Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Der Boden ist im Süden am günstigsten
Nicht nur bei der Grundsteuer, auch bei der Bewertung von Immobilien allgemein ist der Bodenrichtwert ein wichtiger Indikator. In Grevenbroich gibt es große Unterschiede. An der Spitze: die Fußgängerzone. Günstig dagegen: Frimmersdorf.
GREVENBROICH Der Peak bei den Immobilienpreisen ist erreicht. Da ist sich Heinrich Ostendorf sicher. Der Immobilienberater der Landesbausparkasse (LBS) in Grevenbroich muss es wissen. Er ist seit 35 Jahren im Geschäft und kennt den Markt in der Schlossstadt wie kaum ein anderer. „Die Baupreise gehen rapide nach oben“, nennt er einen Grund für seine Einschätzung. Auch durch die anziehenden Zinsen gehe die Nachfrage nach Immobilien zurück, sagt er: „Vor ein paar Monaten hatten wir pro Immobilie noch 50 bis 60 Anfragen. Das sind jetzt deutlich weniger.“Ostendorf glaubt nicht, dass die Preise weiter steigen werden, Ausnahmen könne es aber in besonders guten Lagen geben.
Bei der Bewertung von Immobilien spielt ein Indikator eine wichtige Rolle: der sogenannte Bodenrichtwert. Dieser Wert bietet Bauherren wie auch Immobilienmaklern eine Orientierung in der Frage, wie teuer der jeweilige Boden ist. Ganz Grevenbroich ist in Flächen eingeteilt, denen der Gutachterausschuss des Rhein-Kreises auf Basis echter, durchschnittlicher Kaufpreise entsprechende Werte zuteilt. „Im vergangenen Jahr sind die Werte noch einmal stark angehoben worden“, sagt Immobilienberater Ostendorf, der Teil des 19 Mitglieder zählenden Ausschusses für den Rhein-Kreis (ohne Stadt Neuss) ist.
Wohnraum in Zentrumsnähe sei nach wie vor stark gefragt, berichtet Ostendorf. Deshalb sind hier die Bodenrichtwerte auch vergleichsweise hoch. Einsehbar sind sie für jedermann über das Portal „Boris NRW“, das amtliche Informationen zum Grundstücksmarkt bereithält. Wer dort seine Adresse eingibt, erfährt den Richtwert pro Quadratmeter Bauland. Im Kern der Grevenbroicher Innenstadt, etwa an der Kölner Straße in der Fußgängerzone, liegt der Bodenrichtwert aktuell bei 700 Euro pro Quadratmeter. Dieser Wert ist zuletzt leicht gesenkt worden: 2011 bis 2021 hatte er bei 800 Euro gelegen.
Den Angaben in dem Online-Portal nach ist der Grevenbroicher Boden nirgendwo so teuer wie in der Innenstadt. Im Bereich der Breite Straße kostet der Quadratmeter 575 Euro. Je weiter vom Stadtzentrum entfernt, desto geringer der Preis. „In Grevenbroich gibt es gewaltige Unterschiede. Aber das ist keine Überraschung: Das ist in fast jeder Stadt so“, sagt Heinrich Ostendorf. Im Bahnhofsviertel liegt der Quadratmeter bei 330 Euro, am Stadtpark bei 480. Im Neubaugebiet Kapellen liegt der Bodenrichtwert für einen Quadratmeter bei 320 Euro, am Bahndamm in Neukirchen bei 360 und im beschaulichen Mühlrath bei 300 Euro. In der Grevenbroicher Südstadt, wo viele mehrstöckige Wohngebäude stehen, liegt der Preis bei 310 Euro pro Quadratmeter.
Im Süden der Stadt, wo es viele Reihen- und Doppelhäuser gibt, liegen die Bodenrichtwerte deutlich darunter. In Gindorf beispielsweise liegt ein Quadratmeter bei 190 Euro. Im Vergleich zu früheren Jahren ist das ein hoher Wert: 2021 lag der Wert bei 165 Euro, 2011 bei 130. Ein Quadratmeter Boden ist in den Kraftwerks-Stadtteilen Neurath und Frimmersdorf im Vergleich zur anders geprägten Innenstadt günstig zu haben. Im Ortskern von Neurath liegt der Preis bei 160 Euro pro Quadratmeter. 2021 waren es 140 Euro, zehn Jahre davor wiederum glatte 100. Derzeit stadtweit am günstigsten ist der Bodenrichtwert mit 150 Euro im Ortskern von Frimmersdorf. 2021 lag der Quadratmeter-Preis dort bei 130 Euro, 2011 wiederum genau wie damals in Neurath bei 100 Euro. Den südlichen Stadtteilen hafte noch immer ein gewisser „Industrie-Touch“durch RWE an, begründet Ostendorf die starken
Unterschiede zwischen dem Norden und dem Süden Grevenbroichs.
Frei online abrufbar sind auch die sogenannten Immobilienrichtwerte für den Rhein-Kreis Neuss – und damit auch für Grevenbroich. Spitzenreiter ist hier der „Speckgürtel“um das Elisabeth-Krankenhaus. Der Quadratmeterpreis für Ein- und Zweifamilienhäuser liegt dort den Richtwerten nach bei 3900 Euro. In eine ähnliche Richtung gehen die Preise in der Innenstadt. Für einen Quadratmeter einer Eigentumswohnung gelten hier 2750 Euro als Richtwert. Je nach Objekt werden auch im Norden der Stadt für einen Quadratmeter Eigentum zwischen 2600 und 3100 Euro fällig. Auch bei den Immobilienrichtwerten gibt es starke Unterschiede im Stadtgebiet zwischen Norden und Süden. So liegt der Richtwert für einen Quadratmeter eines Reihen- oder Doppelhauses in den Stadtteilen Frimmersdorf und Neurath bei derzeit 1900 Euro; bei Eigentumswohnungen wird ein Wert von 1650 Euro pro Quadratmeter zugrunde gelegt.