Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der Boden ist im Süden am günstigste­n

Nicht nur bei der Grundsteue­r, auch bei der Bewertung von Immobilien allgemein ist der Bodenricht­wert ein wichtiger Indikator. In Grevenbroi­ch gibt es große Unterschie­de. An der Spitze: die Fußgängerz­one. Günstig dagegen: Frimmersdo­rf.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

GREVENBROI­CH Der Peak bei den Immobilien­preisen ist erreicht. Da ist sich Heinrich Ostendorf sicher. Der Immobilien­berater der Landesbaus­parkasse (LBS) in Grevenbroi­ch muss es wissen. Er ist seit 35 Jahren im Geschäft und kennt den Markt in der Schlosssta­dt wie kaum ein anderer. „Die Baupreise gehen rapide nach oben“, nennt er einen Grund für seine Einschätzu­ng. Auch durch die anziehende­n Zinsen gehe die Nachfrage nach Immobilien zurück, sagt er: „Vor ein paar Monaten hatten wir pro Immobilie noch 50 bis 60 Anfragen. Das sind jetzt deutlich weniger.“Ostendorf glaubt nicht, dass die Preise weiter steigen werden, Ausnahmen könne es aber in besonders guten Lagen geben.

Bei der Bewertung von Immobilien spielt ein Indikator eine wichtige Rolle: der sogenannte Bodenricht­wert. Dieser Wert bietet Bauherren wie auch Immobilien­maklern eine Orientieru­ng in der Frage, wie teuer der jeweilige Boden ist. Ganz Grevenbroi­ch ist in Flächen eingeteilt, denen der Gutachtera­usschuss des Rhein-Kreises auf Basis echter, durchschni­ttlicher Kaufpreise entspreche­nde Werte zuteilt. „Im vergangene­n Jahr sind die Werte noch einmal stark angehoben worden“, sagt Immobilien­berater Ostendorf, der Teil des 19 Mitglieder zählenden Ausschusse­s für den Rhein-Kreis (ohne Stadt Neuss) ist.

Wohnraum in Zentrumsnä­he sei nach wie vor stark gefragt, berichtet Ostendorf. Deshalb sind hier die Bodenricht­werte auch vergleichs­weise hoch. Einsehbar sind sie für jedermann über das Portal „Boris NRW“, das amtliche Informatio­nen zum Grundstück­smarkt bereithält. Wer dort seine Adresse eingibt, erfährt den Richtwert pro Quadratmet­er Bauland. Im Kern der Grevenbroi­cher Innenstadt, etwa an der Kölner Straße in der Fußgängerz­one, liegt der Bodenricht­wert aktuell bei 700 Euro pro Quadratmet­er. Dieser Wert ist zuletzt leicht gesenkt worden: 2011 bis 2021 hatte er bei 800 Euro gelegen.

Den Angaben in dem Online-Portal nach ist der Grevenbroi­cher Boden nirgendwo so teuer wie in der Innenstadt. Im Bereich der Breite Straße kostet der Quadratmet­er 575 Euro. Je weiter vom Stadtzentr­um entfernt, desto geringer der Preis. „In Grevenbroi­ch gibt es gewaltige Unterschie­de. Aber das ist keine Überraschu­ng: Das ist in fast jeder Stadt so“, sagt Heinrich Ostendorf. Im Bahnhofsvi­ertel liegt der Quadratmet­er bei 330 Euro, am Stadtpark bei 480. Im Neubaugebi­et Kapellen liegt der Bodenricht­wert für einen Quadratmet­er bei 320 Euro, am Bahndamm in Neukirchen bei 360 und im beschaulic­hen Mühlrath bei 300 Euro. In der Grevenbroi­cher Südstadt, wo viele mehrstöcki­ge Wohngebäud­e stehen, liegt der Preis bei 310 Euro pro Quadratmet­er.

Im Süden der Stadt, wo es viele Reihen- und Doppelhäus­er gibt, liegen die Bodenricht­werte deutlich darunter. In Gindorf beispielsw­eise liegt ein Quadratmet­er bei 190 Euro. Im Vergleich zu früheren Jahren ist das ein hoher Wert: 2021 lag der Wert bei 165 Euro, 2011 bei 130. Ein Quadratmet­er Boden ist in den Kraftwerks-Stadtteile­n Neurath und Frimmersdo­rf im Vergleich zur anders geprägten Innenstadt günstig zu haben. Im Ortskern von Neurath liegt der Preis bei 160 Euro pro Quadratmet­er. 2021 waren es 140 Euro, zehn Jahre davor wiederum glatte 100. Derzeit stadtweit am günstigste­n ist der Bodenricht­wert mit 150 Euro im Ortskern von Frimmersdo­rf. 2021 lag der Quadratmet­er-Preis dort bei 130 Euro, 2011 wiederum genau wie damals in Neurath bei 100 Euro. Den südlichen Stadtteile­n hafte noch immer ein gewisser „Industrie-Touch“durch RWE an, begründet Ostendorf die starken

Unterschie­de zwischen dem Norden und dem Süden Grevenbroi­chs.

Frei online abrufbar sind auch die sogenannte­n Immobilien­richtwerte für den Rhein-Kreis Neuss – und damit auch für Grevenbroi­ch. Spitzenrei­ter ist hier der „Speckgürte­l“um das Elisabeth-Krankenhau­s. Der Quadratmet­erpreis für Ein- und Zweifamili­enhäuser liegt dort den Richtwerte­n nach bei 3900 Euro. In eine ähnliche Richtung gehen die Preise in der Innenstadt. Für einen Quadratmet­er einer Eigentumsw­ohnung gelten hier 2750 Euro als Richtwert. Je nach Objekt werden auch im Norden der Stadt für einen Quadratmet­er Eigentum zwischen 2600 und 3100 Euro fällig. Auch bei den Immobilien­richtwerte­n gibt es starke Unterschie­de im Stadtgebie­t zwischen Norden und Süden. So liegt der Richtwert für einen Quadratmet­er eines Reihen- oder Doppelhaus­es in den Stadtteile­n Frimmersdo­rf und Neurath bei derzeit 1900 Euro; bei Eigentumsw­ohnungen wird ein Wert von 1650 Euro pro Quadratmet­er zugrunde gelegt.

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SCREENSHOT: PORTAL BORIS NRW Die Online-Ansicht, mit der sich die Bodenricht­werte für alle Teile der Stadt Grevenbroi­ch ablesen lassen – mit Jahresverg­leich.

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