wurde und es Elfmeter gab. Im Vorfeld des Turniers wurde Raum mehrmals als mögliche Schwachste­lle in der Nationalel­f ausgemacht. An diesem Tag war er das jedoch nicht, sondern zwei andere Spieler.

Die Verlierer:

Kai Havertz Vor dem Spiel wurde viel diskutiert und gerätselt, wen Hansi Flick in vorderster Linie aufstellt. Schlussend­lich entschied sich der Bundestrai­ner für den ChampionsL­eague-Sieger vom FC Chelsea. Havertz selbst hatte vor der WM noch in einem Interview verkündet, dass es ihm egal sei, ob er nun als Zehner oder als Neuner auflaufe. Gegen Japan wirkte es aber nicht so, als würde er sich auf der Mittelstür­merpositio­n

wohlfühlen. Der ExLeverkus­ener war überhaupt nicht im Spiel. Und obwohl das deutsche Team vergleichs­weise viele Flanken schlug, war Havertz nie wirklich präsent im Strafraum. Gegen eine nicht sonderlich kopfballst­arke Mannschaft wie Japan wäre vielleicht Niclas Füllkrug als Starter die bessere Entscheidu­ng gewesen.

Nico Schlotterb­eck Bereits in der ersten Halbzeit offenbarte der Innenverte­idiger von Borussia Dortmund einige Fehler im Stellungss­piel. Möglicherw­eise war das der Grund, weswegen sich der 22-Jährige auch in der Spieleröff­nung schwer tat und sich kaum traute, mal etwas riskantere Pässe nach vorne zu spielen. Beim 1:2-Gegentreff­er spekuliert­e Schlotterb­eck lange auf Abseits und schaffte es dann nicht mehr, Siegtorsch­ütze Asano noch irgendwie mit einer Grätsche oder einem langen Bein an seinem Schuss zu hindern. Ein unaufgereg­ter Matthias Ginter könnte gegen Spanien mehr Ruhe in die wackelige DFBAbwehr bringen

Niklas Süle Auch der Vereinskol­lege von Schlotterb­eck erwischte keinen guten Tag. Dabei erledigte der von Flick als Rechtsvert­eidiger aufgeboten­e Süle seine Aufgaben im ersten Durchgang noch recht ordentlich. Nach dem Seitenwech­sel wirkte der Dortmunder gegen die agilen Japaner oft hüftsteif. Der Ausgleichs­treffer der Japaner in der 75. Minute wurde über seine Seite eingeleite­t. Süle verteidigt­e in dieser Szene relativ lustlos und schaltete sofort ab, als sein Gegenspiel­er an ihm vorbei gezogen war. Beim 1:2 hob er das Abseits auf.

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FOTO: FEDERICO GAMBARINI/DPA Niklas Süle (l.) kam in der Abwehr oft zu spät. In dieser Szene versucht er, Takuma Asano zu stoppen.

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