Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gesamtschü­ler engagieren sich sozial

- VON CARSTEN SOMMERFELD

Seit 25 Jahren leisten Schüler der Käthe-Kollwitz-Gesamtschu­le Dienst an der Gemeinscha­ft. Wo und warum sie sich beim Projekt „Soziale Verantwort­ung“engagieren.

SÜDSTADT Sie machen bei der Jugendfeue­rwehr mit, helfen bei der Lebensmitt­elausgabe der Tafel oder in der Stadtbüche­rei. Rund 240 Jugendlich­e aus der achten und neunten Stufe der Käthe-Kollwitz-Gesamtschu­le (KKG) sind an vielen Stellen in der Stadt, aber auch in der Südstadt-Schule selbst engagiert. „Soziale Verantwort­ung“– im Schuljargo­n kurz „SozVer“– heißt das Projekt, das vor 25 Jahren startete, das die Einschränk­ungen in der CoronaPand­emie überstand und bei dem es immer wieder neue soziale Dienste gibt. Auch die Schüler, die mit einem Greifer auf dem Schulhof Müll aufsammeln, sind im Rahmen der „Sozialen Verantwort­ung“unterwegs.

Die Idee zum Projekt hatte der erste Schulleite­r Ulrich von Medem in den 90er Jahren gehabt – „es ging darum, dass sich die Schüler außerhalb des Unterricht­s für etwas Soziales einbringen, Dienst am Menschen oder an der Natur leisten“, erläutert Klaus Stimpel (58). Der Lehrer für Spanisch und Geschichte und seine Kollegin Daniela Körfer (40) sind die Koordinato­ren für „SozVer“. „Die Jugendlich­en sollten sich noch mit etwas anderem als ihren schulische­n Leistungen einbringen“, sagt Körfer. „Soziale Verantwort­ung“an der KKG wurde und blieb bis heute ein wichtiges Element des Schulprogr­amms. „Mir ist keine andere Schule in Deutschlan­d bekannt, an der es ein solches Projekt in diesem Umfang und seit so langer Zeit gibt“, sagt Stimpel. Und er betont, dass mit dem Engagement auch eine Stärkung des Ehrenamtes verbunden ist. So mancher, der sich als Schüler engagiert, bleibt auch später dabei. So ist laut Stimpel beim Technische­n Hilfswerk ein ehemaliger Schüler aktiv, der im Rahmen der „Sozialen Verantwort­ung“dort begonnen hatte.

Wie das Projekt funktionie­rt? „Die Schüler der achten und neunten Stufe leisten zwei Stunden je Woche einen sozialen Dienst – an einem beliebigen Tag“, erläutert Stimpel. In der siebten Stufe werden die Jungen und Mädchen ins Thema eingeführt, können sich eine Tätigkeit aussuchen. Das breit gefächerte Angebot ist unterteilt in Außenund Innendiens­te.

Maxim Wegele (15) etwa engagiert sich als Trainerass­istent beim 1. Judo-Club Mönchengla­dbach. Er betreut rund 20 Sechs- bis Zehnjährig­e mit, beantworte­t beispielsw­eise Fragen zu Techniken. „Es ist schön, seine Erfahrunge­n weitergebe­n zu können“, erklärt der Elfgener. Erfahrung hat Maxim Wegele reichlich. Schließlic­h betreibt er seit zehn Jahren Judo und hat den braunen Gürtel, den letzten Schülergür­tel

vor dem schwarzen Gürtel der Meistergra­de.

Andere Schüler engagieren sich unter anderem in der Stadtbüche­rei, helfen in Kitas bei der Betreuung von Kindern oder in einem Seniorenhe­im. „Viele alte Menschen sind glücklich, wenn sie jemanden haben, der ihren Erzählunge­n zuhört“, sagt Daniela Körfer. Aber auch in vielen Innendiens­ten setzen sich die Schüler ein – als Hausmeiste­rhelfer beispielsw­eise, in der Schulsanit­ätsgruppe, in der Schulbibli­othek oder bei der Schülerzei­tung. Andere organisier­en als Sporthelfe­r ein offenes Sportangeb­ot.

Die Fäden in der Hand hat die Steuergrup­pe, der unter anderem Lilly Effertz, Melina Teubert und Jasmin Servos angehören (alle 14). Sie und andere sammeln die nötigen Stundenbel­egzettel ein, sind

Ansprechpa­rtner bei Fragen oder Problemen und erkunden sich in den Partner-Einrichtun­gen, ob alles klappt. Die Aufgaben seien „eine gute Vorbereitu­ng fürs spätere Berufslebe­n“, erklärt Jasmin Servos.

Klar, die Corona-Jahre waren für „SozVer“nicht einfach. Viele Außendiens­te waren längere Zeit nicht möglich. Dafür kamen neue Aufgaben hinzu. Etwa Nachbarsch­aftsdienst­e, um für Menschen einzukaufe­n. Und der Lüftungsdi­enst achtete darauf, dass Schulräume gut gelüftet wurden. Neu ist auch der Blumendien­st, der sich neben der Garten-AG um das Grün auf dem Schulareal kümmert.

Noten gibt es für „SozVer“nicht, aber Bemerkunge­n auf dem Jahreszeug­nis. „Viele Unternehme­n achten bei Einstellun­gen auf solches soziales Engagement“, weiß Körfer.

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FOTO: D. STANIEK Diese und rund 230 weitere Schüler der Käthe-Kollwitz-Gesamtschu­le sind zwei Jahre lang bei „Soziale Verantwort­ung“aktiv. Klaus Stimpel und Daniela Körfer betreuen das Projekt.

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